Eins schickt der Münchner Polizeipräsident Thomas Hampel vorweg: Die Polizei freue sich auf diese EM und sei gut vorbereitet. Doch der tödliche Angriff auf einen Polizeibeamten in Mannheim vergangene Woche wirft einen Schatten auf das Großereignis. Unberührt lasse das bei den Beamten, die bald in den EM-Einsatz starten müssen, keinen. Laut Innenminister Joachim Herrmann (CSU) war diese Messerattacke eine "nicht völlig untypische Einsatzsituation". Polizistinnen und Polizisten seien gut ausgebildet und ausgestattet. Dennoch: "Wir haben dieses Risiko für unsere Polizeibeamten jeden Tag an jedem Ort in Deutschland."
Bayerns Polizisten erhalten Unterstützung aus dem Ausland
Bei der Fußball-Europameisterschaft sind nun die Beamten besonders gefragt. Am Freitag stellte der Innenminister gemeinsam mit der Polizei und der Stadt München das Sicherheitskonzept vor. Ein Teil der Strategie lautet: so viel Polizei auf den Straßen wie möglich. "Dank der hohen Polizeipräsenz können wir frühzeitig und konsequent einschreiten", so Herrmann. Rund 2.000 Beamte werden im Stadtgebiet München an Spieltagen unterwegs sein – und zwar nicht nur bayerische Polizisten. Unterstützt werden sie von Delegationen aus Dänemark, Rumänien, Schottland, Serbien, Slowenien, und der Ukraine. Hinzu kommen etwa 1.000 private Sicherheitskräfte im Stadion.
Mit sogenannten "Jammern" gegen Drohnen
Auch gegen neue Technologien wie etwa unerlaubte Drohnen im Stadion braucht es neue Konzepte. Herrmann geht davon aus, "dass sich natürlich auch Kriminelle und Attentäter dieser Technik bedienen können". Dann demonstrieren die Polizeibeamten, wie sie sich bei der EM mit sogenannten "Jammern" dagegen wappnen wollen: "Wir übernehmen quasi die Kontrolle, sodass die Verbindung zwischen dem Steuer und der Drohne gestört wird – so, dass wir eben die Drohne zur Landung zwingen können", erklärt Polizeipräsident Hampel.
Der Innenminister erinnert zudem an das Auftaktspiel der deutschen Nationalmannschaft bei der EM 2021. Damals stürzte ein Greenpeace-Aktivist mit einem Motorschirm durch das offene Dach der Münchner Fußballarena auf die Zuschauerränge. Auch um Vorfälle wie diesen zu verhindern, gibt es ein eigenes Luftschutz-Konzept. Laut Herrmann trainierten Spezialeinsatzkommandos in diesem Jahr auch im Münchner Stadion, "um für alle Eventualitäten vorbereitet zu sein".
Keine konkreten Hinweise: Herrmann sieht Terror als "abstrakte Gefahr"
Aber auch traditionelle Sicherheitskonzepte spielen eine Rolle: Ab diesem Freitag werden an den Grenzen wieder Kontrollen durchgeführt. Diese hält der Innenminister bei der aktuellen Sicherheitslage für besonders wichtig: "Insbesondere seit dem Überfall der Hamas auf Israel besteht natürlich auch das Risiko von islamistischen Anschlägen."
Insgesamt spielten große Sportereignisse für mögliche Terroranschläge aufgrund der großen medialen Aufmerksamkeit immer wieder eine Rolle, so Herrmann. "All das haben die Sicherheitsbehörden bestmöglich im Blick. Das Risiko ist da. Aber wir haben keine konkreten Hinweise. Insofern ist das eine abstrakte Gefahr. Aber das Risiko sehen wir alle."
München: Biergarten-Konzept soll Streit unter Fans verhindern
Ein besonderer Wunsch des europäischen Fußballverbands UEFA stellt die Austragungsstädte und die Polizei vor zusätzliche Herausforderungen: Damit das Turnier zu einem Fan-Fest wird, sollen sich die Anhänger verschiedener Nationen möglichst vermischen – auch die von rivalisierenden Teams. Die Stadt München versucht mit einem Biergarten-Konzept dennoch die Fans zumindest auf dem Weg ins Stadion zu trennen.
"Die Fans werden vor den Spielen in unterschiedliche Biergärten gebracht und können da feiern und ihr Bier trinken, und werden dann mit Shuttle-Bussen in die Arena gebracht", erklärt die Münchner Kreisverwaltungsreferentin Hanna Sammüller-Gradl. So wolle man "Kabbeleien" verhindern. Für die Fans sei dieses Konzept selbstverständlich freiwillig. "Aber die Fanverbände haben auch mitgezogen und lotsen eben ihre Busse dann auch in diese Biergärten", so Sammüller-Gradl.
Polizei München richtet neuen WhatsApp-Kanal ein
Auf die Sicherheitskräfte in München warten in den kommenden Wochen gleich mehrere Herausforderungen: Neben den sechs EM-Spielen (unter anderem das Eröffnungsspiel am kommenden Freitag und eine Halbfinalpartie) finden in der Landeshauptstadt auch noch Public Viewing, diverse Konzerte, der Christopher Street Day und das Tollwood-Festival statt.
Die Münchner Polizei will Bürgerinnen und Bürger auch mit einem neu eingerichteten WhatsApp-Kanal, der kommende Woche startet, über das aktuelle Einsatzgeschehen auf dem Laufenden halten.
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