Räumlichkeiten, individuelle Beratung und Netzwerk-Events: Das Digitale Gründerzentrum "Alte Schlosserei" in Aschaffenburg unterstützt Start-ups in ihrer Gründungsphase – und hat schon einige digitale Innovationen vom Bayerischen Untermain aus auf den Weg gebracht. Die "Alte Schlosserei" ist bayernweit eines von 19 Gründerzentren.
Es war wie sein Zuhause. So beschreibt Gründer Christoph Schmidt die "Alte Schlosserei", in der das Digitale Gründerzentrum (DGZ) seine Räume hat. Von morgens bis abends sei er in der Gründungsphase seines Start-ups "DocEstate" in den günstig angemieteten Arbeitsräumen gewesen. Gemeinsam mit seinem Mitgründer hat er dort an ihrer gemeinsamen Idee gefeilt. "Wir hatten eine Vision, aber weder Geld noch ein Team, ein Büro schon mal gar nicht." Das Digitale Gründerzentrum sei damals ihr Rettungsanker gewesen. Heute zählt "DocEstate" zu den erfolgreichsten Start-ups, die von der "Alten Schlosserei" gefördert wurden.
Behördengänge leicht gemacht
"DocEstate" setzt in der Immobilienbranche an. Das junge Unternehmen digitalisiert Behördengänge beim Immobilienkauf. Wer ein Haus oder eine Wohnung finanzieren will, steht oft vor bürokratischen Hürden, erklärt Christoph Schmidt. Je nach Region braucht es unterschiedliche Dokumente: von Grundbuchauszug über Liegenschaft bis hin zu Altlastenauskunft. "Fünf Auskünfte, sprich in dem Fall auch fünf verschiedene Ämter", so Schmidt. Das kann manchmal mehrere Monate dauern, bis man da alles zusammen hat. "DocEstate" gelingt es je nach Dokument innerhalb von 24 Stunden und nimmt den Immobilienkäuferinnen und -käufern den Kontakt zu den Ämtern ab.
Digitale und Innovative Ideen aus der Region stärken
Die Idee hatten Christoph Schmidt und sein Mitgründer Jerome Sprinkmeier während ihres Studiums in Aschaffenburg. Ohne das DGZ wäre die Umsetzung nicht so glattgelaufen. Die Leiterin des Zentrums, Marianne Hock-Döpgen, betont, dass die "Alte Schlosserei" genau dafür da sei: Digitale und innovative Ideen aus der Region stärken und ihnen den Start erleichtern, bis sie vollständig auf eigenen Füßen stehen können.
"Manche sprachen auch von Aschaffenburg, dem Silicon Valley"
Neben "DocEstate" haben das in den letzten fünf Jahren sechs weitere Start-ups vom Bayerischen Untermain geschafft. Einige konnten zudem einen der ersten Plätze bei dem Businessplan Wettbewerb 2020 und 2024 erzielen. Das alles seien Zeichen, die auch im politischen München ankommen. "Manche sprachen auch von Aschaffenburg, dem Silicon Valley", so Marianne Hock-Döpgen.
Rund 40 Start-ups werden betreut
Ganz so modern wie das Technologiezentrum in San Francisco sind die Arbeitsräume in dem denkmalgeschützten Gebäude nicht. Trotzdem hat das Gebäude Start-up-Charakter: In dem hellen Großraumbüro mit Arbeitsplätzen steht ein Tischkicker, dazwischen kleine Telefonboxen, in denen man sich für Gespräche zurückziehen kann. An den Decken verlaufen noch die alten Metallstreben der ehemaligen Schlosserei.
Dreizehn Teams nutzen aktuell die Arbeitsräume, rund dreißig weitere nehmen die Beratung in Anspruch. Die sei neben der Infrastruktur das eigentliche Herzstück des DGZ, so Marianne Hock-Döpgen. Dabei werden die Gründerinnen und Gründer in einem Eins-zu-eins-Coaching beraten und können sich individuell weiterentwickeln. Die Schwerpunkte der Start-ups reichen dabei von Finanzen, über Medizin bis hin zur Modebranche.
19 digitale Gründerzentren in ganz Bayern
Mit Anlaufstellen wie den digitalen Gründerzentren soll sichergestellt werden, "dass kluge Köpfe vor Ort bleiben und nicht nach München oder nach Berlin abwandern", so Marianne Hock-Döpgen. 19 digitale Gründerzentren gibt es bayernweit, unter anderem in Lohr am Main, Schweinfurt und Würzburg. Digitalisierung soll so dezentral gedacht werden und sich nicht in Metropolen ballen.
Aber so erfolgreich das DGZ "Alte Schlosserei" dabei ist, junge Unternehmen zu unterstützen – dass sie am Ende in der Region bleiben, funktioniert nicht immer. "DocEstate" hat mittlerweile seinen Sitz in Frankfurt und Bonn. Dort haben sie einfach, anders als in Aschaffenburg, kurze Wege zu großen Immobilienunternehmen, erklärt Gründer Christoph Schmidt. Es sei natürlich schade, wenn so erfolgreiche Unternehmen wie "DocEstate" dann doch abwandern, sagt Marianne Hock-Döpgen. "Aber was für mich auch schon toll ist, dass sie sich überhaupt nach ihrem Studium entschieden haben, in Aschaffenburg zu bleiben und hier die Räumlichkeiten zu nutzen." Und immerhin: Die anderen Start-ups sind bisher alle in der Region geblieben.
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