Ausstellung "FAKT – FAKE" in der Würzburger Universitätsbibliothek
Bildrechte: Holger Schilling / UB Würzburg
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Die Ausstellung "FAKT – FAKE" in der Würzburger Universitätsbibliothek dauert noch bis 17. November.

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Über Fakes, KI und Lügen: Uni-Ausstellung auf Museums-Niveau

Über Fakes, KI und Lügen: Uni-Ausstellung auf Museums-Niveau

"FAKT – FAKE" heißt die Ausstellung in der Zentralbibliothek am Hubland – mit beeindruckenden Exponaten und Mitmachstationen zu Wahrheitsfindung, Lügen und Fälschungen. Warum das die vielleicht wichtigste Ausstellung für die Bibliothek ist.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

Im dritten Stock der Zentralbibliothek am Würzburger Hubland stehen keine Bücherregale. An eine Bibliothek erinnert im großen Ausstellungsraum auch nichts mehr. Hier wird bis zum 17. November Museum gelebt – in der Ausstellung "FAKT – FAKE".

Ganze drei Jahre lang arbeitete das Personal der Universitätsbibliothek Würzburg an einer Ausstellung über Wahrheit, Lügen und Manipulation. Themen, die aktueller nicht sein könnten: In einer Zeit, in der künstliche Intelligenz den Papst in Luxus-Klamotten auf Instagram abbilden kann, Donald Trump fragwürdige Behauptungen über Tierkonsum in den USA aufstellt und Chat GPT ganze Seminararbeiten in wenigen Minuten verfasst.

Lügensteine: Die berühmtesten Würzburger Fakes

Schon auf den ersten Metern der Ausstellung wird klar: Fake-News gehören zur Menschheitsgeschichte dazu. Und auch Würzburg hatte einen echten Fälscherskandal im 18. Jahrhundert. Ursache waren sogenannte Lügensteine, die auf den ersten Blick wie Fossilien aussehen. In einer Vitrine können 184 von ihnen in der Universitätsbibliothek bestaunt werden. Die aus heutiger Sicht amateurhaften Fälschungen täuschten den angesehenen Würzburger Medizinprofessor Johann Bartholomäus Adam Beringer und schafften es sogar in seine wissenschaftlichen Werke.

Ehemaliger Bibliotheksleiter in Fälscherskandal verwickelt

Besonders pikant: In die Fälschungsaktion war der ehemalige Bibliotheksleiter Johann Georg von Eckhart verwickelt. Er ist einer der Amtsvorgänger des heutigen Leiters der Universitätsbibliothek, Hans-Günter Schmidt. Von Eckhart engagierte damals drei Jungen aus Eibelstadt im Landkreis Würzburg. Sie sollten vorgeben, die Fossilien gefunden zu haben. Der Bibliotheksleiter verkaufte die Fossilien mit dieser ausgedachten Geschichte an den Medizinprofessor Beringer – nur eine von vielen Lügen- und Betrugsgeschichten, die die Ausstellung zeigt.

"Fünf Vitrinen locken heute niemanden mehr an"

Hans-Günter Schmidt ist der Leiter der Universitätsbibliothek am Hubland und sichtlich stolz auf das Resultat und das Engagement seiner Kolleginnen und Kollegen. Zwischen den stilvoll in Szene gesetzten Exponaten und den modern designten Ausstellungswänden erklärt er, dass circa 50 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter drei Jahre lang an dieser Ausstellung gearbeitet haben – in zahlreichen Überstunden neben der offiziellen Arbeitszeit. Zwar gehörten Ausstellungen zum Auftrag der Universitätsbibliothek, aber "mit fünf Vitrinen locken sie niemanden mehr an", betont Schmidt.

Eindrucksvoller Einsatz von Virtual Reality und KI

Auch die KI macht Fehler, missinterpretiert und kann Falschinformationen verbreiten. Auf einer riesigen Leinwand ist zu sehen, was passiert, wenn eine KI-Software alte Kunstwerke interpretieren soll. Drachen, wie man sie aus modernen Fantasy-Filmen kennt, entspringen einfach aus einem Bild von Johann Jacob Scheuchzer, obwohl es nirgends Drachen zeigt.

Und auch die Geschichte um die Lügensteine können Besucherinnen und Besucher hautnah nacherleben. Mit einer VR-Brille können sie in die Rolle des Ermittlers schlüpfen und dem Fälschungsskandal aus dem 18. Jahrhundert auf den Grund gehen.

Ausstellung als Appell gegen Leichtgläubigkeit

Man solle nicht alles glauben, was man im Internet sieht, rät Hans-Günter Schmidt den Menschen, die Ausstellung besuchen: "Dafür gibt es ja genau die Einrichtung Universitätsbibliothek, die 338 Tage im Jahr dieses Wissen kostenlos zur Verfügung stellen kann." Ein Appell gegen Leichtgläubigkeit und Bequemlichkeit, so Schmidt.

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