Erdverlegung von Glasfaserkabel für schnelles Internet
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Studie: Bayern hat Nachholbedarf beim sehr schnellen Internet

Studie: Bayern hat Nachholbedarf beim sehr schnellen Internet

Schnelles Internet und ein stabiles Mobilfunknetz: Darauf müssen sich Unternehmen verlassen können. Eine Studie der Vereinigung der bayerischen Wirtschaft kommt zu dem Schluss: Bayern muss aufholen, vor allem am Land.

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Ein Kundengespräch, das plötzlich abbricht oder wichtige Daten, die sich nicht laden lassen: Für Unternehmen sei das ein großes Problem, sagt Bertram Brossardt, der Hauptgeschäftsführer der Vereinigung der bayerischen Wirtschaft (vbw). Er sieht den Freistaat beim Ausbau der digitalen Infrastruktur insgesamt auf einem guten Weg, aber mit Einschränkungen.

Kritik am Mobilfunkausbau

Insbesondere mit dem Mobilfunkausbau seien viele Firmen unzufrieden. Laut einer von der vbw in Auftrag gegebenen Studie liegen die Zufriedenheitswerte bei den Datenübertragungen im Mobilfunknetz bei nur 50 Prozent. Politik und Wirtschaft müssten jetzt den Fokus darauf legen, die verbliebenen weißen und grauen Flecken zu beseitigen. Denn: "An bis zu zwei Dritteln der Messpunkte aller LTE-Provider an Autobahnen und Landstraßen ist kein 5G-Empfang möglich", erklärt Brossardt.

Das bayerische Wirtschaftsministerium teilt dazu auf BR-Anfrage mit: Bayern sei in puncto Mobilfunkausbau in vielerlei Hinsicht Vorreiter. So habe der Freistaat 2018 als erstes Bundesland die gezielte Förderung angepackt. Die Mobilfunkversorgung habe sich seitdem landesweit verbessert. Um die Förderprogramme fortzusetzen, seien nun aber auch der Bund und die Europäische Union gefragt.

Gigabit-Anschluss: Nachholbedarf im ländlichen Raum

Beim schnellen Internet sieht es laut vbw-Studie etwas besser aus als beim Handyempfang. Hier habe Bayern stark aufgeholt und liege mittlerweile deutlich über dem Bundesschnitt. Allerdings gilt das nur für die Versorgung mit schnellem Internet mit mindestens 100 Megabit pro Sekunde. Bei den Gigabit-Anschlüssen hingegen hinkt der Freistaat im Bundesvergleich leicht hinterher. Vor allem im ländlichen Raum gibt es Nachholbedarf.

In den Städten liegt Bayern laut Studie mit 89,5 Prozent knapp über dem bundesweiten Schnitt (87,3 Prozent). Im ländlichen Raum sind es 36,8 Prozent und damit 5,9 Punkte weniger als bundesweit. Das Problem: Für die Telekommunikationsunternehmen ist der Ausbau in der Fläche oft unrentabel. Bayern ist davon besonders betroffen, weil hier der Anteil ländlicher Räume sehr hoch ist.

Steigende Nachfrage nach schnellem Internet

Zudem werde die Nachfrage nach schnellem Internet zunehmen. Aufgrund von KI- oder Cloudanwendungen und Videokonferenzen steigen die Anforderungen der Unternehmen stark an, erklärt Brossardt. "Nach den Studien wird der Bedarf in den nächsten zwei Jahren erheblich explodieren." Die vbw fordert daher noch mehr Tempo beim Ausbau der digitalen Infrastruktur. Dort, wo es für die Telekommunikationsunternehmen unwirtschaftlich werde, müsse weiterhin staatlich gefördert werden.

Bayerns Finanzminister Albert Füracker (CSU) betont: Zuständig sei eigentlich der Bund. Bayern springe aber als "Nothelfer" ein. In den vergangenen zehn Jahren habe Bayern gut drei Milliarden Euro an Fördermitteln in den Breitbandausbau investiert. Und das mit Erfolg, freut sich Füracker. 93 Prozent der Haushalte im ländlichen Raum könnten sich über eine Versorgung von 100mbit/s freuen. In der Stadt sind es fast 99 Prozent.

Grünen-Forderung: Staatsregierung muss handeln

Füracker rechne sich die Zahlen schön, kritisiert hingegen Benjamin Adjei, der Sprecher für Digitales der Landtags-Grünen. "Nur jedes zweite Unternehmen in bayerischen Gewerbegebieten hat Glasfaseranschluss, im ländlichen Raum insgesamt sogar nur jedes fünfte Unternehmen – damit liegt Bayern unter dem Bundesschnitt."

Für einen Industriestandort sei das "regelrecht peinlich und ein Zeichen verfehlter Politik". Adjei fordert die Staatsregierung auf, eine Offensive für Gewerbegebiete zu starten und sie in den kommenden Jahren mit Glasfaseranschlüssen auszustatten. Dazu müssten die Genehmigungsverfahren vereinfacht und beschleunigt werden.

Finanzminister Füracker: Wir sind vor dem Bedarf

Füracker weist Kritik zurück, wonach Bayern den Glasfaserausbau verschlafen habe. Nicht nur, weil ohnehin der Bund dafür zuständig sei. Bayern sei dem Bedarf sogar voraus. Denn längst nicht alle Haushalte und Unternehmen nutzen Gigabit-Angebote, obwohl sie vorhanden sind. Der Freistaat baue quasi vor. Wenn die Nutzer dann in ein paar Jahren doch eine schnellere Übertragungsrate bräuchten, sei die schon vorhanden. Der Finanzminister versichert, die Staatsregierung werde dran bleiben. "Ich weiß, dass ich am Schluss in jedem Haushalt Glasfaseranschluss haben möchte." Für entsprechende Bundesfördermittel müsse man nun in den Koalitionsverhandlungen streiten, so der CSU-Politiker.

Im Video: Glasfaser- und Mobilfunkausbau in Bayern

Im Video: Glasfaser- und Mobilfunkausbau in Bayern
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