Mit dem Bus und der Bahn von Oberstdorf nach Lindau fahren oder bei der nächsten Bergtour einfach eine Überschreitung planen und für den Rückweg den Bus nehmen – das können Urlaubsgäste im Oberallgäu ab Dienstag. Ein extra Ticket müssen sie dafür nicht mehr kaufen. Die Fahrscheine bekommen die Übernachtungsgäste automatisch mit ihrer Gästekarte beim Check-in.
Mit dem so genannten Mobil Pass Allgäu soll Urlaubern und Urlauberinnen im südlichen Oberallgäu der Zugang zum öffentlichen Personennahverkehr erleichtert werden. Finanziert wird das Ticket über den Kurbeitrag. Diese Abgabe an die Kommune muss jede Person bezahlen, die touristisch im südlichen Oberallgäu übernachtet.
Touristischer Schwerpunkt liegt im südlichen Landkreis
Ein Grund, warum einige Gemeinden im Norden des Landkreises nicht teilnehmen: Laut dem Projektverantwortlichen Sandro Drechsel dürfen viele nördlich gelegenen Gemeinden keinen Kurbeitrag erheben und haben deshalb ein Problem mit der Refinanzierung des Projekts. Bedeutet im Umkehrschluss: Wer in den elf der 28 Oberallgäuer Gemeinden übernachtet, die nicht am Mobil Pass Allgäu beteiligt sind, bekommt auch kein ÖPNV-Ticket. Allerdings, so Drechsel, liegt der Schwerpunkt des Tourismus im Oberallgäu sowieso im Süden des Landkreises. Außerdem können Gemeinden, die sich bislang nicht am Mobil Pass Allgäu beteiligen, später in das Projekt einsteigen.
Beitrag zur Mobilitätswende
Tourismusforscher Guido Sommer von der Hochschule Kempten sieht die Einführung des Urlaubertickets als "hochrelevant" für das Oberallgäu an. "In anderen Tourismusregionen gibt es derartige Gäste-Tickets schon lange", sagt Professor Dr. Sommer, Dekan der Fakultät Tourismus-Management, im BR24-Gespräch.
Um konkurrenzfähig zu bleiben, sei es notwendig, dass das Oberallgäu hier nachziehe. Das Urlauberticket sei für ihn der "richtige Schritt und ein Baustein in Sachen Mobilitätswende". Trotzdem müsse der ÖPNV im Landkreis weiter verbessert werden. Allerdings könne mit Hilfe der Gäste auch getestet werden, welche Routen und Touren besonders nachgefragt werden. Wie kürzlich auf einer Pressekonferenz bekannt gegeben wurde, arbeitet der Landkreis bereits an der Verbesserung des ÖPNV und möchte ein entsprechendes Konzept bis 2027 umsetzen.
Ziel: Weniger Autoverkehr
Mit dem Urlauber-Ticket will der Landkreis auch einen Beitrag zum Klimaschutz leisten, indem der individuelle Verkehr reduziert wird. Sandro Drechsel geht zwar weiter davon aus, dass viele Urlauber und Urlauberinnen mit dem Auto ins Allgäu kommen, setzt allerdings darauf, dass sie ihre Fahrzeuge im Urlaub dann aufgrund des Tickets mehr und mehr stehen lassen.
Der Mobil Pass Allgäu gilt während des gebuchten Aufenthaltszeitraums der Gäste und kann in Bussen und Regionalzügen im gesamten Oberallgäu genutzt werden. Auch Ziele in Gemeinden oder Städten, die sich bislang nicht beteiligen, können angefahren werden. Darüber hinaus gilt das Ticket auch im Verkehrsverbund Bodo in den Landkreisen Lindau, Ravensburg und Bodenseekreis sowie auf je zwei Linien im Tannheimer Tal und Bregenzerwald im benachbarten Österreich.
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