Nach einer heftigen Explosion auf einem Fabrikgelände nahe Moskau haben die russischen Behörden am Mittwoch den Katastrophenfall ausgerufen. Das teilte die Stadtverwaltung von Sergijew Possad mit, einer Stadt etwa 70 Kilometer nordöstlich der Hauptstadt.
60 Verletzte bei Explosion in Fabrik
Die offizielle Zahl der Verletzten stieg bis Mittwochabend auf 60. Eine Beschäftigte des Werks starb nach Berichten staatlicher Medien an ihren Verletzungen. Fünf weitere Verletzte sollen in Lebensgefahr schweben. Mehrere Menschen werden noch vermisst. 38 Wohngebäude, zwei Schulen, eine Sportanlage und ein Geschäft seien beschädigt worden, teilte Gouverneur Andrei Worobjow mit. Menschen in der Umgebung seien evakuiert worden.
In den sozialen Medien wurden Aufnahmen verbreitet, in denen eine große Rauchsäule und Hochhäuser mit zerborstenen Fenstern zu sehen sind.
Handelte es sich um Rüstungsfabrik?
Bei der Fabrik handelt es sich mutmaßlich um eine Rüstungsfabrik. Das investigative Nachrichtenmedium "Agentstwo" berichtete unter Berufung auf staatliche Beschaffungsdaten der vergangenen Jahre, das Sagorsker Optisch-Mechanische Werks (SOMS) habe die russische Nationalgarde mit Ferngläsern und Dosimetern beliefert, Gerät für Militärflugzeuge produziert und sei an der Entwicklung eines neuen Kampfbombers beteiligt.
Die Nachrichtenagentur "Tass" hingegen berichtete, Rettungsdienste gingen davon aus, dass die Ursache für die Detonation in einem Lagerhaus mit Pyrotechnik liege. Russischen Behörden zufolge soll es sich um ein Lager des Pyrotechnik-Herstellers "Piro-Ross" handeln. Das Unternehmen wurde 1994 von vier Rüstungsbetrieben gegründet. Die Firma liegt der Anschrift nach auf dem Gelände des Sagorsker Optisch-Mechanischen Werks.
Spekulation über Drohnenangriff – Offizielles Dementi
Im Internet wurde spekuliert, ob das Sagorsker Werk Ziel eines Drohnenangriffs wurde. Von offiziellen Stellen wurde dies zurückgewiesen. Unabhängig überprüfbar ist das nicht.
Die Stadtverwaltung spricht hingegen von einem Verstoß gegen Sicherheitsmaßnahmen als Ursache. Das Investigativkomitee, die oberste Polizeibehörde Russlands, erklärte, es seien strafrechtliche Ermittlungen unter dem Verdacht des Verstoßes gegen industrielle Sicherheitsbestimmungen eingeleitet worden.
Russland beschießt seit Beginn seines Angriffskriegs gegen die Ukraine vor 17 Monaten systematisch das Territorium des Nachbarlands. Seit einigen Monaten gibt es mutmaßliche ukrainische Gegenangriffe mit Drohnen, die in Grenzregionen einschlagen, aber auch in Moskau. In den vergangenen Wochen gab es in Moskau und der Umgebung der russischen Hauptstadt mehrere Drohnenangriffe.
Mit Informationen von dpa, Reuters, AP
Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.
"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!