Bereits am Dienstag wurden in Berlin die Ergebnisse des Zensus 2022 vorgestellt. Nun hat der bayerische Innenminister Joachim Herrmann (CSU) beim Landesamt für Statistik in Fürth die neuen Daten nochmal für den Freistaat eingeordnet. Es ist die zweite Volkszählung nach der Wiedervereinigung.
Die Einwohnerzahl Bayerns wurde durch den Zensus ein wenig nach unten korrigiert – es gibt 2,2 Prozent weniger Menschen im Freistaat, als durch die Bevölkerungsfortschreibung angenommen. "Der Zensus dient dazu, eine Inventur bei den Einwohnerzahlen zu machen", erklärt Thomas Gößl, Präsident des Bayerischen Landesamts für Statistik. So können Fehler behoben werden. Diese entstehen zum Beispiel durch Fortzüge, die nicht ins Melderegister eingehen. Auch beim Zensus 2011 kam es bereits zu einer Korrektur der Einwohnerzahlen.
Neu war beim Zensus 2022, dass erstmals auch die kleinen Gemeinden mit weniger als 10.000 Einwohnerinnen und Einwohner genau erfasst wurden. Sie machen den größten Anteil an Gemeinden in Bayern aus. "Deswegen sehen wir jetzt Korrektur-Effekte, die es 2011 noch nicht gab", sagt Gößl.
Kleine Gemeinden stärker von Korrektur betroffen
Außerdem fallen in den kleinen Gemeinden schon wenige Fehler stärker ins Gewicht. Und auch bei den kleinen Gemeinden gibt es nochmal extreme Ausreißer oder "Sonderfälle", wie Gößl sagt – die Gemeinde Balderschwang im Oberallgäu zum Beispiel. Hier musste die Einwohnerzahl um 38 Prozent nach unten korrigiert werden.
Besonders starke Abweichungen wie diese beträfen auffallend oft die klassischen Ferienregionen, sagt Gößl. "In Gespräche mit Kollegen von der Ost- und Nordsee haben wir festgestellt, dass auch sie solche Abweichungen beobachten." Woran genau das liegt, sei noch nicht klar. "Es könnte mit Saisonarbeitskräften zu tun haben, oder mit Erstwohnsitzen, die eigentlich keine sind." Die genauen Gründe werde man nun mit den Gemeinden ermittelt.
Interaktive Grafik: In diesen Gemeinden leben mehr/weniger Menschen als angenommen
Oberfranken schrumpft
Nach dem neuen Zensus leben etwas mehr als 13 Millionen Menschen im Freistaat – das ist trotz der Korrektur ein Wachstum von mehr als fünf Prozent gegenüber des Bevölkerungsstandes aus dem Zensus 2011. Nur in Oberfranken ging die Zahl der Einwohnerinnen und Einwohner seit 2011 zurück – um 1,5 Prozent. "Das zeigt deutlich: Bayern ist als Wohn-, Lebens- und Arbeitsstandort gerade auch für Zugewanderte attraktiv", meint Innenminister Joachim Herrmann bei der Pressekonferenz am Freitag.
Zum Stichtag des Zensus, dem 15. Mai 2022, lebten rund 1,8 Millionen Menschen ohne deutsche Staatsbürgerschaft in Bayern. Davon stammen rund 870 Tausend aus andern EU-Staaten. Die größte Gruppe an Menschen ohne deutsche Staatsbürgerschaft bilden Menschen aus der Türkei, gefolgt von Rumänien, Kroatien und der Ukraine.
Durchschnittsalter in Bayern seit 2011 gestiegen
Der Zensus zeigt auch: Die Bayerische Bevölkerung ist älter geworden – im Schnitt um ein Jahr. Der Altersdurchschnitt in Bayern beträgt nun 43,7 Jahre und damit leicht unter dem Bundesdurchschnitt von 44,3 Jahren. In Oberfranken ist die Bevölkerung im Schnitt am ältesten. "Die Generation der Babyboomer ist gealtert, während die Geburtsjahrgänge der letzten elf Jahre seit dem Zensus-Stichtag in 2011 weiterhin gering ausfallen", sagt Joachim Herrmann.
Grafik: Wie alt ist Bayerns Bevölkerung
Das Besondere bei diesem Zensus: Zusätzlich zur demografischen Struktur der Bevölkerung wie Alter oder Geschlecht, gibt es diesmal auch einen detaillierten Überblick über Wohnungen und Gebäude.
- Zum Artikel: So wohnt Bayern: Was uns der Zensus sagt
Knapp die Hälfte der Bayern lebt in der eigenen Immobilie – in Niederbayern sogar fast 60 Prozent. In Oberbayern dagegen wohnen im regionalen Vergleich die meisten Menschen zur Miete. Und die ist dort auch besonders hoch: im Durchschnitt elf Euro pro Quadratmeter. Zum Vergleich: In Oberfranken sind es nur sechs. Die Landeshauptstadt München bleibt Spitzenreiter mit durchschnittlich 12,89 Euro Nettokaltmiete pro Quadratmeter. "Gerade vor diesem Hintergrund müssen wir uns weiterhin darum bemühen, nicht nur die angespannte Wohnraumsituation, die vielerorts die Mieten in die Höhe treibt, zu entschärfen, sondern die Attraktivität aller Regionen Bayerns – besonders auch außerhalb der Ballungsräume – zu erhöhen", so Innenminister Herrmann.
Von 2011 bis 2022 wurden 244 Tausend neue Wohngebäude mit insgesamt 648 Tausend Wohnungen gebaut.
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