Die Förster in der norditalienischen Provinz Trentino haben die Bärin KJ1 anhand ihres Funkhalsbandes geortet und dann erlegt. Der Peilsender war erst vor kurzem an dem Tier angebracht worden, um ihre Bewegungen zu überwachen und schnell reagieren zu können.
- Zum Artikel: "Die Angst vor dem Bären in Bayern – Was steckt dahinter?"
KJ1 war im Trentino als "Problembärin" bekannt
In Norditalien war die Bärin mit der Kennung KJ1 seit langem für ihr "problematisches Verhalten" bekannt, in mindestens sieben Fällen sei es zu einer Begegnung mit dem Menschen gekommen. Vor drei Wochen attackierte sie einen 43-jährigen französischen Touristen, der am frühen Morgen nördlich des Gardasees unterwegs war. Bei dem Angriff wurde der Tourist so schwer an Armen und Beinen verletzt, dass er mit dem Rettungshubschrauber in ein Krankenhaus nach Trient gebracht werden musste.
Auf der Suche nach biologischen Spuren
Nach der Attacke kamen Förster an den Ort des Angriffs, um den Tathergang zu rekonstruieren. Außerdem wurden biologische Spuren gesammelt, um nachzuweisen, dass es sich wirklich um KJ1 handelt. Das Tier war weitläufig in einem Gebiet unterwegs, das besonders bei Wanderern und Urlaubern beliebt ist. Nach dem Angriff ordnete der Präsident der Provinzialregierung, Landeshauptmann Maurizio Fugatti, die Tötung des Tiers an.
Zähes juristisches Ringen um Tötung von KJ1
Tierschützer gingen sofort gerichtlich gegen den Abschussbefehl vor, der Verein LAV nannte die Anordnung eine "sinnlose und gewalttätige Vergeltungsaktion". Beim Angriff Mitte Juli habe das Tier nur seine Jungen verteidigt. Das Verwaltungsgericht Trient gab schließlich dem Einspruch statt, es sei nicht sicher, dass tatsächlich KJ1 den Touristen angegriffen hatte. Außerdem fehle eine Alternative zur Tötung. Für eine andere "Problembärin" – Gaia – wird gerade ein spezielles Gehege im Schwarzwald gebaut.
Tötung von KJ1 wenige Stunden nach Abschussbefehl
Sobald es juristisch erneut möglich war, unterzeichnete Landeshauptmann Fugatti nach Informationen von italienischen Medien in der Nacht eine neue Abschussanordnung. Wenige Stunden später spürten die Mitarbeiter der Forstverwaltung das Tier auf und erschossen es. KJ1 war nach Informationen der italienischen Nachrichtenagentur Ansa 22 Jahre alt und damit die älteste Bärin im Trentino. Sie hat neun Junge zur Welt gebracht.
Immer wieder Begegnungen von Bären und Menschen in den Alpen
Im vergangenen Jahr war im Trentino ein junger Jogger von der Bärin JJ4, auch Gaia genannt, angegriffen und getötet worden. Der Schock danach war groß, es folgte eine hitzige Debatte über das Zusammenleben von Bären und Menschen. Gaia ist die Schwester von Bruno, dem früheren "Problembären" in Bayern. Er war ab Mai 2006 von der italienischen Provinz Trient nach Norden gewandert und war dann nach rund 170 Jahren als erster Bär in freier Wildbahn in Bayern unterwegs. Auch er wurde als "problematisch" eingestuft und im Juni 2006 in der Nähe von Bayrischzell erlegt.
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