Die Münchner Stadtwerke (SWM) befürchten keine großen Strom- oder Netzausfälle im kommenden Winter. "Es gibt keine Blackout-Gefahr", sagte SWM-Chef Florian Bieberbach im Wirtschaftsausschuss des Münchner Stadtrates. Seinen Angaben zufolge sind die Füllstände der Gasspeicher im Moment so hoch wie noch nie. Gas wird sowohl zur Wärme- als auch zur Stromerzeugung verwendet.
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Hohe Füllstände noch wegen russischen Gases
Der Grund für die hohen Gasfüllspeicherstände, so Bieberbach, sei, dass Russland zu Beginn dieses Jahres noch Gas geliefert habe. Die nun fehlenden Liefermengen würden - so gut es geht - durch norwegische Liefermengen kompensiert. Allerdings könne Norwegen die Verluste nur zum Teil ausgleichen.
Sollte es auf dem Energiesektor in Deutschland doch zu Ausfällen kommen, sei mittlerweile klar geregelt, so Bieberbach, wer mit der Belieferung von Strom und Erdgas bevorzugt würde. Demnach seien unter anderem Haushaltskunden, kleinere Handels- und Gewerbebetriebe, Krankenhäuser, Ärzte, Pflege- und Altenheime, Bildungseinrichtungen, Polizei und Feuerwehr sowie Wärmeerzeuger auf alle Fälle geschützt.
Um für alle Fälle gerüstet zu sein, stimmen sich die Münchner Stadtwerke derzeit mit der für Katastrophenschutz zuständigen Branddirektion ab, was im Falle eines Blackouts zu tun sei. Obwohl die Gefahr gering sei, erinnerte Stadtwerke-Chef Bieberbach an die Empfehlung des Bundesamtes für Katastrophenschutz im Notfall für zwei Wochen Vorräte zu Hause zu haben.
Sorgenvoller Blick auf Heizperiode 2023 / 2024
Da die Gaslieferungen aus Russland im nächsten Jahr komplett ausfallen dürften, blickt der SWM-Chef mit Sorge auf die Heizperiode 2023/24. Ein Lichtblick, so der SWM-Chef, seien die derzeit in Deutschland geplanten LNG-Terminals, also Umschlagplätze für Flüssigerdgas. Allerdings geht Bieberbach nicht davon aus, dass sich durch den Bau die zuletzt enorm angestiegenen Preise auf dem Energiemarkt wieder auf ein normales Niveau absenken werden.
Seit dem Jahresbeginn 2021 sind die Großhandelspreise für Gas um rund 1.000 Prozent angestiegen. Vor allem was Flüssigerdgas angeht, befinde sich Europa in einem Preiskampf mit Asien, sagt Bieberbach. Diese Preissteigerungen seien so gigantisch, dass man sie sich nicht mehr vorstellen könne.
Laut dem SWM-Chef gehen die Märkte in den kommenden Jahren auch nicht davon aus, dass sich die Preise bald normalisieren werden. Große Energieversorger wie die SWM kaufen ihr Gas ein bis zwei Jahre im Vorhinein ein. Die Strompreise würden mit dieser Entwicklung gleichziehen, so der SWM-Geschäftsführer. Seit Anfang 2021 sind die Großhandelspreise für Strom um 730 Prozent angestiegen.
Sozialbürgerhäuser helfen bei Problemen mit hohen Rechnungen
Erdgas-Kunden der SWM werden ab Januar deutlich stärker zur Kasse gebeten. Demnach bezahlt ein Zwei-Personen-Haushalt mit einem Jahresverbrauch von 20.000 Kilowattstunden dann monatlich 307 Euro und damit fast doppelt so viel wie jetzt. Aktuell sind in einem solchen Fall 159 Euro fällig. Die Senkung der Umsatzsteuer von 19 auf sieben Prozent seien in den Berechnungen der neuen Preise berücksichtigt, die von der Bundesregierung angekündigten Entlastungen hingegen noch nicht.
Die Energiepreise waren bereits zum Januar 2022 und noch einmal im August erhöht worden. Doch die Gas-Beschaffung sei erneut teurer geworden. Man könne das "nicht mehr abfedern", heißt es bei der Kundenbetreuung.
Im Hinblick auf die geplante Gaspreisbremse für das nächste Jahr (bei der Kunden für 80 Prozent ihres Jahresverbrauchs zwölf Cent pro Kilowattstunde zahlen, für alles darüber aber den vollen Marktpreis), glaubt Bieberbach, dass es Haushalte geben wird, die damit Probleme haben werden.
So gibt es nach Angaben des SWM-Chefs allein in München viele tausend Haushalte, die kaum noch Einsparpotenziale und deswegen mit hohen Rechnungen zu kämpfen haben werden. Hier setzen die SWM laut Bieberbach auf die enge Kooperation mit dem Münchner Sozialreferat und den Sozialbürgerhäusern sowie den von der Stadt aufgesetzten Härtefallfonds. Große Probleme sieht der Stadtwerke-Chef hingegen derzeit noch bei Gewerbekunden, denn für die gibt es derzeit laut Bieberbach noch keine ausreichenden staatlichen Stützen, sollten sie mehr verbrauchen, als ihr Kontingent es zulässt.
- Zum Artikel: "Blackout im Stall: Sind Notstromaggregate die Lösung?"