Drei Bundeswehrpanzer rollen über ein schlammiges Feld. (Symbolbild) Die Bundeswehr braucht Gerät und Ausrüstung - Komponenten dafür könnten von früheren Auto-Zulieferern kommen.
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Die Bundeswehr braucht Gerät und Ausrüstung - Komponenten dafür könnten von früheren Auto-Zulieferern kommen. (Symbolbild)

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Statt Auto- und Maschinenbau: Umstellung auf Rüstungsindustrie?

Statt Auto- und Maschinenbau: Umstellung auf Rüstungsindustrie?

Könnten in der Krise steckende Automobil- oder Maschinenbau-Zulieferunternehmen in der boomenden Rüstungsindustrie neue Standbeine finden? Manchen bayerischen Unternehmen ist das bereits gelungen.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

Die Auto-Industrie steckt in der Krise, auch in Bayern - die Rüstungsindustrie dagegen boomt. Manche Automobil- oder Maschinenbauzulieferer versuchen deshalb, das Standbein zu wechseln oder zumindest ein zweites hinzuzubekommen. Wie das gelingen kann, zeigen zwei Beispiele aus Bayern.

Würzburger Unternehmen beliefert Nato-Armeen

Das in Würzburg ansässige Unternehmen "Axsol" hat mit den Armeen der 32 Nato-Staaten wichtige Auftraggeber gefunden. Geschäftsführer Jürgen Zinecker beschäftigt nach eigenen Angaben rund 30 Mitarbeitende und macht einen jährlichen Umsatz von rund 20 Millionen Euro - allerdings nicht nur mit Aufträgen aus der Rüstungsindustrie.

Neue Kunden: Bundeswehr statt Camper

Vor 13 Jahren hat das Batteriespeicher-Unternehmen unter anderem kleine mobile Stromspeicher für den Outdoor- und Campingbereich entwickelt. Die nötigen Preise von rund 2.500 Euro dafür wären jedoch von Campern nicht bezahlt worden, sagt Jürgen Zinecker. Daraufhin bot "Axsol" diese Komponenten der Bundeswehr für Spezialeinheiten an. Diese können die rund zehn Kilogramm schweren Batteriespeicher im Rucksack transportieren und haben so den Strom unter anderem für Funk, Datenverarbeitung oder Kontakt zu ihrem Kommandostützpunkt im Einsatz dabei.

Ukraine-Konflikt: Verändertes Bestellverhalten der Nato-Staaten

Mit dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine hat sich das Bestellverhalten der Nato-Staaten verändert. Heute liefert "Axsol" Batteriespeicher- und Batteriesteuerungssysteme bis zur Größe von Übersee-Containern. Die Stromspeicher aus Zineckers Unternehmen verkleinern auch den Aufwand für Armeen: Brauchte ein General für seine Kommandostruktur bislang Stromgeneratoren auf zwei Unimogs, passt die gleiche Stromspeicherkapazität heute mit seinen Angeboten in den Kofferraum eines handelsüblichen PKW.

Der IHK Vortrag zum einstieg in die Rüstungsindustrie.
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Einstieg in die Rüstungsindustrie rettet Arbeitsplätze

Komponenten aus Würzburg für Militär-Motorräder?

Mit seinen Komponenten wurden laut Zinecker in Holland Militär-Elektromotorräder mit einer Reichweite von rund 100 Kilometern auf Herz und Nieren getestet. Die Zukunft der Armeen ist aus Sicht von Jürgen Zinecker elektrisch. "Es ist abzuwarten, wann der Leopard elektrisch fährt. Das ist in der beginnenden Umsetzung", sagt Zinecker. Der Leopard ist ein Kampfpanzermodell unter anderem der Bundeswehr.

Unternehmen aus Eichstätt entwickelt Panzer-Getriebe mit

Auch die "Hirsch Engineering Solutions GmbH" mit Sitz in Eichstätt hat sich gewandelt. Das Unternehmen mit derzeit rund 30 Mitarbeitenden war bis zum Beginn der Corona-Pandemie zu 95 Prozent Entwickler und Zulieferer für die Automobilindustrie. Als beim ersten Lockdown alle Werke geschlossen wurden, habe das laut Geschäftsführer Thomas Hirsch "bei uns einen sehr radikalen Transformationsprozess angestoßen, der jetzt über die letzten vier Jahre dazu geführt hat, dass wir uns erfolgreich in die Bereiche von Luft- und Raumfahrt, Sicherheits- und Verteidigungsindustrie transformiert haben". Heute ist sein Unternehmen unter anderem an der Entwicklung von Panzer-Getrieben beteiligt oder produziert mechanische Präzisionsteile für Raketen. Und "Hirsch Engineering Solutions GmbH" ist so erfolgreich, dass die Firma ihre Belegschaft bis 2030 auf rund 60 Mitarbeitende verdoppeln will.

Diskussionsrunde in Schweinfurt

Zu der Frage, ob Zulieferbetriebe in der Krise ein neues Standbein in der Rüstungsindustrie finden können, haben am Mittwoch rund 120 Unternehmensvertreterinnen und -vertreter bei der Industrie- und Handelskammer Würzburg-Schweinfurt am Standort Schweinfurt diskutiert; auch Axsol-Geschäftsführer Zinecker war dabei. Aus Sicht der IHK könnte eine Umstellung des Geschäftsmodells auf den Verteidigungssektor für einige Unternehmen eine mögliche Strategie sein, um aus der Krise zu kommen. Aus seiner Erfahrung sei es aber kein Selbstläufer, bei Rüstungsfirmen und den Nato-Armeen überhaupt einen "Fuß in die Tür" zu bekommen, so Zinecker: Die Bundeswehr als Auftraggeber zu bekommen sei nicht einfach, "denn Sie müssen einige Hürden nehmen und es ist langwierig, und das macht es aus meiner Sicht relativ schwer."

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