Blick vom Teufelstättkopf in den Ammergauer Alpen in Bayern.
Bildrechte: BR/Manuela Lerchl

Obacht gilt in den Bergen: In Bayern kamen in diesem Jahr schon mindestens 35 Menschen bei Alpinunfällen ums Leben.

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Klimawandel und Unachtsamkeit: Deutlich mehr Bergunglücke

Bayerns Berge sind bei Wanderern beliebt, die Gefahren werden aber oft unterschätzt. In diesem Jahr sind deshalb schon 35 Menschen bei Touren tödlich verunglückt - deutlich mehr als im Vorjahreszeitraum. Hinzu kommt: Die Hochsaison startet erst noch.

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Wenn an diesem Wochenende wieder die Sonne scheint und die Temperaturen auf um die 30 Grad klettern, zieht es zahlreiche Wanderer in die bayerischen Berge. Doch Sportler sollten Acht geben, denn viele Touren haben es in sich. Offenbar ist das immer weniger Menschen bewusst, denn die Zahl der Todesfälle in den Bergen ist zuletzt sprunghaft gestiegen. Auch der Klimawandel trägt seinen Teil dazu bei.

Mindestens 35 Todesfälle in den bayerischen Bergen - bis jetzt

So kamen laut Innen- und Sportminister Joachim Herrmann (CSU) in diesem Jahr bereits mindestens 35 Menschen in den bayerischen Bergen ums Leben. Im vergangenen Jahr waren es im gleichen Zeitraum 21 Personen, im gesamten Jahr 2023 wurden 41 Todesfälle gemeldet. Ein Schwerpunkt der tödlichen Unfälle beim Ski- und Bergsport liegt in diesem Jahr im Bereich der Zugspitze, wo bereits sechs Menschen starben. 

Sorgen bereitet der Zuwachs dem Innenminister, weil "die Hauptwandersaison noch bevorsteht". Laut Herrmann verstärkt der Klimawandel die Gefahren im Gebirge. "Vermehrte Bergstürze durch das Abtauen des Permafrostes können Wege beschädigen oder sogar unbegehbar machen", sagte er bei einer Rettungsübung beim Berggasthof Hocheck bei Oberaudorf.

Klimawandel in den Bergen deutlich zu spüren

Zudem hätten im vergangenen Winter außergewöhnliche Niederschlagsmengen in Hochlagen dafür gesorgt, dass Schnee bis in die Sommersaison hinein die Unfallgefahren erhöht, so Herrmann. Der Minister appellierte angesichts der Zahlen an Berg-Fans: "Planen Sie Ihre Bergtour sorgfältig und vorausschauend, vermeiden Sie unnötige Risiken und nehmen Sie Rücksicht auf andere."

Bergsportler müssten ein Bewusstsein dafür entwickeln, dass sich die Bedingungen in den Bergen veränderten, sagte der Ressortleiter Sportentwicklung im Deutschen Alpenverein (DAV), Stefan Winter. "Die Überraschung ist dann vor allem groß, wenn zum Beispiel ein Weg nicht mehr da ist, weil er einfach schlichtweg abgerutscht ist, weil Felsen abgebrochen sind, ins Tal gestürzt sind und das die Situation vor Ort verändert." Der DAV wolle sensibilisieren, dass Bergsportler es häufiger und heftiger mit bekannten Gefahren wie Steinschlag zu tun bekämen.

Appell an Wanderer: Auf eigene Sicherheit achten!

Alpin-Experten raten dazu, sich bei Bergwanderungen nicht selbst zu überschätzen und auf den eigenen Körper zu hören. Nach Angaben des Vorsitzenden des Kuratoriums für alpine Sicherheit, Klaus Stöttner, ist die körperliche Verfassung ein wichtiges Kriterium dafür, wie sicher man in den Bergen unterwegs ist. "Herz-Kreislaufprobleme sind laut Unfallaufzeichnungen in Bayern und Österreich die häufigste Unfallursache am Berg", so Stöttner.

Prävention und frühzeitige Hilfe seien daher neben guter Tourenplanung relevant, sagte Peter Paal, der Medizinische Leiter der Österreichischen Gesellschaft für Alpin- und Höhenmedizin. Während beim Abstieg die große Gefahr sei, infolge einer zu langen Bergtour zu stolpern und abzustürzen, bestehe beim Aufstieg das Risiko eines plötzlichen Herztods. Dann sei schnelle Hilfe wichtig, betonte Paal. Nur wenn bei einem Herzstillstand in den ersten fünf Minuten mit Beatmung und Herzdruckmassage und Defibrillator begonnen werde, so der Mediziner, habe ein Mensch eine Chance, einen Herzstillstand zu überleben. 

Freilassingerin stirbt bei Absturz in den Chiemgauer Alpen

Erst heute wurde ein neuer tödlicher Unfall aus dem Chiemgau bekannt. Dort ist in der Nacht am Gröhrkopf bei Ruhpolding eine 53-jährige Bergsteigerin tot aufgefunden worden. Angehörige hatten am Abend einen Notruf abgesetzt, weil die Frau nicht am vereinbarten Treffpunkt erschienen war und ihr Auto am Wanderparkplatz verlassen aufgefunden wurde. Kurz nach 1 Uhr wurde die 53-Jährige in einer Steilrinne unterhalb des 1.560 Meter hohen Gröhrkopfs leblos aufgefunden. Die Freilassingerin dürfte im Abstieg ausgerutscht und im weiteren Verlauf über steiles felsdurchsetztes Grasgelände rund 60 Meter abgestürzt sein.

Erst am Mittwoch war laut Polizei eine 23-Jährige gestorben - sechs Tage, nachdem sie bei einem etwa 70 Meter tiefen Sturz an einem Klettersteig am Tegelberg im Allgäu schwer verletzt worden war.

Mit Informationen der dpa.

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