Mit viel Sonne und reichlich Spott für die Politik feierte der Straßenkarneval in den rheinischen Karnevalshochburgen zum Rosenmontag seinen Höhepunkt. Deutschlands größter Rosenmontagszug setzte sich in Köln um 10.00 Uhr in Bewegung, später starteten auch die Züge in Düsseldorf und Mainz.
Die Persiflagewagen zeigten dieses Jahr unter strengen Sicherheitsvorkehrungen vieles, was nur in der fünften Jahreszeit lustig ist - US-Präsident Donald Trump, der Demokratie und Rechtsstaat an die Leine legt, Elon Musk auf einer Wippe mit AfD-Chefin Alice Weidel im Sandkasten.
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"D'r Zoch kütt": In Köln
Köln: Hier bekommen alle ihr Fett weg
Der Kölner Zug startete bei gutem Wetter und ausgelassener Stimmung an der Severinstorburg und zog mit der Karnevalsgesellschaft der Blauen Funken an der Spitze über eine Strecke von achteinhalb Kilometern durch die Kölner Innenstadt. Die etwa 12.500 Teilnehmer verteilen im "Zoch" (Zug) etwa 300 Tonnen Kamelle, also Süßigkeiten, 300.000 "Strüßjer" (Blumensträuße) und viele andere Präsente.
Die Mottowagen der Züge setzten sich auch in diesem Jahr kritisch mit der Politik auseinander. Unter den Persiflagewagen zeigte einer den US-Präsidenten Donald Trump unter dem Motto "Freak Show" als Zirkusdirektor, der mit einer Hand die kniende Justitia und die Freiheitsstatue an einer Leine führt und mit der anderen Hand den Erdball auf seinem ausgestreckten Mittelfinger trägt.
Ein umstrittener Wagen zum Missbrauch in der katholischen Kirche zeigte, wie ein Priester aus einem Beichtstuhl heraus mit den Worten "Jesus liebt dich" einen Messdiener anlockt. Auch die scheidende Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) wurde auf die Schippe genommen. Darüber sei sie nicht "pikiert", sagte sie im WDR.
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Düsseldorf: Tilly versus Trump
Am Umzug in Düsseldorf nahmen 11.000 Aktive teil. 121 Wagen rollten über die Zugstrecke, darunter 14 Mottowagen aus der Werkstatt von Wagenbauer Jacques Tilly, dem Schöpfer der politischen Mottowagen. Einer verspottete AfD-Chefin Alice Weidel als Hexe, die Lebkuchen mit Hakenkreuzen darauf an Erstwähler verteilt. Auf einem anderen, erst gestern nochmal aktualisierten, zerquetschten Russlands Präsident Wladimir Putin und Trump den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj mit einem "Hitler-Stalin-Pakt 2.0".
"Es war dieses Jahr eine besondere Bauzeit für uns", sagte Tilly der Nachrichtenagentur dpa. "Trump ist erst am 20. Januar Präsident geworden und hat seitdem praktisch jeden Tag neue Ungeheuerlichkeiten rausgehauen. Kaum hatten wir einen Trump-Wagen gebaut, war er auch schon wieder überholt. Den Wettkampf der Wagenbauer mit Trumps Wahnsinn, den kann man eigentlich nur verlieren."
"Triggerwarnung" in Düsseldorf: "Einige Mottowagen können verstörend sein"
Strenge Sicherheitsvorkehrungen
Bis zur Stunde gab es in Köln, Düsseldorf und Mainz keine besonderen Vorkommnisse. Nur in Mainz kam es aufgrund eines Unfalls mit einem Fastnachtswagen kam zu Verzögerungen. Wegen jüngster Gewalttaten und der angespannten Sicherheitslage fand der Straßenkarneval überall unter strengen Sicherheitsvorkehrungen statt.
München und Aschaffenburg sagten Faschingsveranstaltungen ab
In Bayern gab es bereits am Wochenende zahlreiche Umzüge. In einigen Orten fiel das fröhliche Feiern aber aus. So zum Beispiel in München und Aschaffenburg – dort wurden Faschingsveranstaltungen nach den dortigen Anschlägen abgesagt.
Mit Informationen von dpa und AFP
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