In Bayern leben laut aktuellem Wohnungslosenbericht der Bundesregierung rund 5.800 Menschen ohne Unterkunft. Auch in Regensburg spitzt sich die Lage auf dem Wohnungsmarkt zu. Deshalb haben sich mehrere Träger – darunter die Caritas – mit der Stadt und Wohnbaugesellschaften zusammengeschlossen. Ihr Ziel: Leerstehende Wohnungen zu finden, die nicht offiziell auf dem Markt sind. Neben Notunterkünften und betreuten WGs geht es auch darum, ungenutzten Wohnraum zu erschließen. Zwei Betroffene erzählen, wie sie nach schwierigen Zeiten wieder Hoffnung schöpfen.
Zusammenarbeit zwischen Stadt und freien Trägern
In Regensburg gibt es zahlreiche runde Tische zu sozialen Themen. Eine besondere Initiative kommt nun von der Caritas, die sich im Bereich Wohnraumvermittlung verstärkt engagieren will. Christoph Gailer, Leiter des Amts für Soziales der Stadt Regensburg, betont die Bedeutung dieser Zusammenarbeit: "Wir als Behörde sind auf die freien Träger angewiesen und schätzen den regelmäßigen Austausch, um neue Projekte zu entwickeln und bestehende Angebote zu optimieren."
Neuen Wohnraum finden
Obwohl der soziale Wohnungsbau Aufgabe der öffentlichen Hand ist, macht er nur einen kleinen Teil des Wohnungsbestands in Regensburg aus. Laut Gailer haben die Fluchtbewegungen aus der Ukraine gezeigt, dass es ungenutzten Wohnraum gibt, der dem Markt bisher nicht zur Verfügung stand. Durch bessere Kommunikation könnten mehr Menschen motiviert werden, etwa durch Wohngemeinschaften zusätzlichen Wohnraum bereitzustellen.
Herausforderungen bei der Obdachlosenhilfe
Die Zuständigkeit für die Unterbringung obdachloser Menschen liegt mittlerweile bei der Sozialverwaltung. Die Stadt bietet Notschlafstellen für Einzelpersonen sowie Notwohnungen für Familien an. "Unser Ziel ist es, allen Betroffenen ein Dach über dem Kopf zu bieten", so Gailer. Darüber hinaus finanziert die Stadt Streetwork-Stellen, um obdachlose Menschen direkt zu erreichen und sie ins Hilfesystem zu integrieren.
Trotz Herausforderungen - Obdachlosigkeit nicht gestiegen
Statistisch gesehen ist die Zahl obdachloser Menschen in Regensburg stabil. Zwar gibt es saisonale Schwankungen, jedoch keinen direkten Anstieg durch Fluchtbewegungen. Ein Problem bleibt jedoch die sogenannte Fehlbelegung: Menschen, die als Asylbewerber keinen Mietvertrag finden, dürfen in Unterkünften bleiben. Sollten sich hier Regelungen ändern, könnte dies die Stadt vor neue Herausforderungen stellen.
Wieder Strukturen in den Alltag bringen
Uwe und Alex sind beide auf Hilfe angewiesen, aus verschiedenen Gründen waren die beiden obdachlos. Jetzt wohnen sie seit Ende letzten Jahres in einer Nachsorgeeinrichtung und haben eine WG mit zwei anderen Männern. Der 49 Jahre alte Alex berichtet, wie schwierig es ist, nach einer schwierigen Lebensphase wieder in ein geregeltes Leben zurückzufinden. Nach gesundheitlichen Problemen und einer abgebrochenen Umschulung landete er kurzfristig auf der Straße. Dank der Caritas fand er schnell eine Unterkunft und konnte sein Leben langsam wieder ordnen. "Hier in der Nachsorgeeinrichtung ist es ruhiger und familiärer. Das hilft mir enorm, wieder Struktur in meinen Alltag zu bringen", erzählt er. Sein nächstes Ziel: eine eigene Wohnung und eine neue berufliche Perspektive.
Neues Zuhause, neue Hoffnung
In der Gemeinschaftsunterkunft haben die Bewohner nicht nur ein Dach über dem Kopf, sondern auch eine neue Perspektive. Alex hofft, dass er bald wieder ins Berufsleben einsteigen kann. "Ich habe Industriemechaniker gelernt, aber in meinem Zustand kann ich den Beruf nicht mehr ausüben. Ich habe zwar MS, aber zum Glück nicht so schlimm. Trotzdem muss ich eine Arbeit finden, die körperlich machbar ist. Momentan ist das noch ein großes Handicap, aber ich bin zuversichtlich, dass sich in den nächsten Monaten etwas tut."
Zusammenhalt und Alltag in der WG
Auch für Uwe hat die Wohngemeinschaft vieles verändert. "Hier wohnen Leute, die mich verstehen und die ich verstehe. Ich habe Probleme mit den Augen und dadurch ist es schwierig, einen Job zu finden. Ich versuche jetzt, über die Rentenkasse eine Umschulung zu bekommen." Die kleine WG gefällt ihm besonders gut: "Wir sind nur zu viert – das ist perfekt. Bei 16 Leuten, in der Obdachlosenunterkunft, in der ich zuvor wohnte, gibt es einfach zu viele unterschiedliche Ansprüche an Sauberkeit und Ordnung. Hier können wir das selbst regeln, und das funktioniert super."
Vom Leben auf der Straße in ein stabiles Umfeld
Uwe hatte es besonders schwer. "Meine Mutter ist gestorben, und dann ist alles zusammengebrochen. Ich hatte noch fünf Geschwister, aber einer ist mittlerweile auch gestorben. Ich musste mich um die Beerdigung kümmern, und dann konnte ich die Miete nicht mehr zahlen. So bin ich obdachlos geworden." Jetzt blickt er wieder optimistischer in die Zukunft. Irgendwann hätte er gerne wieder eine kleine Wohnung für sich.
Sozialer Wohnraum als Gemeinschaftsaufgabe
Die Stadt Regensburg setzt auf enge Kooperation mit sozialen Trägern, um die Wohnraumproblematik anzugehen. Die Caritas-Initiative zeige, dass durch neue Ansätze und bessere Vernetzung zusätzliche Wohnmöglichkeiten entstehen können, so Christoph Gailer vom Sozialamt Regensburg. Trotz stabiler Zahlen bleibt die Herausforderung groß, insbesondere für vulnerable Gruppen wie Frauen und Familien.
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