Es war das erste Mal seit dem 6. Januar 2021, dass der Kongress wieder zur Bestätigung des Ergebnisses einer Präsidentschaftswahl zusammenkam – unter komplett anderen Vorzeichen. Proteste und andere Störungen gab es nicht. Die verschneite Gegend um den Kongress war aus Sicherheitsgründen aber mit hohen Zäunen abgeriegelt.
Über dem Prozedere im Kongress hing die Erinnerung an 2021, als der damals unterlegene Trump versuchte, seine Abwahl zu kippen, und seine Anhänger dazu aufrief, "wie die Teufel" dagegen zu kämpfen. Eine wütende Menge drang in das Kongressgebäude ein. Die Abgeordneten mussten in Sicherheit gebracht werden. Fünf Menschen wurden getötet.
Harris bestätigt eigene Wahlniederlage
Während Trump seine Abwahl von 2020 bis heute nicht eingesteht, hat Wahlverliererin Harris ihre Niederlage längst akzeptiert. Als amtierende Vizepräsidentin saß sie der Zertifizierung der Stimmen vor und bestätigte ihre eigene Niederlage – so wie der Demokrat Al Gore im Jahr 2001 und der Republikaner Richard Nixon 1961. Es sei ihre "heilige Pflicht", für eine friedliche Machtübergabe zu sorgen, sagte Harris vorab in einer Videobotschaft. "Wie wir gesehen haben, kann unsere Demokratie zerbrechlich sein. Und es liegt an jedem von uns, für unsere wertvollsten Prinzipien einzustehen."
Kongress ändert Verfahrensregeln
So wie üblich – außer eben nach Trumps Lüge vom Wahlbetrug vor vier Jahren – verlief der Tag mit Pomp und Tradition: Mahagonikisten mit den Wahlergebnissen aus den US-Staaten wurden ins US-Parlament gebracht. 2021 hatten sie noch vor den hereinstürmenden Trump-Anhängerinnen beschützt werden müssen. Ebenso wie die Senatorinnen und Senatoren, die unbehelligt ins Repräsentantenhaus, die größere Kammer des Kongresses, gehen konnten, um mit der Auszählung der Wahlleutestimmen zu beginnen.
Nach den Ereignissen vor vier Jahren wurden neue Verfahrensregeln eingeführt. Jetzt können nicht mehr einzelne Mitglieder von Senat und Repräsentantenhaus Einwände gegen das Wahlergebnis erheben, sondern nur mindestens ein Fünftel der Abgeordneten.
"Amerika lieben, wenn man gewinnt und wenn man verliert"
Der scheidende Präsident Joe Biden, der Trump 2020 besiegt hatte, nannte den 6. Januar 2021 "einen der schwierigsten Tage in der amerikanischen Geschichte". Was Trump damals getan habe, "war eine echte Bedrohung für die Demokratie. Ich bin zuversichtlich, dass wir das jetzt hinter uns haben."
Anders als Republikaner vor vier Jahren erhoben auch die diesmal unterlegenen Demokraten keine Einwände gegen das Wahlergebnis. Seine Partei sei nicht von Wahlleugnern infiziert, sagte ihr Fraktionschef im Repräsentantenhaus, Hakeem Jeffries. "Man sollte Amerika lieben, wenn man gewinnt und wenn man verliert. Das ist eine patriotische Sache", sagte er.
Mit Material von AP
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