Die Meldungen über fehlende Kita-Plätze und Fachkräftemangel dominieren in der Regel jegliche Berichterstattung über die Branche der Kinderbetreuung. Doch im mittelfränkischen Fürth scheint es vieler dieser Probleme nicht zu geben – oder zumindest nicht in dieser Intensität. Mitte der Woche meldete sie Vollversorgung bei der Kinder-Betreuung. Die Stadt stehe bestens da, hieß es in der Pressemitteilung. Und: Das derzeitige Angebot decke den Bedarf.
Erfolgsrezept: Zeit, Geld und freie Träger
Wie hat die Stadt das geschafft? Nur mit dem Einsatz von viel Energie und Geld sowie mit Unterstützung von freien Trägern, sagte Fürths Oberbürgermeister Thomas Jung (SPD) in der Talksendung "Sonntags um 11" auf BR24 Radio. In den vergangenen fünf Jahren wurden in Fürth 48 Millionen Euro in die Kinderbetreuung investiert und damit mehr als 1.000 Krippen-, Kindergarten- und Kinderhortplätze geschaffen – allein über 500 im Jahr 2021. Die Stadt zählt aktuell 1.123 Krippenplätze, 2011 waren es 288. Die Kinder ukrainischer Flüchtlinge seien ebenfalls über sogenannte mobile Kitas versorgt. Das heißt, dass sie vor Ort an ihrem Wohnort betreut werden und nicht in einer regulären Kita.
Für Ganztagsbetreuung gut aufgestellt
Auch für Schülerinnen und Schüler sieht es gut aus: In Fürth gibt es 5.045 Betreuungsplätze. Der Versorgungsgrad von Ganztagsbetreuung und Hort von Grundschulkindern liegt derzeit bei mehr als 70 Prozent. Damit sieht sich die Stadt Fürth im Hinblick auf den von der Bundesregierung beschlossenen geltenden Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung im Grundschulalter sehr gut aufgestellt. Das klingt in anderen bayerischen Kommunen ganz anders, die teilweise überhaupt nicht wissen, wie den ab August 2026 geltenden Rechtsanspruch umsetzen sollen. Für die Stadt Fürth ist das Thema aber noch nicht abgehakt: Auch in den kommenden Jahren werde mit Hochdruck an dem Versorgungsniveau für Kinderbetreuung gearbeitet.
Keine neue städtische Kita
Die Vollversorgung hat die Stadt nicht allein geschaffen. "Ganz wichtig aber: Wir haben in Fürth sehr viele engagierte Träger gefunden. Sei es aus dem kirchlichen Bereich, sei es aus Sportvereinen, seien es private Unternehmer, die diese Kindergärten auch betreiben – also keine einzige dieser neuen Einrichtungen wird von der Stadt Fürth selbst betrieben". Außerdem sei es ein glücklicher Umstand, dass sich vor einigen Jahren eine Fachakademie für Sozialpädagogik angesiedelt habe und die Absolventinnen und Absolventen auch gerne in der Stadt blieben.
Geld ist nicht das Problem
Thomas Jung vertrat im Interview auch die Meinung, dass sich durch die Tariferhöhungen die Bezahlung der Erzieherinnen und Erzieher deutlich verbessert habe. So sehr sogar, dass bei technischen Angestellten oder Verwaltungsmitarbeitern mittlerweile Unmut herrsche, erzählte er.
In Sachen Kita-Förderung sehe er auch angesichts der klammen Kassen der Bundesregierung keine Probleme. Nur mit ausreichender Kinderbetreuung könne die Wirtschaft brummen. Der Regierung in Berlin sei das gewiss klar.
Forderung nach mehr Förderung
Trotzdem stellte er noch einmal die klare Forderung an die Bundesregierung, den Ausbau von Kita-Gebäuden auch weiterhin zu fördern. Ebenso solle der Erzieherberuf weiter beworben und attraktiver gemacht werden. Zudem regte er an, die freien Träger von Kitas mehr zu unterstützen.
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