Strom erzeugen durch die Kraft der Sonne – aber nicht nur auf großen Flächen entlang der Autobahn, sondern direkt an der Autobahn. Es ist ein bundesweit einmaliges Projekt, das jetzt Schule machen könnte: An der A3 Richtung Frankfurt bei Aschaffenburg steht seit ein paar Jahren eine knapp 900 Meter lange und drei Meter hohe Lärmschutzwand, in die eine Solaranlage gleich mit integriert ist.
Der Vorteil: Die Wand mit Doppelfunktion schluckt nicht nur den Verkehrslärm, sondern produziert gleichzeitig Strom. Im vergangenen Jahr erzeugte die Photovoltaikanlage etwa 114.000 kWh elektrische Energie, das entspricht dem Jahresstromverbrauch von etwa 25 Einfamilienhäusern mit vier Personen. Dieser wurde direkt in das Aschaffenburger Stromnetz eingespeist. Ex-Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) bescheinigte dem Projekt schon nach eineinhalb Jahren Laufzeit einen vollen Erfolg.
- Zum Artikel: "Heizung, Klima, Verkehr - Die Ampel-Beschlüsse im Überblick"
Erfolgsmodell für den Bund?
Das Aschaffenburger Modellprojekt entspricht also genau den Plänen des Koalitionsausschusses, mehr Flächen für erneuerbare Energien zur Verfügung zu stellen. Denn bei neuen Autobahnen soll verpflichtend die Möglichkeit zum Bau von Solaranlagen in deren Randbereich genutzt werden. "Es soll kein Kilometer Autobahn mehr geplant werden, ohne die Möglichkeiten der Erzeugung erneuerbarer Energien auszuschöpfen. Bei Autobahnneubauten wird für die Nutzung der Strecken zur Erzeugung erneuerbarer Energien gesorgt", heißt es im Ampel-Beschluss. Das Pilotprojekt an der A3 bei Aschaffenburg zeigt sogar, wie es auch ohne zusätzlichen Flächenverbrauch gehen kann.
Weniger Verkehrslärm und gleichzeitig mehr Strom
Die Lärmschutzwand mit integrierter Photovoltaikanlage zwischen den Anschlussstellen Aschaffenburg und Aschaffenburg-Ost wurde im Oktober 2019 in Betrieb genommen. Sie schützt die Anwohner der Aschaffenburger Stadtteile Damm und Strietwald vor dem Verkehrslärm. Der Autobahnabschnitt der A3 ist mit 100.000 Autos am Tag einer der meist frequentierten Deutschlands. Den Bau der Wand mit Doppelfunktion übernahm ein mittelständisches Bauunternehmen, das die Anlage zusammen mit den Stadtwerken der Stadt Aschaffenburg für eine Dauer von 20 Jahren betreibt und unterhält. Die Gesamtkosten summierten sich auf 3,25 Millionen Euro, die vom Bund und der Stadt Aschaffenburg anteilig getragen wurden. Den Großteil von drei Millionen Euro schulterte dabei der Bund.
Solaranlagen auf Einhausungen
Ähnliche Projekte betreibt die Autobahn Nordbayern an der A93, etwa eine Photovoltaikanlage auf der Einhausung Unterweißenbach zur Eigennutzung seit acht Jahren. Auch die Einhausungen auf der A3 bei Hösbach und auf der A9 bei Bayreuth sind seit mehr als zehn Jahren mit Photovoltaik bestückt. Ein weiteres Pilotprojekt einer Lärmschutzwand mit einer integrierten Photovoltaikanlage gibt es im Zuständigkeitsgebiet der Autobahn Nordbayern jedoch nicht.
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