Spruchband am St. Josef Krankenhaus in Schweinfurt
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St. Josef Krankenhaus bleibt: Freude, aber auch viele Fragen

St. Josef Krankenhaus bleibt: Freude, aber auch viele Fragen

Das St. Josef Krankenhaus in Schweinfurt wird nicht geschlossen: Freude, aber auch viel Skepsis herrscht nach der gestrigen Entscheidung der Erlöserschwestern. Besonders die Beschäftigten stehen nun vor neuen Herausforderungen und Unsicherheiten.

Über dieses Thema berichtet: Bayernmagazin am .

"Wunderschön!", "ich freue mich sehr, dass das St. Josef erhalten bleibt" und "sehr wichtig für Schweinfurt!" - Eine schnelle Umfrage unter den Schweinfurtern zeigt: Die Menschen sind froh, dass das Krankenhaus zum Jahresende nicht schließt. Die Entscheidung der Würzburger Erlöserschwestern, das Krankenhaus als Träger nun doch erstmal weiter zu betreiben, kam überraschend. Und es bleiben viele offene Fragen.

Ministerin Gerlach lobt die Entscheidung

Bayerns Gesundheitsministerin Judith Gerlach äußerte sich erfreut und erleichtert über die unerwartete Entscheidung, das Krankenhaus St. Josef in Schweinfurt nun doch nicht zu schließen: "Das ist eine gute Nachricht für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die Patientinnen und Patienten und die gesamte Region Schweinfurt“, teilte Gerlach mit. Die Vermittlungsbemühungen und das Engagement der Menschen vor Ort seien nicht vergebens gewesen. Gleichzeitig betonte die Ministerin, dass die Träger der beiden Schweinfurter Kliniken – das Leopoldina und das St. Josef Krankenhaus - nun rasch Lösungen erarbeiten sollten, um die Patientenversorgung in der Region langfristig zu sichern.

Noch keine Stellungnahme von Stadt und Landkreis

Die Nachricht von der Fortführung des Krankenhauses traf die Stadt und den Landkreis Schweinfurt offenbar völlig unerwartet. Ein offizielles Statement der beiden Kommunen bleibt bisher aus. Am Nachmittag soll es ein Treffen zwischen dem Oberbürgermeister, dem Landrat und der Leitung des Leopoldina-Krankenhauses geben, um die Situation zu analysieren und zu besprechen, welche Auswirkungen die Entscheidung auf die Region und die Gesundheitsversorgung hat.

Bezirk Unterfranken lehnt Trägerschaft weiter ab

Bei der gestrigen Pressekonferenz hatten die Erlöserschwestern betont, die Trägerschaft "langfristig" abgeben zu wollen. Als "Wunschträger" hatten sie Stadt und Landkreis Schweinfurt genannt - und auch den Bezirk Unterfranken. Doch Bezirkstagspräsident Stefan Funk weist das zurück. Auf BR-Anfrage betonte er, der Bezirkstag habe bereits am 23. Juli die Übernahme des Krankenhauses St. Josef in Schweinfurt aufgrund hoher wirtschaftlicher Risiken abgelehnt: "Für uns besteht kein Grund zur Annahme, dass sich an den Umständen etwas geändert hat." Das Krankenhaus St. Josef sei eine Klinik der Grundversorgung und damit keine Pflichtaufgabe des Bezirks. Der Bezirk unterhalte bereits drei Kliniken (König-Ludwig-Haus, Thoraxzentrum Münnerstadt und Orthopädische Klinik Schloss Werneck) auf freiwilliger Basis. Eine weitere Klinik zu übernehmen, sei "den Umlagezahlern schwer zu vermitteln". Der Bezirk müsse Betriebsübernahmen sorgfältig prüfen, um die Interessen der Landkreise und kreisfreien Städte zu wahren.

Belegschaft zwischen Freude und Skepsis

Die Belegschaft des St. Josef Krankenhauses ist laut Klaus Riegler, dem Vorsitzenden der Mitarbeitervertretung, zwiegespalten. Einerseits freuten sich manche, andere wären wiederum skeptisch: "Ich weiß selbst nicht, was ich von der ganzen Situation halten soll", sagt Riegler auf BR-Anfrage. Im Vorfeld habe man ja um den Erhalt der Klinik gekämpft, habe Unterschriften gesammelt. Doch mittlerweile hätte sich ein Großteil der Belegschaft schon auf die Schließung eingestellt. Viele hätten alternative Stellenangebote gesucht oder sogar neue Arbeitsverträge unterschrieben. "Und jetzt heißt es plötzlich: doch keine Betriebsschließung. Was mache ich jetzt, wenn ich schon eine neue Stelle zugesagt habe?"

Ist noch genug Personal vorhanden?

Die Unsicherheit innerhalb des Personals sei groß. "Das Vertrauen in die Leitung ist erschüttert", erklärt Riegler. In den Abteilungen werde gerade schon geschaut, ob genügend Personal vorhanden sei, um den Betrieb aufrechtzuerhalten. Viele Mitarbeiter müssten zum Quartalswechsel entscheiden, ob sie gehen oder bleiben. Stichtag sei der Montag, der letzte Tag des Quartals. "In der nächsten Woche wird sich zeigen, wie viele Mitarbeiter wirklich gekündigt haben und ob die Abteilungen weiterhin funktionsfähig bleiben."

Zusicherung für Arbeitsplatz fehlt

Auch wenn bei manchen die Freude über die Fortführung des Krankenhauses groß sei, bleibe die Zukunft ungewiss. "Wir haben keine Zusicherung erhalten, wie lange der Betrieb weitergehen wird – ein Jahr, zwei oder vielleicht drei Jahre?", fragt sich Riegler. Es herrsche große Sorge, dass das Personal, das bereits gekündigt hat oder gehen will, nicht schnell genug ersetzt werden kann. "Wenn auf einer Station die Hälfte des Personals fehlt, wie soll der Betrieb dann aufrechterhalten werden?"

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