Gartenbesitzer haben es sicherlich schon bemerkt: Die Pflanzen sind in diesem Jahr früher dran als gewohnt. So auch im Raum Würzburg. Hier wird der Februar 2024 mit hoher Wahrscheinlichkeit als ein Monat mit außergewöhnlicher Wärme in Erinnerung bleiben.
Denn nach Daten des Deutschen Wetterdienstes (DWD) war der Februar bislang etwa 6,6 Grad Celcius wärmer als im langjährigen Mittel der Jahre 1961 bis 1990. Diese Zeitspanne wird in der Klimaforschung häufig als Vergleichszeitraum verwendet. In dieser sogenannten Referenzperiode hatte der Februar eine Mitteltemperatur von einem Grad Celsius. 2024 waren es nach den vorläufigen Daten schon 7,6 Grad Celsius.
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"Absolut außergewöhnliche Abweichung"
Laut Udo Feldinger vom DWD ist der Februar 2024 sogar der "mit Abstand" wärmste Februar in Unterfranken seit dem Jahr 1881. Alle zwölf unterfränkischen DWD-Stationen hätten einen neuen Rekord bei den Mitteltemperaturen gemessen, schreibt Feldinger auf seiner Facebook-Seite. Damit seien alle bisherigen Rekorde dahingeschmolzen.
"Eine so starke positive Abweichung eines Einzelmonats vom langjährigen Mittel haben wir noch nie beobachtet, weder in der Region noch in Deutschland. Das ist absolut außergewöhnlich", erklärt Klimaforscher Heiko Paeth von der Universität Würzburg im Gespräch mit BR24. Man sehe es draußen in der Natur. "Bei uns schlägt der Aprikosenbaum aus im Februar. Das hat der noch nie gemacht. Also, der fängt gerade an zu blühen", so Paeth. Während die ersten Schneeglöckchen ihre weißen Köpfchen bereits welk hängen lassen, kämpfen sich dafür die klassischen Frühlingsblumen wie Osterglocken, Narzissen und Krokusse schon jetzt aus dem Boden und zeigen erste Blüten. Also viel zu früh.
Vegetationsphase verschiebt und verlängert sich
Der Forscher prognostiziert, dass sich im Zuge des Klimawandels in Unterfranken langfristig auch die Vegetationsphasen verändern werden. Bis zum Ende des Jahrhunderts rechnet er mit Verschiebungen von etwa einem Monat: "Das heißt die Vegetationsperiode fängt einen Monat vorher an und wird auch einen Monat länger dauern." Das bedeute, dass in den warmen Lagen entlang des Mains die Wachstumsperiode künftig bis zu neun oder gar zehn Monate dauern könnte. Die Wachstumsperiode dazwischen – der eigentliche Winter – werde immer kürzer.
Warme Monate liegen im Trend
Bayernweit gilt dieser Februar sogar als der wärmste seit 104 Jahren, bestätigt BR-Wetterexperte Christian Lorenz: "Es war überall deutlich zu warm". Damit reihe sich der Februar ein in einen Trend zu überwiegend warmer Monate, wie sie Klimaforscher Paeth und seine Kollegen in Unterfranken seit etwa 15 Jahren registrieren. "Wir beobachten bis auf ganz wenige, einzelne Monate in den letzten 15 Jahren immer stärkere Abweichungen nach oben", so Paeth. Üblicherweise fielen die monatlichen Schwankungen allerdings deutlich geringer aus als jetzt.
Zudem war es laut BR-Wetterexperten viel zu nass in Bayern, und das schon den fünften Monat in Folge. Wobei sich im oft trockenen Unterfranken viele über die Niederschläge gefreut haben dürften. "Erschreckend" seien die wenigen Frosttage im Februar 2024 in Unterfranken, schreibt Udo Feldinger vom DWD. Je nach Höhenlage und Gebiet gebe es hier üblicherweise zwischen 15 und 20 Frosttage. Die DWD-Station in Schonungen-Mainberg verzeichnete in diesem Monat keinen einzigen Frosttag mit Temperaturen unter null Grad Celsius, Würzburg nur zwei.
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