Eine Biogasanlage
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Biogasanlagen müssen den Strom künftig bedarfsgerechter produzieren.

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Welche Rolle spielt Biogas in der Energiewende? Und wofür?

Welche Rolle spielt Biogas in der Energiewende? Und wofür?

Biogas ist bei manchen verrufen: Unter anderem, weil sich eine Zeit lang Maisfelder so stark ausgebreitet haben. Die Zukunft dieses Energieträgers schien lange ungesichert. Das ändert sich jetzt – aber nur, wenn sich auch die Biogasanlagen ändern.

Über dieses Thema berichtet: Bayern 2 am Samstagvormittag am .

In Eitting im Landkreis Erding, direkt am Flughafen München, ist die Zukunft des Biogases zu besichtigen. Die Anlage von Johannes Zollner ist riesig. Ständig kommen Lkw, die Mais, Gras oder Zuckerrüben auf einen großen Haufen abladen, von dem aus die Anlage gefüttert wird.

Strom zur richtigen Zeit produzieren und dazu Wärme nutzen

Hier wurden jüngst zweieinhalb Millionen Euro investiert, betont Zollner. In ein größeres Blockheizkraftwerk und größere Gasspeicher, damit die Anlage flexibler eingesetzt werden kann. Jetzt wird sie von einem Direktvermarkter ferngesteuert, um den Strom nicht irgendwann zu produzieren, sondern dann, wenn er knapp und teuer ist.

Auch die Wärme aus der Zollnerschen Anlage wird sinnvoll genutzt: für große Gewächshäuser, in denen Gemüse für die Supermarktkette REWE wächst. Das allerdings ist längst noch nicht bei allen 2.700 Anlagen in Bayern [externer Link] der Fall. Viele ältere Biogasanlagen produzieren ihren Strom noch immer völlig unabhängig davon, ob er gerade gebraucht wird oder nicht. Und die Abwärme verpufft teilweise.

Anlagen bedarfsgerecht fahren

"Da muss die Branche noch besser werden", gibt der Geschäftsführer des Fachverbands Biogas, Stefan Rauh, zu. Noch vor zehn Jahren seien die Preisschwankungen auf dem Strommarkt so gering gewesen, dass das flexible Fahren einer Anlage kaum rentabel war. Das hat sich geändert: Wenn mittags die Sonne scheint, geht wegen der vielen Photovoltaikanlagen der Börsenstrompreis in den Keller, am frühen Abend dagegen oft wieder deutlich in die Höhe.

Diese Welle können Biogasanlagenbetreiber reiten und damit zur Versorgungssicherheit beitragen, Direktvermarkter bezahlen flexiblen Strom inzwischen deutlich besser als früher. Trotzdem geht es nicht ohne die Basisförderung aus dem Erneuerbare-Energien-Gesetz, betont Rauh. Und die ist für viele Biogasbetriebe in Gefahr.

Viele Anlagen gehen bei Ausschreibungen leer aus

2023 kamen immerhin rund neun Prozent des in Deutschland erzeugten Stroms aus Biomasse. Aber viele Anlagen sind inzwischen an die 20 Jahre alt und nähern sich damit dem Ende der zugesagten EEG-Förderung. Damit sie weiterlaufen können, müssen sie sich in Ausschreibungen durchsetzen – da gab es zuletzt aber dreimal mehr Bewerbungen als Kapazität im Angebot war.

Die Bundesregierung behandelte den Energieträger Biogas lange eher mit spitzen Fingern – angesichts der Diskussion über die Vermaisung der Landschaft, und weil es mit Abstand die teuerste unter den erneuerbaren Stromquellen ist. Eine Kilowattstunde Biogasstrom kostet rund 18 Cent, Photovoltaikstrom aus großen Solarparks dagegen gibt es für fünf Cent.

Habeck-Ministerium jetzt pro Biogas

Diesen Sommer aber gab es einen Kurswechsel im von Robert Habeck (Grüne) geführten Bundeswirtschaftsministerium. Das Bundeswirtschaftsministerium bereitet jetzt ein sogenanntes "Biomassepaket" vor.

Geplant ist nach Angaben eines Ministeriumssprechers, gezielt solche Anlagen zu fördern, die auch an ein Wärmenetz angeschlossen sind. Vor allem aber sollen sie ihren Strom flexibel einspeisen – und damit den Vorteil der Biomasse gegenüber den anderen erneuerbaren Energieträgern ausspielen.

In Konkurrenz mit grünem Wasserstoff

Denn das wird jetzt immer wichtiger, sagen Experten, weil der Anteil der schwankenden Energieträger Windkraft und Photovoltaik an der deutschen Stromversorgung schnell steigt. Zwar gelten für die Speicherung über wenige Stunden Batterien als die preisgünstigste Möglichkeit. Aber wenn es darum geht, gesicherte Leistung zeitunabhängig bereitzustellen, muss das Biogas künftig vor allem mit grünem Wasserstoff konkurrieren. Und hier ist es offenbar im Vorteil.

Jürgen Karl, Lehrstuhlinhaber für Energieverfahrenstechnik an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg hat dazu im Auftrag des Fachverbands Biogas eine Studie erstellt [externer Link]. "Es ist tatsächlich so, dass Wasserstoff viel teurer ist als die Nutzung von Biogas", so Karl.

Bei mit Wasserstoff betriebenen Kraftwerken ergeben sich laut der Studie für das Jahr 2030 Stromgestehungskosten zwischen 49 bis 133 Cent pro Kilowattstunde, bei biogasbasierten Kraftwerken sind es 25 bis 44 Cent. Allerdings ist die Unsicherheit erheblich, weil die Prognosen ziemlich darüber auseinander gehen, in welcher Größenordnung der Wasserstoffpreis einmal landen wird.

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