Die renaturierte Donau bei Wien
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Risiko Hochwasser: Warum Flüsse mehr Platz brauchen

Risiko Hochwasser: Warum Flüsse mehr Platz brauchen

Nach Unwettern und Starkregen herrschte Anfang Juni in Teilen Bayerns der Ausnahmezustand. Viele Flüsse und Bäche führten starkes Hochwasser und wurden zur Gefahr. Ein wirksamer Lösungsansatz könnte sein, Flüssen ihren natürlichen Lauf zurückzugeben.

Über dieses Thema berichtet: UNKRAUT am .

Markt Schwarzach in Unterfranken: Direkt am Fluss, an der Schwarzach, wohnt Michael Lukacz. Mit Hochwasser kennt er sich aus. In der Region gab es zwei Jahrhunderthochwasser in nur acht Jahren. Am Abend des 1. Juni setzt sich eine Gewitterzelle über dem Landkreis Kitzingen fest. Innerhalb einer Stunde fallen über 100 Liter Regen pro Quadratmeter. Für Michael Lukacz ist es eine schlaflose Nacht.

Schwerere Hochwasser durch Fluss-Begradigung

Seit mehreren Jahren engagiert sich Lukacz in der Bürgerinitiative für Hochwasserschutz in Schwarzach am Main. Die Mitglieder erarbeiteten sich in der Zeit einiges an Wissen über die regionalen Flüsse. Sie sehen einen Hauptgrund, warum Hochwasser häufiger und stärker werden, in der Begradigung und Kanalisierung von Flüssen. Bei Hochwasser rauschen die Wassermassen viel schneller flussabwärts, als es im ursprünglichen Zustand der Fall gewesen wäre. Das kann die Hochwasserspitzen weiter unten an den Flüssen verschärfen.

Außerdem kritisieren die Anwohner die Art und Weise, wie viele Felder angelegt sind: Über Entwässerungsrohre kann Wasser schnell von den Äckern abgeleitet werden. Dadurch sammelt sich das Wasser schneller in den Flüssen. Peter Laumer, Mitglied der Bürgerinitiative Hochwasserschutz in Schwarzach, kritisiert diese Praxis: "Das ist die Denke der 1950er Jahre. Wir erleben das dritte Hochwasser in 20 Jahren und haben nichts gelernt!" Während Maisfelder beispielsweise bei Hochwasser kaum Wasser in der Fläche zurückhalten können, wirken Wiesen oder Wälder wie ein Schwamm. So können sie Hochwasser abmildern.

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Michael Lukacz, Bürgerinitiative für Hochwasserschutz in Schwarzach am Main

EU-Verordnung soll Flüssen natürlichen Lauf zurückgeben

Eine Chance sehen die Betroffenen auch im neue europäische Gesetz zur Wiederherstellung der Natur. Es sieht unter anderem vor, dass an mindestens 25.000 Flusskilometern in der EU nicht notwendige Barrieren entfernt werden müssen. Das betrifft Barrieren, die nicht für den Hochwasserschutz, Wasserkraft oder beispielsweise die Schifffahrt gebraucht werden.

Nur auf ein Prozent der Flüsse in der EU bezieht sich die Verordnung. Befürworter des Gesetzes hoffen dennoch, dass durch sie die Renaturierung von Flüssen in den kommenden Jahren vorangebracht wird.

Renaturierung an der Donau zeigt Erfolge

Wie Flüsse in großem Maßstab mehr Platz bekommen, ist beispielsweise an der Donau östlich von Wien zu sehen. Dort wird der Fluss auf Nationalparkgebiet renaturiert. Das heißt konkret: Die Uferbefestigung wird zurückgebaut. Dadurch fallen die Ufer flacher ab und sind ein attraktiver Lebensraum für verschiedene Tier- und Pflanzenarten. Gleichzeitig wird die Schifffahrt aber nicht eingeschränkt. Auf der Donau sind jedes Jahr Tausende Touristenboote und Frachtschiffe unterwegs.

Zudem werden bei dem Renaturierungsprojekt alte Flussarme wieder angeschlossen. Sie dienen als Rückzugsräume - etwa für den Eisvogel oder den Seeadler. Bei Hochwasser kann die Donau dann auch die angrenzenden Auwälder fluten. So wird das Wasser in der Fläche gehalten. Das ist ein lokaler und ganz natürlicher Hochwasserschutz.

Bürgerinitiative von konkreten Maßnahmen enttäuscht

Rund drei Wochen nach dem verheerenden Unwetter im unterfränkischen Schwarzach am Main werden in der Gemeinde zum ersten Mal Pläne für den Hochwasserschutz vorgestellt. Die örtliche Bürgerinitiative um Michael Lukacz fordert einen natürlichen Hochwasserschutz: "Wir wollen Breitwasser statt Hochwasser." Hochwasser soll sich in der Landschaft verteilen, bevor es die Wohngebiete erreicht. Ein technischer Hochwasserschutz mit Dämmen, Mauern oder Rückhaltebecken kann zwar viel Wasser zurückhalten, kostet aber sehr viel und hat oft lange Bauzeiten.

Dennoch werden den Anwohnerinnen und Anwohnern von dem beauftragten Ingenieurbüro genau solche Konzepte bei der Informationsveranstaltung Ende Juni präsentiert. Die damit verbundenen Kosten sind zu hoch für die Gemeinde. Michael Lukacz und seine Mitstreiter von der Bürgerinitiative sind enttäuscht, dass sie als Betroffene nicht früher in den Planungsprozess einbezogen wurden. Zusammen mit dem Wasserwirtschaftsamt Aschaffenburg werden sie nun nach bezahlbaren und wirkungsvollen Kompromissen suchen.

Im Video (19.07.2024): So geht es den Hochwasseropfern in Bayern heute

Hohe Sachschäden, Evakuierungen, Feuerwehren, THW und Rettungsdienste im Dauereinsatz: Anfang Juni kam das Hochwasser über Bayern. Und jetzt? Wie geht es weiter in den betroffenen Gebieten?
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02.06.2024: Teile von Reichertshofen sind vom Wasser überflutet.

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