Symbolbild Menschen feiern in einer Diskothek
Bildrechte: picture-alliance/ ZB | Andreas Lander

Symbolbild: Auch in Diskotheken gab es Vorfälle mit Nazi-Parolen zu "L'amour toujours".

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Nazi-Parolen zu "L'amour toujours": Mehr als 360 Polizeieinsätze

Das Sylt-Video hat für Empörung gesorgt – war aber nur die Spitze des Eisbergs: In den vergangenen Monaten ist bundesweit mehr als 360 Mal die Polizei gerufen worden, weil zum Song "L'amour toujours" rechtsextremistische Parolen gesungen wurden.

Über dieses Thema berichtet: BAYERN 3-Nachrichten am .

Wegen ausländerfeindlicher Parolen zu dem italienischen Popsong "L'amour toujours" ist die Polizei bundesweit mehr als 360 Mal gerufen worden. Wie eine vom Redaktionsnetzwerk Deutschland (externer Link, möglicherweise Bezahl-Inhalt) veröffentlichte Umfrage in allen Bundesländern zeigt, gab es von Oktober bis Juni 368 Fälle, bei denen zur Melodie des Liedes von Gigi D’Agostino die ausländerfeindliche Parole "Deutschland den Deutschen, Ausländer raus" gesungen wurde. 

Keine Daten aus Bayern und Sachsen

Von den Landeskriminalämtern (LKA) seien dabei sowohl Vorfälle auf öffentlichen Volksfesten und in Diskotheken erfasst worden, als auch auf privaten Feiern und mehrfach an Schulen. Die Auswertung berücksichtigte mit Ausnahme von Bayern und Sachsen alle Bundesländer. Die beiden Bundesländer sahen sich demnach als einzige Länder nicht in der Lage, Informationen mitzuteilen.

Hit wird nicht auf der Wiesn gespielt

In den vergangenen Wochen wurden im Freistaat jedoch zahlreiche Fälle bekannt, unter anderem in Grafenau, Bad Kötzting, Erlangen, Landsberg am Lech, Weiden und Greding – dort nach BR-Recherchen offenbar auch von Mitgliedern und Landtagsabgeordneten der AfD und ihrer Jugendorganisation "Junge Alternative". Nachdem der Hit immer öfter für rassistische Parolen missbraucht wird, baut man in München bereits jetzt für das Oktoberfest vor: Auf der Wiesn soll das Lied nicht gespielt werden.

Empörung nach Vorfall in Sylter Bar

Für Schlagzeilen sorgte das aus dem Jahr 1999 stammende Lied "L'Amour Toujours" hierzulande vor allem im Zusammenhang mit einem Vorfall auf der Nordseeinsel Sylt. Durch ein Ende Mai veröffentlichtes Internetvideo wurde dokumentiert, wie dort mehrere junge Menschen in einer Nobelbar zu dem Partyhit kdie ausländerfeindlichen Zeilen anstimmten. Dies löste bundesweit Empörung und eine Debatte über die Verbreitung von rechtsextremistischen Einstellungen aus. Teilweise wurde auch der Hitlergruß gezeigt. In mehreren Fällen wurden Ermittlungen wegen Volksverhetzung eingeleitet.

Unter anderem hatte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) den Gesang als "nicht akzeptabel" bezeichnet. Die meisten vergleichbaren Fälle wurden laut dem "RedaktionsNetzwerk Deutschland" aus Nordrhein-Westfalen gemeldet. Von November 2023 bis einschließlich Juni 2024 sei in dem Bundesland 96-mal die Polizei gerufen worden, weil beim Abspielen des Liedes verfassungsfeindliche oder ausländerfeindliche Äußerungen gemacht wurden.

Kaperung von Songs

Mit der Vereinnahmung seines Songs von rechts steht Gigi D’Agostino nicht alleine da. So hatte Helene Fischer gegen die NPD geklagt, weil die rechtsextreme Partei im Jahr 2014 ihren Song "Atemlos durch die Nacht" auf Wahlkampfveranstaltungen zur Landtagswahl in Thüringen gespielt hatte. Die Sängerin wehrte sich vor dem thüringischen Oberlandesgericht – und gewann. Auch gegen die Band "Wir sind Helden" erlitt die NPD 2014 eine juristische Niederlage. Die Musiker konnten eine einstweilige Verfügung erwirken, die es der Partei verbot, das Lied "Gekommen, um zu bleiben" im Wahlkampf in Thüringen zu spielen.

Mit Informationen von AFP und epd

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