Joachim Linß vor der Hochwasserschutzmauer im Passauer Ortsteil Grubweg.
Bildrechte: BR/Katharina Häringer

Hochwasserschutz in Passau

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Passau und seine Schutzmaßnahmen: Jedes Hochwasser ein Krimi

Elf Jahre nach der Flutkatastrophe sind in Passau zwei Hochwasserschutzmaßnahmen umgesetzt worden. Nur wenige Anwohner profitieren davon. In der Altstadt hingegen bleibt jedes Hochwasser ein Krimi – auch in diesen Tagen.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Niederbayern und Oberpfalz am .

Kerstin und Joachim Linß leben im Passauer Ortsteil Grubweg. Ihr Haus steht Dutzende Meter von der Donau entfernt. Bei Hochwassergefahr haben die beiden immer an die Altstadt gedacht. Dass sie selbst betroffen sein könnten, kam ihnen nie in den Sinn. Doch 2013 änderte sich das: Die Donau schob sich bis zu ihrem Haus, zerstörte alles im Erdgeschoss.

Jetzt ist das anders. Das Paar profitiert von einem Hochwasserschutz, der seit wenigen Wochen fertig ist. Zum ersten Mal haben Einsatzkräfte der Feuerwehr ein Hochwassertor an der Donau aufgebaut.

Passaus Altstadt nach wie vor ungeschützt

"Ich könnte jetzt nicht gut schlafen, wenn wir diese Wand nicht hätten", sagt Joachim Linß. "Sie ist nicht wunderschön, aber wichtig. Ich bin so froh, dass die Mauer gebaut wurde." Doch so wie ihm geht es nur wenigen Passauern.

Nach der Katastrophe vor elf Jahren wurden sechs Hochwasserschutzmaßnahmen geprüft, bis heute aber nur zwei umgesetzt. Die Altstadt ist nach wie vor ungeschützt.

Erinnerung an Hochwasser von 2013

Wie wird es diesmal ausgehen? Den Prognosen zufolge soll Passau mit einem blauen Auge davonkommen. Am Dienstagmorgen steht die Donau bei fast zehn Metern. Tendenz: leicht steigend. Der aktuelle Pegelstand am Inn beträgt in den frühen Morgenstunden sechs Meter 60, das bedeutet Meldestufe 3.

Die Feuerwehr Passau stuft das als "mittelschweres Hochwasser" ein. Ein Pegel von unter zehn Metern sei eine machbare Situation für die Stadt, sagt Stadtbrandrat Andreas Dittlmann. Trotzdem ist es das schwerste Hochwasser seit 2013. Damals lag der Pegel bei zwölf Meter 89.

8.000 Sandsäcke gegen die Wassermassen

Was heute anders ist als 2013? Die Feuerwehr wurde besser ausgerüstet, schaffte beispielsweise mehr Pumpanlagen an. Für die Altstadt-Bewohner bleibt aber alles gleich, sagt Dittlmann: Sie haben sich mit 8.000 Sandsäcken und Schotten vor Türen und Fenstern verbarrikadiert. Eine andere Möglichkeit haben sie nicht, sich vor den Wassermassen zu schützen.

Eine Flutschutzmauer an der Donau in der Altstadt ist zwar in Planung. Es könnte aber noch Jahre dauern, bis diese steht. Das Projekt hat im Stadtrat aktuell noch eine Mehrheit, es gibt aber auch immer mehr Kritiker. Die Pläne zum Hochwasserschutz am Inn liegen hingegen komplett auf Eis. Viele Bürger mobilisierten gegen eine Flutschutzwand, weil ihrer Auffassung nach damit Passaus Flaniermeile optisch zerstört würde.

Geschützte Anwohner hoffen auf weiteren Flutschutz

Joachim Linß kann die Debatten in der Altstadt nicht verstehen. "Man kann sich ja überlegen, wie man optisch so eine Mauer gestaltet. Ob mit Natursteinelementen zum Beispiel oder auch begrünt. Dann sieht sie nicht so schlimm aus. Aber sie bietet einfach einen Schutz, den ich nicht missen möchte", sagt er. Auch seine Nachbarn schildern, dass sie nicht mehr ruhig schlafen könnten, wenn die Mauer nicht wäre. Sie hoffen, dass das jetzige Hochwasser die Debatte um Flutschutz in der Altstadt wieder ankurbelt.

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