- Direkt zum aktuellen Artikel: Totes Mädchen im Kinderheim Wunsiedel: Polizisten sagen aus
Das Verfahren vor dem Landgericht Hof um den sexuellen Missbrauch und die Tötung eines zehn Jahre alten Mädchens im Kinderheim in Wunsiedel geht weiter. Am Nachmittag soll der mittlerweile Zwölfjährige vor Gericht aussagen, der das Mädchen aus Waldsassen laut Anklage erwürgt haben soll. Die Vernehmung des strafunmündigen Jungen wird unter Ausschluss der Öffentlichkeit geschehen.
Der Zwölfjährige ist in dem Verfahren nicht nur Zeuge, er tritt mit seinem Verteidiger Michael Hasslacher als Nebenkläger auf. Er gilt wegen mutmaßlicher Sexualdelikte in seinem Beisein auch als Geschädigter. Der Junge war zum Tatzeitpunkt elf Jahre alt und kann aufgrund seines Alters strafrechtlich nicht verfolgt werden.
26-Jähriger gibt Vergewaltigung des Mädchens zu
Angeklagt ist ein 26 Jahre alter Mann aus dem Landkreis Wunsiedel. Ihm wird vorgeworfen, das Mädchen aus der Oberpfalz vergewaltigt zu haben. Am ersten Prozesstag hatte er die ihm vorgeworfene Tat eingeräumt. "Ich weiß, dass es keine Entschuldigung gibt, ich bereue die Taten aber zutiefst." Mit diesen Worten schloss der Anwalt eine Erklärung seines Mandanten, die er verlesen hatte. Der Müllwerker habe demnach den Tod des Mädchens zu keiner Zeit gewollt und auch den Jungen nie dazu aufgefordert, Lena etwas anzutun. Seinen Angaben zufolge ging der Anstoß für den sexuellen Missbrauch vom damals Elfjährigen aus.
Zum Prozessauftakt schilderten unter anderem zwei Erzieherinnen, der Heimleiter und eine Rettungssanitäterin ihre Eindrücke aus dem April 2023, als Lena morgens tot aufgefunden wurde. Nun werden neben der Aussage des Jungen vor allem die Aussagen von Polizisten und Polizistinnen erwartet. In dieser Woche sind Verhandlungstage am Dienstag, Mittwoch und Freitag angesetzt.
Zehn Jahre alte Lena leblos in Wunsiedler Kinderheim gefunden
Die zehn Jahre alte Lena war am Morgen des 4. April 2023 leblos in einem Bett des Kinder- und Jugendhilfezentrums St. Josef in Wunsiedel, dessen Träger die Katholische Jugendfürsorge Regensburg ist, aufgefunden worden. Die Ermittlungen einer 40-köpfigen Sonderkommission ergaben, dass der 26 Jahre alte Angeklagte in der Nacht durch ein offenstehendes Fenster in das Heim gelangt war. Er war laut Anklage auf der Suche nach Wertgegenständen. Im Heim soll der Mann auf den Jungen getroffen sein.
Nach einem Gespräch der beiden mit sexuellem Inhalt soll der Müllwerker sich vor dem Jungen selbst befriedigt und danach das zehn Jahre alte Mädchen im Beisein des Jungen missbraucht haben. Laut Staatsanwaltschaft habe der Mann das Heim anschließend wieder verlassen. Im Laufe der Nacht soll es zu einem Streit zwischen dem damals Elfjährigen und Lena gekommen sein, bei dem der Junge sie mit einem LED-Band erwürgt haben soll.
Kinderpsychiater spricht von schrecklichen Einzelfällen
Laut dem Kinder- und Jugendpsychiater Marc Allroggen sind Fälle wie der in Wunsiedel schreckliche Einzelfälle. Bei BR24live erklärte er, es sei nicht abzuschätzen, ob sie zunähmen, derzeit seien die Zahlen zu niedrig, um eine Einschätzung abgeben zu können. Jeder Fall, in dem ein Kind ein anderes ermordet, müsse individuell betrachtet werden, so Allroggen. Zum Beispiel müsse untersucht werden, ob es bereits Verhaltensauffälligkeiten gab. "Man wird nicht alle Fälle vorhersagen können" gab Allroggen zu bedenken.
- Zum Artikel: Schwere Straftaten: Wenn die Täter noch minderjährig sind
Video: BR24Live zum Prozessauftakt am Landgericht Hof
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