Als eine Frechheit bezeichnet James Lang das Handeln des Vorstands von Schaeffler. Gestern wurde bekannt, dass der Automobilzulieferer europa- und bundesweit Stellen streicht. Besonders hart trifft es in Bayern das Werk in Schweinfurt – dort geht es um bis zu 700 Stellen. Dagegen haben heute bei Schaeffler in Schweinfurt 1.500 Menschen demonstriert.
Schaeffler-Mitarbeitende in Schweinfurt extrem besorgt
Darunter auch James Lang. Er arbeitet seit 13 Jahren bei Schaeffler und fordert mehr Transparenz: "Diese Art von Umbau und so wie mit uns im Moment umgegangen wird, ist nicht richtig. Das ist weder fair, noch ist es offen oder transparent für uns als Mitarbeiter", kritisiert Lang. Er finde es eine Frechheit, wie der Vorstand handelt. "Das ist wirklich nicht mehr in Ordnung."
Auch Katharina Krückel macht sich Sorgen um ihren Arbeitsplatz: "Das ist wirklich heftig. Erst soll man auf Lohn verzichten und dann werden trotzdem Stellen abgebaut." Sie wünscht sich, dass mehr Stellen erhalten werden können.
Jürgen Wolfschmidt arbeitet seit vielen Jahren bei Schaeffler in Schweinfurt und steht kurz vor der Rente. Er denkt vor allem an die Folgen für junge Menschen: "Die haben Häuser gebaut, die haben Familien gegründet", sagt er. "Die Chinesen unterbieten uns preislich um 30 Prozent, diesen Preiskampf können wir nicht gewinnen." Wolfschmidt sieht die Bundesregierung in der Verantwortung.
Demonstration gegen Stellenabbau und für mehr Lohn
Bei der außerordentlichen Betriebsversammlung auf dem Schaeffler-Betriebsgelände in Schweinfurt haben Betriebsrat und IG Metall verkündet, den Stellenabbau nicht zu akzeptieren. Danach marschierten die Beschäftigten in einem Demozug durch Schweinfurt und trafen sich mit weiteren Beschäftigten der Unternehmen ZF, SKF und Bosch Rexroth.
Laut IG Metall waren circa 3.700 Menschen bei der gut einstündigen Kundgebung. Sie alle beteiligten sich an einem Warnstreik im Rahmen der Tarifrunde. Die Gewerkschaft fordert unter anderem eine Lohnerhöhung von sieben Prozent mit einer Laufzeit von einem Jahr. Darüber hinaus protestierten sie aber auch gegen den Stellenabbau bei vielen Unternehmen in der Region, so Thomas Höhn, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Schweinfurt.
Weniger E-Mobilität in Deutschland?
Ullrich Schöpplein, Gesamtbetriebsratsvorsitzender von Schaeffler in Schweinfurt, sagte zu den bekanntgewordenen Kündigungsplänen im BR24-Interview: "Wir fragen uns, wie es mit dem Wandel in Deutschland weitergeht." Das Unternehmen werde seine E-Mobilitäts-Strategie fortsetzen. "Aber uns als Arbeitnehmervertreter sind natürlich die Arbeitsplätze in Deutschland wichtig."
Das sei mit der Ankündigung, sich beim Thema E-Mobilität weniger auf Deutschland als dafür auf andere Standorte zu fokussieren, massiv infrage gestellt. Dieser Schritt sei den Mitarbeitenden nicht zu vermitteln. Betriebsbedingte Kündigungen schloss Schöpplein aus.
IG Metall Schweinfurt: "Große Unsicherheit"
Um zu sparen, wurden bei Schaeffler bereits Kurzarbeit und Arbeitszeitabsenkung eingeführt. Damit sollten auch Arbeitsplätze gesichert werden. Doch das funktioniert offenbar nicht, wie der Betriebsratsvorsitzende Jürgen Schenk kritisiert: "Ich stelle infrage, ob die Maßnahmen noch angemessen sind, wenn der Arbeitgeber Kündigungen in den Raum stellt."
Dem schließt sich Thomas Höhn, erster Bevollmächtigter der IG Metall Schweinfurt, an, und spricht gegenüber dem BR von einer "schwierigen Situation" und "großen Unsicherheit" für den Standort in Schweinfurt.
Oberbürgermeister Remelé nicht überrascht von Stellenabbau
Oberbürgermeister Sebastian Remelé (CSU) erklärte BR24 auf Nachfrage, dass die Stadt damit rechnen musste, dass Schaeffler auch in Schweinfurt Stellen abbauen wird. Der Abbau sei schmerzhaft. Die positive Nachricht sei aber, dass der Autozulieferer und Maschinenbauer nicht den gesamten Standort Schweinfurt schließen will.
Schaeffler will Wettbewerbsfähigkeit steigern
Der Vorstand der Schaeffler AG habe diese strukturellen Maßnahmen beschlossen, mit dem Ziel, die Wettbewerbsfähigkeit zu steigern, heißt es von Schaeffler. Hiermit reagiere das Unternehmen auf das herausfordernde Marktumfeld, auf den zunehmenden globalen Wettbewerb sowie auf die fortschreitende Transformation vor allem in der Autozuliefererindustrie.
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