Bilder und Zeichnungen von Geflüchteten.
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In der Trauma-Fachstelle in Nürnberg können Geflüchtete ihre Fluchterfahrungen aufarbeiten, manchmal auch mit Zeichnungen.

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Trauma-Fachstelle für Geflüchtete kämpft ums Überleben

Schreckliche Fluchterfahrungen lassen Geflüchtete oft traumatisiert zurück. Doch in Nürnberg finden sie Hilfe: bei der Trauma-Fachstelle. Die leistet wichtige Integrationsarbeit, ist aber nur bis 2025 finanziell gesichert.

Über dieses Thema berichtet: Stadt Land Leute am .

Was Menschen auf der Flucht erleben, ist für die meisten von uns wohl unvorstellbar. Viele, die hier in Deutschland ankommen, sind traumatisiert – von der Situation in ihrer Heimat, aber auch von der beschwerlichen und oft gefährlichen Flucht an sich. Die Trauma-Fachstelle in Nürnberg-Langwasser (Externer Link) ist oft die erste Anlaufstelle. Geflüchtete erhalten zunächst medizinische Untersuchungen, werden gegebenenfalls geimpft und bekommen psychologische und psychiatrische Hilfe, um Erlebtes zu verarbeiten.

Seit vier Jahren arbeitet Psychiaterin Gertrud Peschel-Krömker in der Trauma-Fachstelle. Sie hilft Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen. Die Geschichten, die sie hier tagtäglich zu hören bekommt, seien zum Teil erschütternd. "Das Wichtigste ist, dass die Geflüchteten ihr Herz ausschütten können, Vertrauen fassen", sagt Gertrud Peschel-Krömker.

"Traumata können auch in Wut und Aggression umschlagen"

Rund 600 Geflüchtete pro Jahr verarbeiten hier in Gesprächen und oft auch in Zeichnungen ihre Flucht. Unterstellt ist diese Anlaufstelle dem Nürnberger Gesundheitsamt. Bis Ende 2025 ist die Finanzierung gesichert, aber was kommt danach? Die Zukunft der Trauma-Fachstelle steht aktuell auf der Kippe angesichts der schwierigen Haushaltslage der Stadt. Leiterin Christina Leuthold sieht das mit großer Sorge, denn die Fachstelle sei wichtiger Baustein für eine erfolgreiche Integration. Würden Geflüchtete mit schweren psychischen Störungen nicht adäquat behandelt, könne das zudem ein echtes, gesellschaftliches Problem werden. "Traumata können auch in Wut und Aggression umschlagen. Das müssen wir rechtzeitig auffangen", so Leuthold.

Gibt es eine Zukunft für die Trauma-Fachstelle?

Aktuell läuft ein Antrag der Grünen-Fraktion im Stadtrat mit Unterstützung der SPD auf Verlängerung. Von einer bundesweit herausragenden Einrichtung ist hier die Rede, die unerlässliche Aufgaben im Bereich der psychologischen und psychiatrischen Versorgung leiste.

Nürnbergs Referentin für Umwelt und Gesundheit, Britta Walthelm, spricht von einem erfolgreichen Lotsen für Geflüchtete im Gesundheitssystem, dennoch sei ein Fortbestehen der Institution nicht so einfach, da es sich insbesondere bei der Trauma-Fachstelle um eine freiwillige Leistung der Stadt Nürnberg handle, die sich nicht refinanziere. Um beispielsweise Mietkosten zu sparen, sei man deshalb bereits kürzlich umgezogen. Es gelte jetzt zu prüfen, welche Finanzierungsmodelle künftig möglich seien.

Im Herbst will sich der Nürnberger Stadtrat die Trauma-Fachstelle noch einmal vor Ort ansehen und dann im Gesundheitsausschuss beraten und darüber entscheiden, ob es eine Zukunft für die Einrichtung gibt.

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Psychiaterin Gertrud Peschel-Krömker in einem Beratungsgespräch in der Trauma-Fachstelle für Geflüchtete in Nürnberg.

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