Europawahl-Rechtsruck: Warum wählen junge Leute AfD? - Possoch klärt!
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Europawahl-Rechtsruck: Warum wählen junge Leute AfD? - Possoch klärt!

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Europawahl-Rechtsruck: Warum wählen junge Leute AfD?

Deutschland ist gespalten, die einen jubeln, die anderen sind geschockt: Die AfD ist zweitstärkste Kraft. Und auch bei jungen Leuten beliebt. Aber warum? Possoch klärt!

Über dieses Thema berichtet: Possoch klärt am .

Im Vergleich zur Europawahl 2019 konnte die AfD bei Wählerinnen und Wählern zwischen 16 und 24 um elf Prozentpunkte zulegen und 16 Prozent erreichen, nur ein Prozent weniger als die Union. Die Grünen, 2019 noch klar stärkste Kraft bei jungen Deutschen, verlieren 23 Prozentpunkte.

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So haben 16- bis 24-Jährige bei der Europawahl 2024 im Vergleich zu 2019 gewählt.

Dabei verbindet man junge Menschen oft mit Fridays for Future, mit Weltoffenheit, mit eher linken und ökologischen Themen. Hunderttausende, auch junge Leute, gingen gegen Rechtsextremismus auf die Straße.

Dazu noch die vielen Skandale, in die (auch) die AfD involviert war: das Geheimtreffen von Potsdam - Stichwort "Remigration", Russlandnähe, mutmaßliche China-Spione und Bestechungsvorwürfe.

Wieso ist diese, in Teilen als gesichert rechtsextrem eingestufte Partei, für junge Deutsche auf einmal so attraktiv?

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"Viele Jugendliche fühlen sich nicht wahrgenommen"

"Es gibt nicht eine Jugend", erklärt Kilian Hampel von der Uni Konstanz. Vielmehr gibt es "verschiedene Ströme innerhalb dieser Jugend. Nur weil jetzt die AfD bei der Europawahl so stark gewonnen hat, gibt es Fridays for Future immer noch". Den jungen Deutschen sei es eben sehr wichtig gehört zu werden, doch "viele Jugendliche haben das Gefühl, die Politik nimmt sie nicht wirklich wahr".

"Drittens gibt es ja eine gewisse Hoheit der Rechtspopulisten, insbesondere in Social Media", meint Professor Thomas König, Politologe an der Uni Mannheim. Das gilt besonders für TikTok, eine Plattform, auf die die AfD schon sehr früh gesetzt hat, um gezielt junge Menschen anzusprechen. Denn die informieren sich eben eher über YouTube und Co. als über die Tagesschau. "Als ich vor Jahren gefragt wurde, was die Absenkung des Wahlalters mit sich bringen würde, habe ich damals schon geantwortet: Die Wahlkämpfe werden TikTok-like werden", sagt König, "einfach, simpel und emotional – nicht, was wir unter Demokratie normalerweise verstehen. Und genau das ist passiert."

Persönliche Sorgen als Wahlmotiv

Eine Umfrage von Infratest dimap zu den Sorgen junger Menschen zeigt, dass die Sorgen andere sind als vor fünf Jahren: Stand bei der letzten Europawahl noch der Klimawandel als größte Bedrohung ganz oben, treibt die Deutschen zwischen 16 und 34 heute nun hauptsächlich die Zunahme der Kriminalität um. 60 Prozent sorgen sich, dass sich die Art und Weise, wie wir in Deutschland leben, zu stark verändern wird und 59 Prozent haben Angst, den Lebensstandard nicht mehr halten zu können.

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Befragung der 16- bis 34-Jährigen zu ihren Hauptsorgen.

Da hat die AfD "junge Menschen direkt angesprochen, ist auch direkt auf die Sorgen und auf die Ängste von jungen Menschen eingegangen und hat ihnen sehr, sehr einfache, populistische Lösungen präsentiert, auf die viele junge Menschen gesprungen sind", erklärt der Politologe Kilian Hampel von der Uni Konstanz.

"Nein - das sind keine Nazis"

Es gibt aber auch Tendenzen, die den Rechtsruck kontrastieren: So haben sieben Prozent der jungen Wählerinnen und Wähler die pan-europäische, kosmopolitische und linksliberale Volt gewählt – quasi eine Anti-AfD. Insgesamt kam Volt in Deutschland auf 2,6 Prozent.

Politologe Thomas König weist zudem darauf hin, dass junge Menschen zwar oft populistisch wählen, viele der Inhalte aber gar nicht teilen: "Nein, das sind keine Nazis", sagt er, "die sehen das einfach nur als eine Alternative zu dem, was im Moment vorherrscht."

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