CSU-Chef Markus Söder und Hessens Ministerpräsident Boris Rhein (CDU) beim Gillamoos
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Söders Eigenwerbung in der K-Frage: "Würde mich nicht drücken"

Söders Eigenwerbung in der K-Frage: "Würde mich nicht drücken"

Nach den Ost-Wahlen nutzt CSU-Chef Söder den Gillamoos für einen Vorstoß in der K-Frage. Er bekundet offen Interesse und betont: "Mehr CSU kann Deutschland nur guttun." CDU-Chef Merz reagiert gelassen, er weiß um seinen Vorteil. Eine Analyse.

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Die entscheidende Botschaft hebt sich Markus Söder für den Schluss auf. 47 Minuten dauert die Rede des CSU-Chefs beim politischen Frühschoppen auf dem Gillamoos, als er auf die K-Frage zu sprechen kommt. "Wir haben zwei starke Parteivorsitzende: den CDU-Vorsitzenden, den CSU-Vorsitzenden. Und wir werden aus diesen zwei Vorsitzenden einen Kandidaten machen, einen Kandidaten für das Bundeskanzleramt."

Söder über K-Frage: "Ich würde mich nicht drücken"

Einmal mehr schließt Söder damit den NRW-Ministerpräsidenten Hendrik Wüst (CDU) aus dem Wettstreit aus. Einmal mehr versichert er, sich mit Friedrich Merz zu einigen. Deutlicher als bisher aber lässt Söder sein eigenes Interesse erkennen: "Für mich ist Ministerpräsident das schönste Amt, aber ich würde mich nicht drücken, Verantwortung für unser Land zu übernehmen", ruft er. Lauter Jubel im Festzelt.

Nach den Landtagswahlen in Sachsen und Thüringen beginnt für die Union die heiße Phase der Kandidaten-Kür. Mancher in der CDU sieht Parteichef Merz – ohnehin Favorit – durch die Wahlergebnisse weiter gestärkt. Möchte Söder noch eine kleine Chance wahren, steht er unter Zugzwang. Und so wagt er in Abensberg ein bisschen Offensive.

Weitgehend bundespolitische Rede

Der CSU-Chef hält eine über weite Strecken bundespolitische Rede. Mit deftigen Bierzelt-Sprüchen geht er sparsam um. Er spricht über die Wahlen im Osten ("echter Weckruf"), stimmt einen Abgesang auf die Berliner Ampel an ("rauchende Ruine") und ruft Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) zum Rücktritt auf. Er äußert sich zu Erbschaftssteuer, Mehrwertsteuer in der Gastronomie, zu Bürgergeld, Migration und Asylrecht. Alles Themen, über die in Berlin entschieden wird.

Und Söder betont die Bedeutung der CSU als bundespolitischem Ideengeber: Angela Merkel (CDU) sei als Kanzlerin "nicht ganz so begeistert" gewesen von einer Senkung der Gastro-Mehrwertsteuer, "aber ich konnte sie überzeugen". Seinen CDU-Gast, den hessischen Ministerpräsidenten Boris Rhein, lobt er dafür, dass er mit einem Genderverbot "etwas tut, was ich angekündigt habe". Und: Das Thema Migration habe die Union lange entzweit. Erst durch Merz sieht Söder die CDU hier wieder auf dem richtigen Kurs – also auf CSU-Linie.

Söder grenzt sich indirekt von Merz ab

Ohne Merz und Wüst namentlich zu nennen, geht Söder in einem Punkt auf Distanz zu den beiden. "Ich weiß, es gibt in der CDU ein paar, die sagen: Haaa, lasst uns Schwarz-Grün offenhalten! (...) Ein Offenhalten von Schwarz-Grün reduziert die Chancen der Union, eine starke Regierung zu bilden." Der CSU-Chef erneuert seine Ansage: "Mit mir und der CSU wird es kein Schwarz-Grün in Deutschland geben." Auch dafür: viel Jubel.

Nach Einschätzung der Politikwissenschaftlerin Jasmin Riedl dient Söders Nein zu Schwarz-Grün unter anderem dazu, sich in der K-Frage in Position zu bringen: Er zeichne damit "ein klares Gegenbild" zu Merz, sagte Riedl vergangene Woche im BR-Interview.

Söder über 2021: "Es war der falsche Kandidat"

Söder weiß, dass manch einer in der CDU ihm übelnimmt, wie er sich 2021 nach seiner Niederlage im Wettstreit mit Armin Laschet verhalten hatte. Seine Angriffe auf den damaligen Unions-Kanzlerkandidaten gelten als einer der Gründe für die Wahlschlappe von CDU und CSU. Beim Gillamoos verteidigt sich Söder: "Damals war es nämlich schlicht und einfach der falsche Kandidat."

Dieses Mal werde es "definitiv anders laufen". Merz und er seien "ein Team", versichert Söder. "Es geht nicht darum, wer es macht, es geht darum, was am Ende rauskommt." Über allem stehe das Ziel, die Ampel abzulösen. Dennoch lässt er die Republik wissen: "Etwas mehr CSU kann Deutschland nur guttun."

Einen CSU-Kandidaten könne es nur geben, "wenn die CDU einen bittet", räumt Söder ein. Er lässt an diesem Vormittag wenig Zweifel daran, dass er gebeten werden möchte. "Also, Boris, kannst was aufschreiben", ruft er dem CDU-Gast Rhein zu.

CDU-Gast Rhein: "Södern statt zögern"

Rhein hatte allerdings schon vor seinem Auftritt bei der CSU seinem Parteichef Merz den Rücken gestärkt. Den Zeitungen der Funke Mediengruppe sagte er auf die Frage, ob die Wahlen eine Kandidatur von Merz wahrscheinlicher machen: "In Sachsen ist die CDU sehr stark, und auch in Thüringen ist eine konstruktive Politik ohne uns nicht möglich. Das ist sehr klar auch ein Erfolg unseres Bundesvorsitzenden Friedrich Merz."

In Abensberg wiederholt Rhein das nicht, sondern lobt seinen "Freund" Söder in höchsten Tönen. "Ich schätze Markus Söder, weil er eine klare Haltung hat. Ich schätze Markus Söder, weil er einer von denen ist, die Klartext sprechen. Und ich schätze ihn, weil er führt." Rhein setzt noch eins drauf: "Södern statt zögern, das muss das Motto in Deutschland sein."

Merz sieht "keinen Neuigkeitswert"

Söders größter Trumpf: Seine Umfragewerte sind besser als die von Merz. Darauf spielte vor wenigen Tagen der bayerische Wissenschaftsminister Markus Blume (CSU) in der "Süddeutschen Zeitung" an: "Markus Söder ist eine Persönlichkeit, der in der ganzen Republik die Herzen zufliegen", sagte Blume. "Das ist ein Pfund, das extrem bedeutsam ist."

Aber Söder hat ein großes Problem: Anders als 2021 gibt es bisher keine prominenten CDUler, die nach ihm rufen. Entsprechend gelassen reagiert Merz auf die Äußerungen beim Gillamoos. Für ihn habe Söders Aussage "keinen Neuigkeitswert", sagt der CDU-Vorsitzende vor Journalisten in Berlin. Vereinbart sei, dass die Entscheidung im Spätsommer falle. "Der Spätsommer hat gerade angefangen, aber der ist noch nicht zu Ende", so Merz.

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