In Großbritannien hat es den vierten Tag in Folge in mehreren Städten Ausschreitungen ultrarechter Gruppen gegeben. So versammelten sich etwa in Manchester, Bristol, Blackburn und Belfast jeweils hunderte Menschen und riefen rassistische und islamfeindliche Parolen. In Liverpool wurden Polizisten mit Stühlen, Ziegelsteinen und Feuerwerkskörpern beworfen. In Hull griff der rechte Mob ein Hotel an, in dem Geflüchtete untergebracht waren.
Dutzende Festnahmen
Der neue Premierminister Keir Starmer kündigte ein hartes Durchgreifen an. An die Randalierer gewandt, sagte er: "Ihr werdet es bereuen." Es handele sich nicht um Proteste, sondern um rechtsextremes Banditentum ohne jede Rechtfertigung.
Landesweit wurden Dutzende Menschen festgenommen. Die Behörden rüsten sich für weitere Ausschreitungen, die als Reaktion auf eine Bluttat mit drei erstochenen Mädchen vor einer Woche gelten.
Demo-Aufruf der rechtsradikalen Defence League
Starmers Sprecher teilte mit, die Einsatzkräfte hätten volle Unterstützung, um gegen Extremisten vorzugehen, die Polizisten attackierten und versuchten, Hass zu schüren. Die Ausschreitungen gelten als erste Prüfung für den sozialdemokratischen Regierungschef, der seit einem Monat im Amt ist.
Innenministerin Cooper sagte, Gesetzesbrecher würden einen hohen Preis zahlen. "Gewalttätigkeit hat keinen Platz auf unseren Straßen", betonte Cooper. Ihr Vorgänger James Cleverly, der Nachfolger von Rishi Sunak als Chef der Konservativen Partei werden will, rief die neue Regierung zu härterem Durchgreifen auf.
Zu den Protesten - oft nahe einer Moschee oder einem muslimischen Gemeindezentrum - aufgerufen hatte der bekannte Rechtsradikale und Gründer der English Defence League, Stephen Yaxley-Lennon, der unter dem Namen Tommy Robinson bekannt ist. Er floh vor einer Woche aus dem Land, nachdem er in einem Fall wegen Verleumdung nicht zu einem Gerichtstermin erschienen war.
Die Polizei warnte vor Falschnachrichten, mit denen in Chatgruppen für die Teilnahme an den Protesten geworben werde.
Auslöser der Proteste: Messerattacke eines 17-Jährigen
Auslöser für die Krawalle ist die Bluttat am vergangenen Montag in der Küstenstadt Southport nördlich von Liverpool. Ein Jugendlicher hatte drei Mädchen erstochen und acht weitere Kinder sowie zwei Erwachsene teilweise lebensgefährlich verletzt.
Rechtsradikale behaupten, die Behörden verheimlichten die wahre Identität des Angreifers. In sozialen Medien waren Gerüchte gestreut worden, der Täter sei ein muslimischer Asylbewerber. Die Polizei betont, der tatverdächtige 17-Jährige sei in Großbritannien geboren worden. Seine Eltern stammen aus Ruanda.
- Zum tagesschau.de-Artikel: Vermummte greifen Hotel in Nordengland an
Mit Informationen von dpa.
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