Stefan Oster ist seit zehn Jahren Bischof von Passau. Er ist für seinen Humor bekannt und für klare Worte bei der Aufarbeitung des Missbrauchsskandals. Oster hat aber auch strikt konservative Ansichten, für die er Kritik erntet. Nun hat der Salesianerpater Einblick in sein Leben - unter anderem in seine Wohngemeinschaft - gewährt.
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Die bischöfliche Wohngemeinschaft
Seine damalige Ankündigung, nicht allein ins Bischofshaus zu ziehen, hatte zunächst einiges Aufsehen erregt, erzählt er heute. Bei seinen Mitbewohnern handle es sich um "drei Leute", denen eine bestimmte Art des Miteinanders wichtig sei, vor allem gemeinsame Mahl- und Gebetszeiten, sagte er damals. Ein Kloster sei die WG nicht, sie erleichtere ihm aber auch das ehelose Leben. Hinter diesem steht er, obwohl Oster in jungen Jahren mit einer Frau liiert war: Im Juni 2014 warnte er in einem Zeitungsinterview vor der Abschaffung des Pflichtzölibats für Priester, da ein Priester die zölibatäre Lebensform Jesu nachahme. Der tiefere Sinn darin gehe verloren, wenn der Zölibat zur Wahl gestellt würde. Jedoch werde er sich einer Entscheidung des Papstes für einen Wahlzölibat nicht verweigern. Im März 2019 erklärte er, dass er verheiratete Priester für möglich hält.
Gefragt nach dem WG-Putzplan, sagte Oster in einem Interview mit der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA): "Streit gibt es bei uns Gott sei Dank nicht. Die Dinge sind bei uns ziemlich klar aufgeteilt." Seine beiden Jobs: "Ich bin der Müllbeauftragte und der Mesner für unsere Hauskapelle." Für seinen persönlichen Haushalt und die Wäsche habe er jemanden, der einmal die Woche von außen komme und das für ihn mache.
Nicht mehr so stürmisch
Zu Beginn seiner Amtszeit in Passau habe er bestimmte Themen schon ein wenig stürmisch platziert und dafür auch bei manchen fragende Blicke geerntet, erzählt der heute 58-Jährige. Er brauche da auf jeden Fall Geduld.
Des Öfteren löste Bischof Oster in den vergangenen Jahren kontroverse Reaktionen aus. Zum Beispiel mit seinem Standpunkt zu verschiedenen Genderfragen. So verglich er in einer Predigt Intersexualität mit "angeborenen Beeinträchtigungen, etwa wenn jemand blind geboren wird oder mit einem Herzfehler oder mit einer anderen Beeinträchtigung".
Kritik erntet der Bischof auch, weil er sich standhaft gegen die Priesterweihe für Frauen ausspricht. Zum "Geheimnis von Schöpfung und Erlösung" gehöre, dass Jesus ein Mann war. Deshalb könne der Priester, der "in persona Christi" handele, keine Frau sein. Auf dem Synodalen Weg in Deutschland stimmte er 2022 und 2023 sowohl gegen eine Überprüfung des Ausschlusses der Frauen vom Priesteramt durch den Vatikan als auch gegen den Zugang der Frauen zum Diakonat, der niedrigsten Ordinationsstufe.
Ringen um Erneuerung der Kirche
Bei der Fortsetzung des Synodalen Wegs ist der Bischof generell zurückhaltend. Es passiere aber dennoch einiges, so Oster. Das Hauptleitungsgremium wurde zum Bistumsrat. Traditionell gehören dazu Domkapitulare, Ordinariatsrätinnen und -räte sowie Dekane. Da habe man jetzt Mitglieder des Diözesanrates dazugenommen. Dreimal im Jahr komme man zusammen, einmal für eine ganze Arbeitswoche. Mit dem Vorstand und einigen Mitgliedern des Diözesanrats spreche er intensiv über all die Themen aus dem Synodalen Weg in Deutschland und andererseits vom synodalen Weltprozess in Rom.
Gefragt nach einer schönen Erfahrung in seinen vergangenen zehn Jahren als Bischof, nennt Oster, als viele Ordinariatsangestellten dazu eingeladen wurden, einen Alphakurs zu machen. Dabei werde über den Glauben gesprochen. Es sei sicher nicht immer so leicht, in Gegenwart von Vorgesetzten über den eigenen Glauben zu reden. Man spüre Rückgänge und Abbrüche und ein Ringen darum, was Erneuerung für die Kirche bedeutet.
Missbrauch: Täter beim Namen genannt
Bei der Aufarbeitung des Missbrauchsskandals hatte Oster sich entschlossen, einen verstorbenen Intensivtäter öffentlich beim Namen zu nennen, obwohl der nie verurteilt wurde. Die Entscheidung findet der Bischof auch jetzt noch richtig. Der Mann war 20 Jahre tot, aber als Diözesanmusikdirektor auch eine Instanz in der Kirche von Passau, sagt Oster. Ein Charismatiker, dem viele so einiges verdankt und durch ihn die Schönheit der Musik für sich entdeckt hätten.
"Nach der Veröffentlichung seines Namens mussten wir uns deshalb einige Beschimpfungen anhören: Wie könnt ihr dieses Denkmal so beschädigen? Aber wir hatten eine sehr große Gewissheit, dass es weitere Betroffene gibt als die fünf Fälle, von denen wir schon wussten. Inzwischen haben wir mehr als 20. Das Ausmaß der Übergriffe ist dramatisch und reicht bis zur Vergewaltigung – und jetzt verstehen die meisten unser Vorgehen."
Der Bischof kann auch witzig sein
Dass Stefan Oster auch Humor hat, zeigte er wieder mal beim vergangenen Ostergottesdienstes. Dabei erzählte er einen Witz. Das Video dazu wurde in kurzer Zeit zum Internet-Hit – mit über einer Million Aufrufen bei YouTube. User freuten sich, dass die Kirche Humor zeigt. Der Bischof selbst war überrascht von dem Erfolg.
Schon in den Vorjahren waren die "Oster-Witze" [externer Link] gut geklickt: 2023 gab es über 435.000 Klicks und 2021 über 437.000. Sein Talent, beziehungsweise seine Leidenschaft, vor vielen Menschen zu sprechen, wurde bereits früh erkannt: Stefan Oster machte in den 1980er-Jahren eine Ausbildung zum Zeitungs- und Hörfunkredakteur beim Straubinger Tagblatt. Von 1987 bis 1988 moderierte er bei einem Regionalsender in Regensburg die Morning Show.
Vom Radiomoderator zum Bischof
Stefan Oster wird in wenigen Wochen 59 Jahre alt. Geboren wurde er in der Oberpfalz: in Amberg. 1988 begann er mit dem Studium der Fächer Philosophie, Geschichte und Religionswissenschaften. 1995 entschied sich Oster, Salesianer Don Boscos zu werden. Von 1996 bis 2000 studierte er an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Benediktbeuern Theologie. Die Ewige Profess legte er 1999 ab. Am 24. Juni 2001 wurde er zum Priester geweiht. Im Anschluss war er bis 2003 als Kaplan in St. Don Bosco in Augsburg tätig.
Am 4. April 2014 wurde Oster von Papst Franziskus zum 85. Bischof von Passau ernannt. Seine Bischofsweihe erfolgte am 24. Mai im Stephansdom in Passau durch den Erzbischof von München und Freising, Reinhard Kardinal Marx.
Bischof Oster ist Sportbeauftragter der katholischen Kirche. Vor dem DFB-Pokalfinale am 25. Mai wird er in Berlin zusammen mit Präses Thorsten Latzel aus Düsseldorf einen ökumenischen Gottesdienst abhalten.
Mit Material der KNA
Im Video: Der Oster-Witz 2024 des Passauer Bischofs
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