Es gab in der ersten Oktoberfestwoche viel Streit, welche Musik auf der Wiesn gespielt werden soll. Kürzlich hat Wiesnchef Clemens Baumgärtner (CSU) in einem Bierzelt sogar "Last Christmas" gehört. Das fand er dann doch "bissl schräg". Aber letztlich war es nach vielen Regentagen und oft niedrigen Temperaturen womöglich der letzte Anstoß für eine neue Geschäftsidee: Die Eisverkäufer auf der Wiesn dürfen jetzt auch Glühwein verkaufen. Damit will man ihnen zu einer "Lebensgrundlage" verhelfen, wie Baumgärtner es ausdrückt. Freilich sei Glühwein zur Zeit gar nicht so leicht zu bekommen, räumt der Wiesnchef ein, aber das Problem werde sich sicher lösen lassen.
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Nur 100.000 Besucher auf der Oidn Wiesn
Auch wenn das Festgelände im Freien an den Regentagen recht leer aussah: Drei Millionen Besucher waren bisher auf dem Oktoberfest, nur 300.000 weniger als 2019. Man habe das etwa anhand der "Befüllung der Straßen" und der Reservierungen in den Zelten hochgerechnet, erklärt Wiesnchef Baumgärtner. "Das ist also keine geratene, sondern eine gemessene Zahl." Einen deutlichen Rückgang gab es aber auf der Oidn Wiesn – von 250.000 auf 100.000 Besucher.
Die befürchtete Corona-Welle ist bislang ausgeblieben
Die einen dürfte das meist schlechte Wetter abgeschreckt haben. Andere sind wohl wegen Corona doch lieber zuhause geblieben. Davon abgesehen hat die Pandemie aber weniger schlimme Auswirkungen als vorhergesagt, wie Wiesnchef Clemens Baumgärtner betonte: "Die gefürchtete Welle ist nicht da." Das gelte auch für das Personal beim Oktoberfest.
Wiesn gefühlt so kalt wie noch nie
Ebenfalls ein großes Thema war im Vorfeld der Energieverbrauch gewesen, in den Biergärten gibt es deshalb keine Heizpilze. Insgesamt ging der Gasverbrauch nun um 13 Prozent zurück. Der Stromverbrauch ist dagegen um 1,5 Prozent gestiegen, was vor allem mit Heizgeräten der Schausteller erklärt wird. So kalt sei es in ihrer Erinnerung "noch nie" gewesen, stellt Schausteller-Sprecherin Yvonne Heckl. Handschuhe und Mütze habe sie heuer jedenfalls zum ersten Mal auf der Wiesn gebraucht.
31 Sexualdelikte, aber keine Vergewaltigung
Von einem ruhigen Verlauf spricht die Polizei. 923 Einsätze hatte sie bisher – vor drei Jahren waren es zur gleichen Zeit schon mehr als 1.000 gewesen. Die Zahl der Sexualdelikte wird auf 31 beziffert. Eine Vergewaltigung wurde bisher nicht angezeigt.
Die Feuerwehr musste drei Mal (2019: fünf Mal) ausrücken – zuletzt weil eine Kunststoffblume an einem Fahrgeschäft in Brand geraten war.
Sanitäter müssen weniger Notfälle verarzten
Um ein Viertel zurückgegangen sind die Zahlen in der Sanitätsstation: 2.600 Patienten waren bisher dort. Um Rettungsdienste und Krankenhäuser zu entlasten, hat die Aicher Ambulanz beim Personal aufgestockt und die Betriebszeiten ausgedehnt. 180 Einweisungen in Kliniken seien dadurch verhindert worden, berichtet ein Sprecher. Dazu beigetragen habe auch der erstmals aufgestellte mobile Computertomograph. Ob er auch nächstes Jahr wieder zum Einsatz komme, müsse nach einer Auswertung entschieden werden.
Die Top-Wiesnhits: "Prosit der Gemütlichkeit" und "Layla"
Der Wiesnhit ist bisher übrigens "Ein Prosit der Gemütlichkeit", wie Clemens Baumgärtner mit einem Augenzwinkern anmerkt: "Das ist nicht zu toppen". Aber "knapp dahinter" komme schon "die Layla". Sobald der vielkritisierte Partyhit gespielt werde, stünden die Leute auf und "das ganze Zelt steht", so der Wiesnchef: "Das ist einfach so."
Europäische Perspektiven
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- Zum Artikel: "EBU-Projekt Europäische Perspektiven"
Sexuelle Belästigung am S-Bahnhof Ebersberg
Zwischenfälle gab es auch außerhalb des Wiesngeländes. Ein Zwischenfall etwa ereignete sich Sonntagfrüh am Bahnhof in Ebersberg: Dort beobachteten zwei Bahnmitarbeiter, dass ein Mann eine hilflose Frau nach deren Wiesnbesuch belästigte, meldete die Bundespolizei.
Die 25-Jährige hatte nach dem Besuch des Oktoberfests auf dem Nachhauseweg laut Polizei alkoholbedingt die falsche S-Bahn genommen. Am Bahnhof Ebersberg wartete sie auf einer Bank auf den nächsten Zug stadteinwärts. Ein 53-Jähriger soll den Zustand der jungen Frau ausgenutzt haben, indem er sie auch unter ihrem Dirndl berührte. Ein Mitarbeiter der Deutschen Bahn wurde auf die Situation aufmerksam und auch darauf, dass sich die Frau nicht gegen den Übergriff wehren konnte. Mit einem Kollegen ging er dazwischen, beide brachten die Frau in das Bahnhofsgebäude und verständigten die Polizei. Die nahm kurz darauf den 53-Jährigen in der Nähe des Bahnhofs fest.