Archivaufnahme 2024: Bernhard Vogel (CDU), ehemaliger Ministerpräsident von Thüringen und Rheinland-Pfalz
Bildrechte: picture alliance/dpa | Sina Schuldt
Audiobeitrag

Archivaufnahme 2024: Bernhard Vogel (CDU), ehemaliger Ministerpräsident von Thüringen und Rheinland-Pfalz

Audiobeitrag
>

Karriere in Ost und West: Trauer um Ex-Ministerpräsident Vogel

Karriere in Ost und West: Trauer um Ex-Ministerpräsident Vogel

23 Jahre lang war Bernhard Vogel Regierungschef. Mit Rheinland-Pfalz und Thüringen leitete er als einziger Politiker ein Bundesland im Westen und eines im Osten. Am Sonntag starb der CDU-Politiker im Alter von 92 Jahren.

Über dieses Thema berichtet: Die Frühaufdreher am .

Der CDU-Politiker Bernhard Vogel ist tot. Der frühere Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz und später von Thüringen starb im Alter von 92 Jahren. Das bestätigte die CDU Rheinland-Pfalz der Nachrichtenagentur dpa.

Ministerpräsident in Thüringen und Rheinland-Pfalz

Vogel hält mit einer Amtszeit von insgesamt 23 Jahren in Mainz und Erfurt den Rekord als Landesregierungschef. Die damalige Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) schrieb ihm bereits 2007 anlässlich seines 75. Geburtstags, seine "historische Einmaligkeit" werde wohl von niemand anderem zu erreichen sein. Zuletzt wohnte er im pfälzischen Speyer.

Merz: "Brückenbauer zwischen Ost und West"

Vogel sei ein "Brückenbauer zwischen Ost und West" gewesen, schrieb Merz auf der Plattform X. Die Union verliere "einen verdienten Christdemokraten und Ausnahmepolitiker, der das Gesicht der Bundesrepublik prägte". Thüringens Regierungschef Mario Voigt betonte: "Es ist historisch einmalig, Ministerpräsident in zwei Ländern gewesen zu sein. Bernhard Vogel war ein Jahrhundertpolitiker und prägend für Thüringen", so Voigt.

Der aktuelle Vorsitzende der Konrad-Adenauer-Stiftung, Norbert Lammert, würdigte die Arbeit des Verstorbenen: "Bernhard Vogel hat in Rheinland-Pfalz wie in Thüringen durch klare Orientierung und Respekt vor dem politischen Gegner ein Beispiel für demokratische Streitkultur gegeben und einen nachhaltigen Beitrag zum Zusammenwachsen unseres wiedervereinigten Landes geleistet."

Kultusminister unter Kohl

Vogels politische Karriere begann in den 1960er Jahren und war eng mit dem Namen Helmut Kohl verbunden. Nach zwei Jahren im Bundestag wurde er 1967 Kultusminister in Rheinland-Pfalz – Kohl war damals Ministerpräsident – und profilierte sich als Bildungspolitiker. Vogel setzte etwa den Übergang von der Konfessionsschule zur christlichen Gemeinschaftsschule durch.

1974 löste er Kohl als CDU-Landeschef ab und setzte sich gegen Heiner Geißler durch, den Kohl favorisiert hatte. Zwei Jahre später folgte Vogel als Ministerpräsident auf Kohl.

In der rheinland-pfälzischen CDU verlor Vogel 1988 einen Machtkampf gegen Hans-Otto Wilhelm. Nach dessen Wahl zum CDU-Landesvorsitzenden trat Vogel als Ministerpräsident zurück. Im Jahr darauf übernahm er den Chefposten der CDU-nahen Konrad-Adenauer-Stiftung.

"Mainz war ein Wagnis. Thüringen war ein Abenteuer"

Nach der deutschen Wiedervereinigung begann 1992 die zweite Karriere Vogels als Regierungschef in Thüringen. "Mainz war ein Wagnis. Thüringen war ein Abenteuer", sagte er einmal. Nach elf Jahren verabschiedete er sich 2003 aus diesem Amt. Bereits 2001 war er wieder Vorsitzender der Adenauer-Stiftung geworden, was er bis 2009 blieb. Mit seinem Bruder, dem früheren SPD-Chef Hans-Jochen Vogel (1926-2020), und mit Parteikollegen diskutierte er bis ins hohe Alter über politische Fragen.

Als einschneidende Erlebnisse nannte Vogel oft die Flugzeugkatastrophe 1988 in Ramstein in seiner Amtszeit in Rheinland-Pfalz und den Amoklauf von 2002 in Erfurt, als er Ministerpräsident von Thüringen war.

Eigentlich wollte der am 19. Dezember 1932 in Göttingen geborene und in Gießen aufgewachsene Politologe Professor an einer Uni werden. Allerdings könne er nicht beantworten, ob er auch in dieser Position erfolgreich gewesen wäre, sagte Vogel einmal der dpa. "Ich behaupte aber, dass ich in der Politik mehr bewirken konnte als Wissenschaftler."

Bouffier: "homo politicus"

Vogel erhielt eine Vielzahl von Auszeichnungen - vom Bambi bis zum Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland. Bei der Ehrung mit dem Thüringer Point-Alpha-Preis für seine Verdienste um die Einheit Deutschlands und Europas 2021 sagte der damalige hessische Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) in seiner Laudatio, Vogels eigenes Erleben, angefangen vom Nationalsozialismus über die Nachkriegszeit und die deutsche Teilung bis hin zur Wiedervereinigung, hätten ihn zu einem "homo politicus" sondergleichen gemacht.

Im Video: Nachruf auf Bernhard Vogel

Bernhard Vogel
Bildrechte: BR
Videobeitrag

Bernhard Vogel

Mit Informationen von dpa, AFP und epd

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!