Am kommenden Wochenende müssen Tausende Langlauf-Begeisterte erneut auf den König-Ludwig-Lauf verzichten. Die Organisatoren haben das internationale Sport-Event nahe Oberammergau abgesagt. Warme Temperaturen und der Regen haben den mühsamen aufgehäuften Schnee dahinschmelzen lassen. Im Schatten ist der Boden vereist, in der Sonne liegt nur noch Schneematsch. Marc Schauberger, Organisationschef des König-Ludwig Laufes, blieb keine Wahl als eine Absage - wie bereits im vergangenen Jahr.
2500 Starter aus der ganzen Welt waren gemeldet
Bis zuletzt haben sich viele Helfer für Deutschlands größten Volksskilanglauf eingesetzt. Riesige Schneedepots sollten den Lauf Anfang Februar sichern; reiwillige hatten mit großen Traktoren den Schnee auf die Loipen verfrachtet. 2.500 Sportlerinnen und Sportler aus der ganzen Welt waren angemeldet, doch an Wettkampf ist nicht zu denken. Vor allem die Abfahrten seien zu gefährlich, zu eisig, und andernorts stehe Wasser in der Loipe, so beschreibt Renndirektor Josef Pongratz die Situation im Gespräch mit BR24.
Föhnsturm und Dauerregen
Noch am vergangenen Wochenende herrschten perfekte Bedingungen im Graswangtal und auf der Loipe bei Kloster Ettal. Doch Anfang der Woche war es damit vorbei. Erst kam der Föhnsturm mit zweistelligen Temperaturen, dann der Dauerregen. Die Wettermodelle hatten eigentlich Schnee vorhergesagt, doch die weiße Pracht kam nur in höheren Lagen. Die Absage sei unausweichlich gewesen, und das wenige Tage vor dem Start, sagte Marc Schauberger.
Stornierungswelle trifft Tourismus
Auch die Gemeinden in den Ammergauer Alpen spüren die Auswirkungen der Absage. Geschäfte, Hotels und die Gastronomie profitieren normalerweise vom "Luggilauf," wie ihn die Einheimischen nennen, denn der König-Ludwig-Lauf füllt eine Lücke zwischen Weihnachts- und Faschingsferien. Traditionell findet er immer am ersten Februarwochenende statt. Dank der vielen internationalen Gäste sind die Zimmer weit im Voraus gut gebucht.
Umbuchung und Kulanz
Wegen der kurzfristigen Absage seien schon viele Sportler unterwegs; teilweise reisten sie aus Amerika, Finnland oder Norwegen an, erklärt Claudia Hans vom Landhotel Böld in Oberammergau. Seit der Absage stehe das Telefon in der Rezeption nicht mehr still. Wegen der Kurzfristigkeit sei eine Stornierung oft nicht möglich, da helfe dann nur Kulanz. So werden Gäste auf das Frühjahr oder auf das nächste Jahr umgebucht. Andere Gäste würden trotzdem anreisen, so Hans. Aber die Enttäuschung sei natürlich groß.
Finanzielles Fiasko durch wiederholte Absage
Der König-Ludwig-Lauf wird von einem Verein organisiert. Die Finanzpolster sei nicht üppig, so Organisationschef Marc Schauberger. Zwei Absagen in Folge schmerzten, denn Einnahmen durch Startgebühren, Sponsor-Verträge und Lizenzsummen brächen weg. Rund drei Viertel der Kosten seien nicht mehr rückholbar, weil sie an Verträge gebunden sind. Das ganze Ausmaß des finanziellen Schadens sei noch nicht überschaubar, so Schauberger. Er hofft auf Spenden - zum Beispiel durch einen Verzicht auf Rückzahlung der Startgebühr. Der Verein wird von den Gemeinden Oberammergau und Ettal unterstützt, aber das kompensiere keine zwei Ausfälle. Trotzdem müsse es weitergehen, da sei sich der harte Kern einig.
Der König-Ludwig-Lauf soll weiterleben
Der König Ludwig Lauf wurde 1968 als bayerischer Skilanglauf in Oberammergau erstmals durchgeführt. Er ist Teil der Worldloppet-Serie, des FIS Worldloppet Cups und des Deutschland Klassikers. Ursprünglich war er mit 90 Kilometern der längste Skimarathon der Welt. Diese Distanz wurde in den 1980er-Jahren verkürzt, um die Durchführung des Laufes zu sichern. Vielleicht müsse in Zeiten des Klimawandels auch nochmal über die Streckenführung nachgedacht werden, sagt Renndirektor Josef Pongratz. Statt einer großen Runde könnte etwa eine kleinere, gut präparierte Schleife eine Lösung sein, die für die Marathondistanz mehrmals befahren wird. Das würde den Arbeitsaufwand reduzieren, Maschinenschnee könnte gezielt dort ausgebracht werden und man wäre wetterunabhängiger. Der König-Ludwig-Lauf darf nicht sterben, so die Botschaft, aber er muss sich in Zukunft besser an den Klimawandel anpassen.
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