Die Jugend der Boxabteilung von TSV 1860 München hat mehrheitlich nichts gegen neue Schulden
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Die Jugend der Boxabteilung von TSV 1860 München hat mehrheitlich nichts gegen neue Schulden

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Schulden von Morgen? Wie die Jugend auf Schuldenpakete blickt

Schulden von Morgen? Wie die Jugend auf Schuldenpakete blickt

Der alte Bundestag könnte per Grundgesetzänderung hunderte Milliarden für Verteidigung und Infrastruktur als Sondervermögen locker machen. Zurückzahlen wird es die junge Generation in den kommenden Jahrzehnten. Wie denkt die Generation Z darüber?

Über dieses Thema berichtet: BR24 im Radio am .

Gerät die Generationengerechtigkeit in Deutschland ins Wanken? In Berlin könnte der Bundestag kurz vor Auflösung noch grünes Licht für ein gigantisches Sondervermögen geben. Die Tilgung der Schulden fällt dann in den kommenden Jahrzehnten an. Die Schultern, die das tragen müssen, sind jetzt teilweise noch im Jugendalter. Und trainieren zum Beispiel beim TSV 1860 München in der Boxabteilung. Fragt man nach den geplanten Milliardenschulden, gehen die Meinungen unter den jungen Sportlerinnen und Sportlern auseinander.

Stichprobe: Jugendliche haben nichts gegen Rekordschulden

Die Mehrheit der Befragten sieht kein Problem darin, dass der Staat erheblich neue Schulden aufnimmt. Viele finden, dass man lieber jetzt als später investieren sollte. Andere betonen, die Verschuldung sollte "im Rahmen" bleiben. Einzelne Jugendliche lehnen neue Schuldenpakete ab, etwa mit dem Hinweis: "Es ist nicht fair, dass unsere Generation die Schulden der jetzigen Zeit in der Zukunft zurückzahlen müssen." Einigkeit bei allen befragten Sportlern zwischen 16 und 25 Jahren herrscht darüber, dass dringend in Schulen und Universitäten investiert werden sollte.

Jugendverbände uneins beim Thema Verschuldung

Auch unter Jugendverbänden ist die Meinung gespalten. Vertreter des Deutschen Jugendrings (DJR) in Berlin beispielsweise sind für eine Abschaffung der Schuldenbremse und für eine höhere Besteuerung von Einkommens- und Vermögensreichtum.

Schriftlich heißt es auf Anfrage zu den geplanten neuen Sondervermögen: "Für Investitionen muss der Gesetzgeber wieder finanzielle Handlungsspielräume zurückgewinnen." Der Bayerische Jugendring (BJR) dagegen ist mit Blick auf mögliche Rekordschulden zurückhaltender. Er antwortet auf Anfrage: "Investitionen und Neuverschuldung müssen der jungen Generation zugutekommen – nicht auf ihre Kosten gehen."

Politischer Nachwuchs: Klares "Pro" und klares "Contra"

Die Jugendverbände der Parteien könnten in der Frage von neuen Schulden nicht gegensätzlicher sein. Grüne Jugend und Jungsozialisten, auch Jusos genannt, fordern eine Lockerung der Schuldenbremse. Junge Union und die Jungen Liberalen, auch Julis genannt, sprechen sich dezidiert dagegen aus.

Forscher: Neue Schulden schränken ein, Jugend profitiert aber auch

Experten sagen: Von Investitionen in die Infrastruktur profitiert auch die junge Generation. Der Leiter des Zentrums für öffentliche Finanzen vom Münchner Ifo-Institut Professor Niklas Potrafke weist aber auch darauf hin, dass in Zukunft mehr Zinsen für Schulden gezahlt werden müssten. Bereits jetzt zahle der Bund 40 Milliarden Euro pro Jahr an Zinsen.

Geld, das an anderer Stelle fehle. "Es ist klar, dass der Handlungsspielraum für die Gesellschaft und den Staat durch diese Schulden eingeschränkt wird. Insgesamt sollte sich der Staat mit Schulden eher zurückhalten und nur Schulden aufnehmen, wenn es dringend notwendig ist", so Potrafke. Für die junge Generation gebe es in seinen Augen eine ganz andere, noch größere Baustelle: Das Rentensystem müsste reformiert werden.

Ökonomin: Italien als Negativbeispiel für zu hohe Schulden

Philippa Sigl-Glöckner, Gründerin der Organisation "Dezernat Zukunft" und SPD-Mitglied, sieht in den neuen Schuldenpaketen für Militär und Infrastruktur kein Vergehen an der jungen Generation: "Schulden für nachvollziehbare Dinge aufzunehmen, kommt auf lange Sicht auch jungen Leuten zugute", so Sigl-Glöckner. Als Beispiel nennt sie die Sanierung von Bahngleisen: Diese führte kurzfristig zu Streckensperrungen und gefiele dem Wähler nicht unbedingt, sie würde sich langfristig jedoch positiv auswirken.

Mit Blick auf andere Länder gibt es laut Sigl-Glöckner allerdings ein warnendes Beispiel: Italien. Der dortige Staats-Haushalt wird zum hohen Teil für Zinszahlungen verwendet, "für Schulden, die das Land in den 80er Jahren aufgenommen hat", so Sigl-Glöckner. Damals blieben Strukturreformen zur Steigerung der Produktivität aus und damit habe noch die heutige Generation zu kämpfen.

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