In Nürnberg trifft sich ab heute die weltweite Ökobranche auf der Fachmesse Biofach – darunter auch Saeda Abualhawa.
Bildrechte: Saeed Al Tayeb
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In Nürnberg trifft sich ab heute die weltweite Ökobranche auf der Fachmesse Biofach – darunter auch Saeda Abualhawa.

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Vom Asyl zum Unternehmen: Erfolg mit Süßigkeiten aus Datteln

Vom Asyl zum Unternehmen: Erfolg mit Süßigkeiten aus Datteln

Das Ehepaar Saeda Abualhawa und Saeed Al Tayeb stammt aus Jordanien und Syrien. In ihrer Heimat sind Datteln beliebt. In Deutschland stellen sie nun Süßigkeiten daraus her und präsentieren sie auf der Biofach-Messe in Nürnberg, die heute beginnt.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Franken am .

Vor gut zehn Jahren kamen Saeda Abualhawa und Saeed Al Tayeb mit ihren drei Kindern nach Deutschland und beantragten Asyl. Die Jordanierin und der Syrer haben sich seitdem ein Geschäft aufgebaut – mit einer Frucht, die beide aus ihrer Heimat kennen: der Dattel.

In der Küche mit Pralinen angefangen

Saeda Abualhawa hat Lebensmitteltechnologie studiert. In Deutschland wollte sie ihren Kindern in die Schule oder den Kindergarten keine gekauften Schokoriegel mitgeben und stellte in ihrer Küche Süßigkeiten aus Datteln her. Die brachte sie auch zu Schul- oder Kindergartenfesten mit und verschenkte sie. Das selbstgemachte Naschwerk kam so gut an, dass Freunde dem Ehepaar rieten, daraus ein Geschäft zu machen.

Mit Business-Plan und Buchhaltungskursen zur Firma

Dafür belegte Saeed Al Tayeb erst Kurse beim Nürnberger Verein "Ausbildungsring Ausländischer Unternehmer". Er lernte, was in Deutschland Gewerbesteuern sind, wie man die Buchhaltung erledigt und erstellte mit Unterstützung einen Business-Plan. Al Tayeb ist studierter Bauingenieur von Beruf. Sein Abschluss wurde in Deutschland nicht anerkannt, weil Papiere aus Syrien fehlten und er sie aus dem vom Krieg zerstörten Land nicht einfach holen konnte. "Jetzt baue ich Pralinen", sagt der 53-Jährige.

Bio-Branche als Erfolgshelfer

Das Ehepaar nannte seine Firma "Odilia" und entschied, die Süßigkeiten in Bio-Qualität anzubieten. Anfangs verkauften sie ihre Pralinen an einem Stand auf dem Hauptmarkt, besuchten Verbrauchermessen in ganz Deutschland und sind auch in diesem Jahr auf der Biofach-Messe in Nürnberg, die heute beginnt. Sie haben viel Arbeit hineingesteckt, um ihre Marke bekannt zu machen: "Manchmal ohne Wochenende, ohne Pause", sagt Saeed Al Tayeb. Eine Biosupermarktkette nahm die Produkte in ihr Programm auf. Inzwischen hat auch eine andere Marke die Dattel-Süßigkeiten von Odilia in der Produktpalette.

Abnehmer in Europa

Das Nürnberger Unternehmen hat Abnehmer in Deutschland, Österreich und in der Schweiz, vereinzelt auch in Frankreich, Spanien und Portugal. Ihren eigenen Laden hat die Firma am Nürnberger Hauptmarkt. Dort gibt es in einer Glastheke gefüllte Datteln, Kakao-Datteln und Pralinen. In Regalen liegen Schokoladentafeln, Flaschen mit Dattelsirup und Dattelpulver. Die handwerklich hergestellten Produkte haben ihren Preis und sind teurer als Supermarktware. Auch, weil die Preise für Rohstoffe wie Kakao stark gestiegen sind.

Sind Datteln die gesünderen Süßigkeiten?

Die Nürnberger Firma hat Kundinnen und Kunden, die den Preis dafür zahlen. "Die Dattel ist süß genug und schmeckt viel runder", sagt ein Kunde, der die Produkte seit drei Jahren kennt. Andere Kunden kaufen im Laden ein, weil die Süßigkeiten keinen raffinierten Zucker enthalten. "Backen ohne Zucker" und Zuckerersatz in der Ernährung sind große Trends, von denen auch die Bio-Branche profitiert. Doch Kalorien- oder zuckerfrei sind auch Datteln nicht. Sie bestehen zu etwa 60 Prozent aus Zucker, darunter Glucose, Fructose und Saccharose. Allerdings enthalten sie auch Magnesium, Eisen, Vitamin B und C sowie Ballaststoffe.

Firma ist wie ein weiteres Kind

Die Geschichte des Gründerpaares hat Seltenheitswert. In einer Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung von 2021 heißt es, dass nur zwei Prozent der seit 2013 nach Deutschland Geflüchteten sich selbständig gemacht hat. Dafür verdienten aber gerade die Selbständigen und Firmengründer unter ihnen mehr als Angestellte.

Der Anfang in Deutschland sei hart gewesen, sagt Saeda Abualhawa. "Jetzt ist alles gut." Inzwischen hat die Familie die deutsche Staatsbürgerschaft beantragt. Der Sohn studiert, die beiden Töchter gehen auf das Gymnasium. Ihre Firma bezeichnet das Ehepaar als ihr viertes Kind: Es gebe schwierige und schöne Zeiten. Aber: "Wir müssen uns immer um unser Kind kümmern."

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