Mehr als 1000 Umweltaktivisten haben nach Polizeiangaben mit einem Demonstrationszug zur Tesla-Fabrik bei Berlin gegen den Autobauer protestiert.
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Demonstrationszug zum Tesla-Werk

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Für Wasserschutz statt Werksausbau: Neuer Protest gegen Tesla

Im brandenburgischen Grünheide gehen die Proteste gegen den Ausbau des Elektroauto-Werks vom US-Amerikaner Elon Musk weiter. Am Freitag hatte es immer wieder Zusammenstöße von Demonstranten und Polizisten gegeben. Wie war es am heutigen Samstag?

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Mehrere Organisationen waren beteiligt: Bei Grünheide in Brandenburg fand am Samstag ein Demonstrationszug zur Elektroauto-Fabrik von Tesla statt. Er startete am frühen Nachmittag am nahegelegenen Bahnhof Fangschleuse. Das erklärte Ziel ist, vor Gefahren für die Umwelt zu warnen – durch den Bau und die Nutzung von Autos, egal mit welchem Antrieb.

Nach einzelnen Rangeleien friedlicher Verlauf

Laut Polizei verlief der Demonstrationszug weitestgehend ohne größere Störungen. Vereinzelt habe es Auseinandersetzungen zwischen Teilnehmern und den Behörden gegeben, und Pyrotechnik sei gezündet worden. Angaben zu Verletzten oder Festnahmen machte die Polizei nicht. Am Protestzug hätten mehr als 1.000 Personen teilgenommen. Die Veranstalter der Kundgebung unter dem Motto "Wasser.Wald.Gerechtigkeit" sprachen von 2.000 Teilnehmern.

Die Polizei hatte nach eigenen Angaben die Anschlussstelle Freienbrink der Autobahn 10, die direkt neben dem Firmengelände verläuft, in beide Fahrtrichtungen gesperrt. Sie riet dazu, den Bereich weiträumig zu umfahren. Die Lage in der Nacht und am Morgen sei ruhig gewesen, sagte ein Polizeisprecher.

Proteste gegen die Werkserweiterung und den Individualverkehr generell

Beim Protestzug riefen manche: "Runter mit der Aktie, hoch mit dem Wasserschutz!" Die Aktivistinnen und Aktivisten kritisieren die geplante Erweiterung des Tesla-Werks in Grünheide und werfen dem US-Unternehmen vor, Umwelt und Wasserversorgung der Region zu gefährden. Seit Ende Februar demonstrieren Umweltschützer im Wald in der Nähe des Werks gegen die Erweiterung und eine damit einhergehende Rodung. Im Februar hatte sich die Mehrheit der Einwohner der Gemeinde Grünheide in einer Bürgerbefragung gegen die Erweiterung ausgesprochen.

Zugleich gab es auch Kritik an anderen Autobauern. "Diesem System ist es egal, ob Tesla, VW oder Mercedes – Autokonzerne und ihre politischen Befürworter sind verantwortlich für den Ausverkauf unserer Lebensgrundlagen", sagte Lucia Mende, die Sprecherin der Organisation "Disrupt Tesla" ("Tesla stören"), vor der Demonstration. Das Bündnis "Tesla den Hahn abdrehen" sieht Gefahren für das Wasser. "Teslas Luxusautos verschmutzen und verbrauchen weltweit knappes Trinkwasser", sagte Sprecherin Karolina Drzewo. Das Bündnis fordert eine Abkehr vom "ineffizienten und klimaschädlichen Individualverkehr".

Bürgerinitiative kritisiert Brandenburger Landesregierung

Die Bürgerinitiative Grünheide warf Tesla und der Brandenburger Landesregierung vor, die Interessen der Menschen in der Region nicht genug zu beachten. "Man zieht das durch, man hört nicht auf die Befindlichkeiten der Menschen vor Ort", sagte Sprecher Steffen Schorcht. "Es dient ausschließlich den Interessen von Tesla." Er zeigte Verständnis für die Proteste. "Wenn man kämpft und immer wieder gegen die Mauer rennt und nicht mehr weiß, was man noch machen kann, dann bleiben mitunter nur Maßnahmen des zivilen Ungehorsams."

Musk: "Passiert etwas sehr Seltsames"

Tesla-Chef Elon Musk zeigte sich irritiert. "Es passiert etwas sehr Seltsames, da Tesla als einziger Autokonzern angegriffen wurde!", schrieb er auf dem Portal X. Das Wort "einziger" hob er mit Sternchen hervor. Tesla produziert seit 2022 in Grünheide Elektroautos. Das Unternehmen hat Vorwürfe zum Wasser stets zurückgewiesen – mit dem Hinweis, dass der Wasserverbrauch zurückgegangen sei und außerdem unter dem Branchendurchschnitt liege.

"Aktionswochenende" gegen Tesla seit Mittwoch

Bereits am Mittwoch hatte im Vorfeld der nächsten Gemeinderatssitzung von Grünheide in der kommenden Woche ein sogenanntes Aktionswochenende gegen Tesla begonnen. Gestern hatten mehrere Teilnehmer versucht, auf das Betriebsgelände des US-Elektroautobauers vorzudringen. Dabei gerieten Protestteilnehmer und Beamte aneinander. Die Polizei setzte Pfefferspray und Schlagstöcke ein. Mehrere Teilnehmer sowie 21 Einsatzkräfte wurden laut Polizei verletzt, 16 Menschen kamen zunächst in Gewahrsam. Tesla hatte am Freitag nicht produziert – das hatte nach Angaben einer Sprecherin aber mit dem Brückentag nach dem Feiertag Christi Himmelfahrt zu tun.

Manu Hoyer, Sprecherin der Bürgerinitiative Grünheide, spricht von einer "Kriminalisierung der Umweltaktivisten". Sie sagte: "Ich fühlte mich hier, als ob Krieg ausgebrochen ist, wo Polizeihubschrauber permanent hier übers Gelände kreisten, Wasserwerfer in Position gebracht sind, Reiterstaffeln positioniert wurden".

Mit Material von Maximilian Devantier (ARD), AFP und dpa

Im Audio: Vorbereitungen auf "Aktionswochenende"

Polizisten räumen eine Blockade von Aktivisten an der Zufahrt zum Flugplatz Neuhardenberg. Auf dem Gelände des Flugplatzes werden Fahrzeuge von Tesla zwischengelagert, die im Werk in Grünheide produziert wurden.
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Polizisten räumen eine Blockade von Aktivisten

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