Thomas Strobl, baden-württembergischer Innenminister, spricht am Tatort mit Polizeibeamten.
Bildrechte: dpa-Bildfunk/Uwe Anspach

Thomas Strobl, baden-württembergischer Innenminister, spricht am Tatort mit Polizeibeamten.

Per Mail sharen
Artikel mit Bild-InhaltenBildbeitrag

Messerattacke in Mannheim: Hartes Vorgehen nach Gewalt-Video

Nach der Messerattacke auf Mitglieder der Pax-Bewegung ist auf TikTok ein gewaltverherrlichendes Video veröffentlicht worden. Baden-Württembergs Innenminister Strobl kündigte daraufhin ein hartes Vorgehen der Sicherheitsbehörden an.

Über dieses Thema berichtet: BAYERN 3 am Sonntag am .

Als Reaktion auf ein gewaltverherrlichendes Video nach der Messerattacke in Mannheim hat Baden-Württembergs Innenminister Thomas Strobl (CDU) ein hartes Vorgehen der Sicherheitsbehörden angekündigt. Mit Blick auf ein offenbar im Onlinedienst Tiktok aufgetauchtes Video, in dem zum Mord an "allen Ex-Muslimen und jedem Islam-Kritiker" aufgerufen wird, sagte Strobl der "Bild am Sonntag": (Externer Link, möglicherweise Bezahl-Inhalt). "Bei uns werden Verbrechen – ganz besonders Mordstraftaten – mit der ganzen Härte des Gesetzes bestraft und nicht gefeiert."

Derartige Aussagen nach einer solchen Tat seien "abscheulich, niederträchtig und ekelerregend", betonte Strobl. Das Landeskriminalamt habe "bei den aktuell laufenden Ermittlungen bereits IT-Ermittler zentral zusammengezogen", fügte Strobl hinzu.

Auch Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) verurteilte das nach dem Angriff veröffentlichte Tiktok-Video scharf. "Den mörderischen Messerangriff zu verherrlichen, ist widerwärtig und menschenverachtend", sagte Faeser der "Bild am Sonntag". Wer so etwas tue, müsse "mit aller Härte des Strafrechts verfolgt werden", betonte die Ministerin. "Unsere Sicherheitsbehörden gehen dem konsequent nach."

Video als Reaktion auf Attacke am Freitag

Ein Mann hatte am Freitag auf dem Marktplatz in Mannheim bei einer Kundgebung fünf Mitglieder der islamkritischen Bürgerbewegung Pax Europa und einen Polizisten verletzt. Pax Europa-Vorstandsmitglied Michael Stürzenberger (59) wurde mit einem Messer verletzt. Stürzenberger und sein Umfeld werden von den Behörden etwa in Bayern dem Bereich der verfassungsschutzrelevanten Islamfeindlichkeit zugeordnet. Er gab inzwischen einem rechtskonservativen Medium ein Video-Interview vom Krankenbett aus - er war unter anderem im Gesicht und am Oberschenkel mit Stichen verletzt worden. Polizisten hätten die Erstversorgung übernommen, sagte er.

Nach dem Haftbefehl gegen den Täter und einer Hausdurchsuchung wollen die Ermittler mehr zum Motiv des 25-Jährigen und zur Planung der Tat herausfinden. Bisher war der Mann, der in Afghanistan geboren wurde, aber seit seinem 15. Lebensjahr in Deutschland lebt, nicht vernehmungsfähig. Er war in den Minuten nach der Attacke ebenfalls verletzt worden. Ihm wird versuchter Mord zur Last gelegt, wie die Staatsanwaltschaft Karlsruhe und das Landeskriminalamt Baden-Württemberg am Samstag mitteilten. Bisher war er polizeilich nicht in Erscheinung getreten. Er ist verheiratet, hat zwei Kinder und lebt im hessischen Heppenheim. Für Sonntag sind Mahnwachen geplant.

Politiker schockiert über Gewalttat in Mannheim

Politiker haben bestürzt auf den Messerangriff mit mehreren Verletzten in Mannheim reagiert. "Die Bilder aus Mannheim sind entsetzlich. Das ist Terror", schrieb CDU-Chef Friedrich Merz am Freitag auf X (vormals Twitter). "Meine Gedanken sind heute bei den Opfern, ihnen wünsche ich eine baldige und vollständige Genesung."

Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) schrieb: "Die Messerattacke in Mannheim ist ein schreckliches Verbrechen." Sie wünsche den Opfern, dass sie vollständig genesen können. "Meine Gedanken sind auch bei dem schwerverletzten Polizeibeamten."

Grünen-Chef Omid Nouripour bezeichnete den Angriff als ungeheuerlich und wünschte den Betroffenen schnelle und vollständige Genesung. "Die Meinungsfreiheit muss gegen jede Form von Gewalt geschützt werden. Widerspruch gewaltfrei auszuhalten ist elementar für eine Demokratie. Der Täter und eventuelle Hintermänner müssen mit voller Härte des Rechts belangt werden."

Die Grünen-Politikerin Katrin Göring-Eckardt nannte den Angriff "widerwärtig und völlig inakzeptabel". Die Bundestags-Vizepräsidentin schrieb: "Wer versucht, Andersdenkende mit Gewalt zum Schweigen zu bringen, verlässt den Boden der Demokratie und ist ein Fall für den Rechtsstaat." Sie wünschte den Verletzten schnelle Genesung.

Weidel verbreitet Fake-Video

AfD-Chefin Alice Weidel wünschte dem bei dem Angriff verletzten Michael Stürzenberger und den weiteren Opfern schnelle Genesung. "Nur dem beherzten Eingreifen mehrerer Polizisten, von denen ebenfalls einer verletzt wurde, ist es zu verdanken, dass nicht weitere Opfer zu beklagen sind." Weidel verbreitete unterdessen ein gefälschtes Statement der Bundesinnenministerin Faeser zu der Messerattacke in Mannheim auf der Plattform X.

Trotz Korrektur verbreite sich die Falschinformation weiter, hieß es in einem Tweet des Bundesinnenministeriums. "Wir wenden uns entschieden gegen Desinformation und gegen die Instrumentalisierung der furchtbaren Gewalttat in Mannheim", schrieb das Ministerium auf X.

Inzwischen räumte Weidel ein, dass die AfD "bei der Recherche einem Fake aufgesessen" sei.

Mit Informationen von AFP und dpa

Video: Messerattacke in Mannheim (31.5.2024)

31.05.2024, Baden-Württemberg, Mannheim: Ein Mitarbeiter der Spurensicherung geht an einem Stand auf dem Marktplatz vorbei. Bei einem Einsatz auf dem Mannheimer Marktplatz hat die Polizei einen Angreifer niedergeschossen. Der Mann wurde dabeiverletzt. Er hatte zuvor mehrere Menschen mit einem Messer angegriffen und verletzt. Foto: Uwe Anspach/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Bildrechte: dpa-Bildfunk/Uwe Anspach
Artikel mit Video-InhaltenVideobeitrag

Mannheim - Messerangriff auf Marktplatz

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!