Auf dem Bergamt Nordbayern ruhen derzeit verschiedenste Hoffnungen und Erwartungen. 943 private Einwendungen gingen bis Donnerstag bei der Behörde in Bayreuth ein. Das Bergamt muss entscheiden, ob der Baustoffhersteller Knauf in Altertheim bei Würzburg unterirdisch Gips abbauen darf. Neben vielen Kritikern haben sich auch Befürworter des Vorhabens an die Behörde gewandt.
Sorge ums Wasser, Kritik am Verkehr
Vor allem sorgen sich die Kritiker des Bergwerks ums Trinkwasser, teilt die Regierung von Oberfranken mit. Bei dieser ist das Bergamt angesiedelt. Andere Einwände befassen sich demnach mit der Verkehrsbelastung. Knapp 50 Kilometer sind es vom Eingang des geplanten Gips-Bergwerks bis zum Knauf-Stammsitz im unterfränkischen Iphofen. Mit bis zu 320 Lkw-Fahrten pro Tag rechnet das Unternehmen, sobald das Werk unter Volllast läuft.
Für Umweltschützerin Christiane Dehmer sind die vielen Einwendungen ein Etappensieg. Mit mehreren Mitstreitern ist sie in einem lokalen Verein organisiert, der das Bergwerk verhindern will. Die Einwände seien Ausdruck großer Bedenken in der Bevölkerung: "Für Wasser gibt’s keine Alternativen."
Gemeinde sieht "Restrisiko" für Wasserversorgung
Neben Privatpersonen konnten auch Träger öffentlicher Belange Stellungnahmen einreichen. 52 gingen bis Fristende beim Bergamt ein – teils kritisch, teilweise aber auch positiv.
Die Stadt Würzburg zum Beispiel hatte bereits im Februar Bedenken geäußert. An der Sorge um die Wasserversorgung hat sich seitdem wenig geändert. Das geplante Bergwerk liegt im Einzugsgebiet von Trinkwasserquellen. Diese versorgen etwa die Hälfte der Würzburger Bevölkerung.
Ähnliche Kritik kommt aus der Gemeinde Waldbrunn. Sie befindet sich nur wenige Kilometer vom geplanten Eingang des Bergwerks entfernt. Die Gemeinde hat ein Ingenieurbüro beauftragt, ein Gutachten zu erstellen. Auf 70 Seiten kommen die Ingenieure zu einem ähnlichen Ergebnis: Die zur Verfügung stehende Wassermenge in zwei gemeindeeigenen Brunnen werde sich "langfristig um mindestens fünf bis 15 Prozent mindern", sollte das Bergwerk kommen. Das "Restrisiko" für die Gemeinde sei zu hoch. Die Stellungnahme kritisiert außerdem die Datengrundlage und Bewertungsmethode, auf Basis derer Knauf das Projekt für realisierbar hält.
Knauf: Trinkwasserversorgung nicht beeinträchtigt
In den vergangenen Wochen hat Knauf ähnlichen Vorwürfen wiederholt widersprochen. Bei einem Termin in Iphofen verweist Marco Pabstmann, Technischer Direktor bei Knauf, erneut auf die mehreren hundert Seiten langen Ausführungen, die das Unternehmen seinerseits beim Bergamt eingereicht hat. Die Erstellung dieses Gutachtens dauerte Jahre. Es gab mehrere Probebohrungen. "Das zeigt ein klares Bild, nämlich dass ein Bergwerk und die Trinkwasserversorgung sehr gut miteinander einhergehen können."
Auch Knauf will nun die Einwände und Stellungnahmen sichten. Die Firma will sich dabei von externen Gutachtern beraten lassen. "Ein normaler Prozess", sagt Pabstmann. Knauf habe das in seinen Planungen berücksichtigt. Der Zeitplan sei nicht gefährdet. Das Unternehmen hofft, bereits 2027 in Altertheim Gips fördern zu können. Für dieses Vorhaben erhielt Knauf zuletzt auch Rückendeckung.
IHK: Projekt mit "hoher Bedeutung" für Bauwirtschaft
Zum Beispiel sieht der Landkreis Würzburg das Vorhaben weniger kritisch als manche der betroffenen Gemeinden. Der Umweltausschuss des Landkreises sprach sich für das Projekt aus – sofern eine Gefährdung des Trinkwassers ausgeschlossen werden kann.
Die IHK Würzburg-Schweinfurt spricht von einem Projekt mit "hoher Bedeutung" für die regionale und überregionale Bauwirtschaft. Wenn in Mainfranken wichtige Rohstoffe vorhanden sind, sollten diese genutzt werden können. Wobei auch die IHK hinzufügt: Voraussetzung sei, dass Bergbau und Trinkwasserschutz gleichermaßen möglich sind.
Bürgerbegehren soll Bergbau verhindern
Die Entscheidung, ob das Bergwerk genehmigt wird, liegt nun beim Bergamt in Oberfranken. Die Behörde muss die Einwände sichten und berücksichtigen. Auch bei der Bezirksregierung in Unterfranken werden noch einmal Unterlagen gesichtet. Das dauert voraussichtlich mehrere Monate. Wann die Entscheidung in Bayreuth fällt, will eine Behördensprecherin nicht prognostizieren.
Währenddessen formiert sich in Altertheim zusätzlicher Widerstand. Im Juni stimmen die Einwohner über ein Bürgerbegehren ab. Die Initiatoren fordern, dass die Gemeinde alle rechtlichen Mittel ausschöpft, um das Bergwerk zu verhindern. Außerdem soll die Gemeinde keine Grundstücke an Knauf verkaufen oder Abbau-Rechte für gemeindeeigene Grundstücke erteilen. Mehrere private Grundstücke hat das Unternehmen aber ohnehin schon erworben.
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