Handwerker montieren die Solarmodule auf dem Kirchendach.
Bildrechte: Katholische Stadtkirche Nürnberg

Auf dem Dach der St. Karl Borromäus Kirche in Nürnberg soll bald Bayerns größte Solaranlage auf einer Kirche entstehen.

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Nürnberg: Größte PV-Anlage auf Bayerischem Kirchendach

Was ist wichtiger: Denkmal- oder Klimaschutz? Dass das nicht zwingend ein Widerspruch sein muss, zeigt ein neues Bauprojekt in Nürnberg. Ein Kirchendach erhält bei der Restaurierung eine Photovoltaikanlage – optisch stören soll die nicht.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten Franken am .

Auf der St. Karl Borromäus Kirche im Nürnberger Stadtteil Mögeldorf wird gerade die größte PV-Anlage auf einem Kirchendach in ganz Bayern montiert. Und das, obwohl die Kirche unter Denkmalschutz steht.

Die Katholische Stadtkirche Nürnberg teilt in einem Schreiben die Eckdaten mit: Die Anlage wird rund 800 Quadratmeter umfassen und soll künftig neben der Kirche auch noch den angrenzenden Kindergarten, Pfarrhaus und Pfarrsaal sowie 38 benachbarte Wohnungen, die zur Kirchenstiftung gehören, mit Strom versorgen.

Photovoltaik fügt sich optisch ins Blechdach ein

Um die Außenansicht der rund 100 Jahre alten und denkmalgeschützten Kirche nicht zu stark zu verändern, wurde eine Firma beauftragt, die spezielle Photovoltaik-Module anbietet. Mit der Montage der Anlage wird gleichzeitig das asbestbelastete Dach der Kirche saniert. Statt der bisherigen asbestbelasteten Schindeln wird ein Blechdach mit integrierter Photovoltaikanlage montiert. „Die Farbe und Höhe der PV-Module entspricht optisch den Schindeln und ist damit denkmalgerecht“, erklärt Josef Weber von der Kirchenverwaltung. Die Maßnahme kostet rund 1,6 Millionen Euro.

Diskussionen um Denkmal- und Naturschutz

Dass denkmalgeschützte Gebäude mit PV-Anlagen bebaut werden dürfen, liegt an einer Änderung des Denkmalschutzgesetzes aus dem vergangenen Jahr. Die Voraussetzung für den Bau ist die Denkmalverträglichkeit des Projekts und dessen denkmalgerechte Einpassung in das Gesamtensemble einer Kommune. Die Energieerzeugung soll dabei überwiegend den Bedarf im Gebäude decken und den im Denkmal lebenden Personen dienen. Die Mehrkosten für die denkmalverträgliche Anbringung von Anlagen sowie für die energetische Sanierung denkmalgeschützter Gebäude sind gesondert förderfähig.

Das erste Mal wurde ein Großdenkmal vor knapp einem Jahr umgebaut: Ein Klosterdach in der Würzburger Altstadt erhielt auf gut 1.500 Quadratmetern Dachfläche rund 20.000 Solarziegel. Die Monteure hatten dafür die roten Dachziegel mit roten Solarziegeln ergänzt. Die können etwas teurer und etwas leistungsschwächer als herkömmliche Solarmodule sein, passen dafür aber optisch besser zu den Bauwerken. Die Anlage ist ein wichtiger Teil des Vorhabens des dortigen Ordens, der Erlöserschwestern: Bis 2037 wollen sie klimaneutral werden.

Solar-Streit in Westmittelfranken

In Westmittelfranken sträuben sich zwei Bürgermeister gegen derartige Bebauungspläne. Die Oberbürgermeister von Dinkelsbühl und Rothenburg sorgen sich um die Optik ihrer Altstadtperlen. Sie erklären zwar, man wolle in Zukunft jeden Einzelfall prüfen, die Anträge allerdings immer ablehnen, "sofern die Anbringung von Anlagen sichtbar ist und dadurch den Eindruck der historischen geschlossenen Dachlandschaft beeinträchtigt." Das betreffe praktisch alle Gebäude in beiden Städten.

Gegenwind erhalten die beiden Oberbürgermeister von Martin Stümpfig, dem Sprecher der Grünen für Energie und Klimaschutz im Bayerischen Landtag. Er hält PV-Anlagen in Rothenburg und Dinkelsbühl durchaus für möglich. Dort gebe es "die ein oder andere Dachfläche", die kaum einsehbar sei. Auch Wärmepumpen sind für ihn in den historischen Altstädten eine Option. Mittlerweile gebe es Modelle, die leise seien. Zudem könne man die Installation auf dem Dach in einer Art Kamin verstecken.

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