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Israels Sicherheitskabinett billigt Geiseldeal mit der Hamas

Israels Sicherheitskabinett billigt Geiseldeal mit der Hamas

Das israelische Sicherheitskabinett hat dem geplanten Abkommen mit der radikalen Hamas zugestimmt. Sollte die gesamte Regierung grünes Licht geben, könnte am Sonntag die Waffenruhe im Gazastreifen in Kraft treten - und die ersten Geiseln freikommen.

Über dieses Thema berichtet: BAYERN 3-Nachrichten am .

Das israelische Sicherheitskabinett hat dem geplanten Abkommen mit der radikal-islamischen Hamas zugestimmt. Es sieht eine Waffenruhe im Gazastreifen und den Austausch von Hamas-Geiseln gegen palästinensische Häftlinge vor. Die israelische Regierung muss das Vorhaben auch noch billigen.

Waffenruhe und Freilassung erster Geiseln ab Sonntag möglich

Vorgesehen ist, dass bei einer Zustimmung die Waffenruhe am Sonntag in Kraft tritt und dann 33 der 98 in der Gewalt der Hamas verbliebenen Geiseln im Austausch gegen palästinensische Häftlinge freikommen, schrittweise - und dem Büro von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu zufolge ebenfalls ab Sonntag. Die Familien der Geiseln seien informiert worden, es würden Vorbereitungen getroffen, die freigelassenen Geiseln bei ihrer Rückkehr zu empfangen.

Zitterpartie vor Einigung

Der Vermittlerstaat Katar hatte eigentlich bereits am Mittwoch eine Einigung zwischen Israel und der Hamas verkündet. Netanjahu warf dann jedoch der Hamas vor, in letzter Minute Zugeständnisse erpressen zu wollen. Der Ministerpräsident stand auch intern unter dem Druck seiner rechten Koalitionspartner, die jegliche Vereinbarung mit der Hamas ablehnen.

Der rechtsextreme Sicherheitsminister Itamar Ben Gvir und der rechtsextreme Finanzminister Bezalel Smotrich lehnen die Vereinbarung mit der Hamas nach eigenen Angaben entschieden ab. In trockenen Tüchern ist der Deal also noch lange nicht.

Wie soll die Freilassung ablaufen?

Rund 100 Geiseln, Zivilisten und Soldaten, sind im Gazastreifen gefangen, darunter etwa zwölf Ausländer aus Thailand, Nepal und Tansania. Das Militär geht davon aus, dass mindestens ein Drittel der verbleibenden Geiseln - möglicherweise sogar die Hälfte - nicht mehr am Leben ist.

Krankenhäuser in Israel bereiten sich indes auf eine Rückkehr von Geiseln vor. In den sechs Kliniken im ganzen Land stand dabei die Länge der Gefangenschaft und deren körperliche und psychische Folgen im Vordergrund. "Unsere größte Sorge ist die lange Zeit", sagte die Leiterin der medizinischen Abteilung des israelischen Gesundheitsministeriums, Hagar Mizrahi.

Zwei Quellen aus dem Hamas-Feld sagten der Nachrichtenagentur AFP, dass als Erstes drei israelische Soldatinnen freigelassen würden. Dies sei in letzter Minute vereinbart worden, sagte eine der Quellen. Es werde "erwartet, dass sie am Sonntagabend freigelassen werden", hieß es weiter. Das Rote Kreuz werde die Soldatinnen gemeinsam mit ägyptischen und katarischen Teams in Empfang nehmen. 

Die Quelle führte aus, die freigelassenen Geiseln würden nach Ägypten gebracht und dort der israelischen Seite übergeben, die dann auch ihre medizinische Untersuchung übernehme. Nachdem die ersten freigelassenen Geiseln nach Israel heimgekehrt seien, werde die "Freilassung der ersten Gruppe palästinensischer Häftlinge, darunter mehrere mit hohen Strafen, erwartet", hieß es weiter. Eine Bestätigung der Angaben von israelischer Seite gab es zunächst nicht.

Gaza-Krieg: Der 07. Oktober 2023 und die Folgen

Der Krieg im Gazastreifen war durch den Großangriff der Hamas und mit ihr verbündeter Gruppen auf Israel am 7. Oktober 2023 ausgelöst worden. Dabei wurden israelischen Angaben zufolge 1.210 Menschen getötet, 251 Geiseln wurden in den Gazastreifen verschleppt. 94 der Geiseln sollen sich nach wie vor dort befinden, 34 von ihnen sind laut der israelischen Armee bereits tot. Unter den noch festgehaltenen Geiseln befindet sich auch eine niedrige zweistellige Zahl von Menschen mit Deutschland-Bezug, hieß es aus dem Auswärtigen Amt.

Israel ging seit dem Hamas-Überfall massiv militärisch im Gazastreifen vor. Dabei wurden nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde bislang mehr als 46.780 Menschen getötet. Hilfsorganisationen gehen davon aus, dass ein Drittel der Opfer Kinder sind, also über 15.000.

Mit Informationen von AP, AFP, dpa und Reuters

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