In weißer, legerer Baumwollhose sitzt Cordula Pflaum auf ihrer Dachterrasse im oberfränkischen Hallstadt. Die 54-Jährige wirkt zwei Tage vor ihrem Abflug nach Tokio entspannt. Seit 30 Jahren ist sie für die Lufthansa unterwegs, seit mehr als zehn Jahren bildet sie als Ausbildungspilotin den Nachwuchs aus.
Wenn Cordula Pflaum über ihren Beruf spricht, leuchten ihre Augen und man spürt ihre Begeisterung für das Fliegen. "Jeden Tag die Sonne sehen oder den Mond. Die Gezeiten. Die Technik zu bewegen, diese Tonnen in die Luft zu heben." Doch die Pilotin kann auch nachdenklich werden, wenn sie aus ihrem Berufsalltag erzählt.
Keine Frauen im Cockpit? "Es fehlen die weiblichen Vorbilder"
Bei der Lufthansa sind von 6.000 Piloten und Pilotinnen nur rund acht Prozent weiblich. Damit steht die deutsche Airline noch gut da. Deutschlandweit sind es knapp sieben Prozent, weltweit nur knapp sechs Prozent, so eine Auswertung der "International Society of Women Airline Pilots" von 2021.
Warum so wenig Frauen Pilotin werden wollen? Pflaum glaubt, dass viele Frauen nicht den Mut hätten, sich für einen Männerberuf zu entscheiden. "Da fehlen die weiblichen Vorbilder." Bei ihr sei das anders gewesen, erzählt Pflaum. "Für mich war es ein Kindheitstraum, ich wollte mit elf Jahren Pilotin werden." Sie hatte diesen Wunsch, weil schon ihr Vater Pilot werden wollte, es aber wegen seiner Sehschwäche nicht werden konnte. "Mein Papa hatte mir damals schon immer viel von dem Beruf erzählt."
Ein Flugzeug zu fliegen habe nichts mit dem Geschlecht zu tun
Cordula Pflaum hofft, durch ihr Vorbild mehr Frauen für das Fliegen zu begeistern. Deswegen hat sich darüber auch ein Buch geschrieben. Aktuell sei die Pilotin im Cockpit auf Langstrecke eine Ausnahme. "Ich hatte mal einen Kollegen, der meinte, das muss ja für die anderen komisch sein, mit dir als Frau zu fliegen. Und ich war damals nicht schlagfertig genug, aber ich wusste genau, er meinte wohl sich selbst", erinnert sich Pflaum.
Bei den Gästen seien die Reaktionen aber meist positiv, so die 54-Jährige. Sie käme mit ihnen schnell über ihren Beruf als Pilotin ins Gespräch. Und trotzdem wünscht sich Cordula Pflaum, in Zukunft mehr Pilotinnen auf Langstrecke zu sehen. Denn ein Flugzeug fliegen sei eine Fähigkeit, die nichts mit dem Geschlecht zu tun habe.
Cordula Pflaum: Eine Frau im Cockpit ist immer Thema
Eines ihrer Lieblingsziele bei Langstreckenflügen sei Tokio. Bei einem Flug, der mehr als acht Stunden dauert, habe sie zwei Co-Piloten dabei. "Zwei Piloten fliegen und einer kann sich ausruhen. Das heißt, wir teilen uns die Flugzeit auf", erzählt Pflaum. "Wir haben hinter dem Cockpit Betten und können dort schlafen oder entspannen, wenn wir nicht fliegen."
Cordula Pflaum fliegt inzwischen nur noch Langstrecke. Rund 73 Stunden fliegt sie im Monat. Obwohl sie schon seit Jahren als Kapitänin fliegt, ist es nach wie vor jedes Mal ein Thema, erzählt Pflaum. "Das beschreiben auch meine Kolleginnen, mit denen ich befreundet bin." Mindestens einmal käme es allein bei der Crew zur Sprache. Die sollten ja schon die eine oder andere Kapitänin erlebt haben, schmunzelt Pflaum. Aber vor allem auf dem größten und schwersten Passagierflugzeug der Welt sei sie eine von wenigen Frauen im Cockpit. "Das erste Mal mit einer Frau im A380", höre sie dann häufig von den Kollegen.
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