Alte Menschen und Alkohol (Symbolbild)
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Umfrage: Ältere in Bayern trinken zu viel Alkohol

Die Umfrage war aus Sicht von Bayerns Gesundheitsministerin Gerlach notwendig: Das Ministerium hat den Alkoholkonsum bei älteren Menschen im Freistaat untersuchen lassen. Dieser sei bedenklich, heißt es. Experten warnen schon länger.

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Alkohol ist in Familien ein Problem, zeigte jüngst eine Recherche des BR. Jetzt hat sich der Freistaat mit einer bestimmten Altersklasse befasst. Die Ergebnisse seien bedenklich, sagte Bayerns Gesundheitsministerin Judith Gerlach am Freitag in München. Hintergrund ist der "Suchtsurvey 65+". Demnach hat rund jeder zehnte Ältere in Bayern einen problematischen Alkoholkonsum.

Für den "Suchtsurvey 65+" befragte das Berliner Iges-Institut im Auftrag des bayerischen Gesundheitsministeriums zwischen Ende 2021 und Anfang 2022 mehr als 4.000 Menschen ab 65 Jahren in bayerischen Privathaushalten telefonisch zu deren Umgang mit Suchtmitteln.

Zu viel Alkohol im Alter: Wie kommt Untersuchung zustande?

Laut der Befragung trinken rund zwölf Prozent der Menschen ab 65 Jahren in Bayern mindestens viermal pro Woche Alkohol, sagte Christian Weidner, Präsident des Landesamtes für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit. 16 Prozent der Befragten greifen demnach zwei- bis dreimal die Woche zu Alkohol und mehr als Hälfte (53 Prozent) trinkt mindestens einmal pro Monat Alkohol. Dies zeige, dass Alkoholkonsum auch bei älteren Menschen ein wichtiges Präventionsthema bleibe.

Für die Einstufung sei der international gängige AUDIT-C-Kurzfragebogen (Alcohol Use Disorders Identification Test) zur Erfassung der Trinkhäufigkeit und -menge verwendet worden. Bei Männern spricht man ab einem Wert von fünf Punkten von einem problematischen Alkoholkonsum, bei Frauen ab einem Wert von vier Punkten. Vier Punkte erreichen zum Beispiel Befragte, die mindestens viermal pro Woche Alkohol trinken. Fünf Punkte erreichen etwa Menschen, die zwei bis drei Mal wöchentlich und dabei typischerweise fünf oder sechs alkoholhaltige Getränke pro Tag zu sich nehmen.

Deshalb konsumieren Senioren Alkohol

Mit der Befragung lägen erstmals repräsentative Daten zum Suchtmittelkonsum älterer Menschen in Bayern vor, so Ministerin Gerlach. "Sie eröffnen uns so die Chance, zu sensibilisieren und mit entsprechenden Präventionsmaßnahmen zielgerichtet gegenzusteuern. Wir wollen Sucht verhindern, noch bevor sie entsteht", sagte die Ministerin.

Als Gründe für den Alkoholkonsum nannten die Befragten vor allem den geschmacklichen Genuss (74 Prozent), dass Alkohol dabei helfe, zu entspannen (21 Prozent) oder besser einzuschlafen (20 Prozent). Die Untersuchung ergab auch, dass besonders belastende Ereignisse im Leben, wie etwa der Verlust einer nahestehenden Person, mit einem problematischen Alkoholkonsum bei den Betroffenen in Verbindung stehen.

Experten für gesundheitliche Aufklärung warnten schon 2020

Das Thema Alkoholkonsum im Alter beschäftigt Behörden und Fachstellen schon länger. 2020 etwa wies die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) darauf hin (externer Link), dass der Konsum im Alter ein besonderes Risiko birgt. "Alkoholkonsum kann zum Beispiel das Risiko für Stürze und andere Unfälle erhöhen, da das Gleichgewicht und die Reaktionszeit beeinträchtigt werden. Diese Effekte können bei älteren Menschen auch bei geringen konsumierten Mengen auftreten", hieß es damals von der BZgA. "Wird Alkohol über einen längeren Zeitraum in größeren Mengen konsumiert, steigt das Risiko für bestimmte Krebserkrankungen. Außerdem werden der Magendarmtrakt, die Leber und spezifische Gehirnfunktionen beeinträchtigt."

Häufig zu viel: Das Problem mit den Schmerzmitteln

Ein weiteres Problem ist laut der aktuellen Umfrage aber auch der Konsum abhängig machender Medikamente. So habe etwa mehr als ein Viertel angegeben, opioidhaltige Schmerzmittel in größeren Mengen oder über einen längeren Zeitraum als verschrieben oder länger als ursprünglich beabsichtigt eingenommen zu haben. Fast ein Fünftel der Befragten sagte zudem, opioidhaltige Schmerzmedikation auch aus anderen Gründen, wie etwa aufgrund einer Verstimmung oder Aufregung, eingenommen zu haben.

Frauen sind der Befragung zufolge häufiger von problematischem Medikamentenkonsum betroffen als Männer.

Mit Informationen von dpa und epd.

Im Video: Sucht im Elternhaus: Rund drei Millionen Kinder betroffen (14.07.24)

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