Anika Gruner und Anatol Maier müssen den Wettlauf gegen die Zeit gewinnen. Sie haben eine Idee: Eine Software, die Deepfakes entlarvt. Die GmbH ist bereits gegründet und das Interesse ist auch schon da, die ersten Kunden warten schon. Nun geht es darum, aus dem Prototyp ein serienfähiges Produkt zu machen, das sich verkaufen lässt. Doch die Zeit drängt: Es gibt Deadlines und das Geld, das die beiden Gründer von "Neuraforge" über staatliche Förderung aus Bayern (MediaLab) und einen Innovationswettbewerb bekommen haben, reicht nicht ewig.
Im Video: Gründerin Anika überzeugt Wissenschaftsminister Blume
Erfolgreich trotz und mit KI
KI ist der Motor für die jungen Gründer. Bei ihrem Produkt geht es darum, KI generierten Content zu entlarven – mit einem Klick. Künstliche Intelligenz ist, wie der "Startup-Monitor", eine Befragung unter Neugründern zeigt, das "Zugpferd der Startup-Szene". Während andere Branchen Probleme haben, investieren Firmen und Investoren Rekordsummen in das KI-Segment, heißt es in dem Report.
Doch unabhängig von der Branche brauchen Startups zwei Dinge für den erfolgreichen Start ins Business: Geld und Platz. 2024 gingen insgesamt 2,3 Milliarden Euro an Jungunternehmen aus Bayern, meldet das bayerische Wirtschaftsministerium, 614 Millionen Euro mehr als 2023. Zudem bekommen Startups Beratungen und Räume fürs Netzwerken. In Rosenheim gibt es etwa das "Stellwerk 18", das digitale Gründerzentrum. Hier finden 30 Startups Raum, um die ersten Schritte als eigenständiges Unternehmen zu gehen.
Devise lautet: Durchhalten
Auch "maut1" ist bislang im "Stellwerk 18" untergekommen. Anders als "Neuraforge" wachsen sie über die Räumlichkeiten des Gründerzentrums heraus. Gegründet im Boom-Jahr der Startups 2021, sind Julian Schmelzer und Simon Baumgartner mit ihrer Idee erfolgreich geworden: Mit ihrer "Mautbox" können sich Urlauber lästiges Warten an europäischen Mautstationen sparen. Bereits nach rund einem Jahr konnten die beiden Gründer, heute 33 und 39 Jahre alt, von ihrem Startup leben. Mittlerweile haben sie rund 150.000 Kunden, einen Umsatz von 20 Millionen Euro und sind europaweit führend mit ihrem Produkt. Sie ziehen aus dem Gründerzentrum aus, mieten eigene Räume, ein sichtbarer Erfolg.
Insolvenzen nehmen zu
4.097 Startups gibt es laut Startup-Verband in Bayern, allein letztes Jahr haben sich 538 gegründet. Ein "Startup" wird bis 10 Jahre nach seiner Gründung als solches betrachtet. Aber nicht alle Neugründungen sind von Dauer. Das Portal Statistica zeigt auf, dass die Insolvenzen in den letzten Jahren bei den Startups zunehmen. Genaue Zahlen für Bayern gebe es nicht, heißt es aus dem Wirtschaftsministerium. Die ersten 12 Monate sind entscheidend, meinen Fachleute. Da zeigt sich, ob eine Idee auch ihre Zielgruppe findet. Und Erfolg hängt auch davon ab, ob die Rahmenbedingungen stimmen, bekräftigen die Gründer von "maut1" aus Rosenheim. Weniger Bürokratie, einfachere Zusammenarbeit mit der Wirtschaft – im aktuellen Startup-Bericht Deutschlands sind das die Kernforderungen an die Politik.
Netzwerken, planen, verbessern
Am Anfang stehen die Idee, ein Businessplan und die Finanzierung. Schmelzer und Baumgartner haben ihr Unternehmen mit Eigenkapital und einem Kredit gestartet. Genereller Tipp von Julian Schmelzer: Gut planen und den Sinn stets kritisch hinterfragen. Dabei helfe es, mit vielen Leuten zu sprechen – mit den Eltern, Freunden, Dozenten und Lehrern und auch mit der IHK. Und das Dritte, so Julian: Einfach machen.
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