Nach einer Behandlung im Krankenhaus will der Regensburger Klimaaktivist Wolfgang Metzeler-Kick seinen Hungerstreik für eine Regierungserklärung von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) fortsetzen. Dies teilte die Kampagne "Hungern bis ihr ehrlich seid" am Dienstagmorgen mit.
Am Vorabend war der 49-Jährige aufgrund seines lebensbedrohlichen Zustandes in eine Klinik gebracht worden. Grund sei ein Kreislaufkollaps nach 89 Tagen Hungerstreik gewesen, so die Kampagne. In der Klinik habe er sich nach Gabe einer Elektrolytlösung stabilisiert und sei ins Camp der Aktivisten am Bundeswirtschaftsministerium in Berlin zurückgekehrt.
Metzeler-Kick ist ein Klimaaktivist der sogenannten "Letzten Generation": Er studierte in München technischen Umweltschutz und lebt in Regensburg.
Aktivisten wollen mit Hungerstreik Druck auf Scholz erhöhen
Metzeler-Kick gilt als Gesicht der Aktion. Gemeinsam mit anderen hungerstreikenden Klimaaktivisten lebt er seit Wochen in einem Zeltcamp im Berliner Invalidenpark neben dem Bundeswirtschaftsministerium. Betreut werden sie von einem medizinischen Support-Team aus Ärztinnen und Krankenschwestern. Zwei Personen mussten den Hungerstreik aus gesundheitlichen Gründen abbrechen, aktuell verweigern noch vier Aktivisten die Nahrungsaufnahme.
Am Montag kündigte die Kampagne "Hungern bis ihr ehrlich seid" an, dass Metzeler-Kick und der 34-jährige Adrian Lack von Mittwoch an auch keine Flüssigkeiten mehr zu sich nehmen wollen. Mit dem sogenannten trockenen Hungerstreik möchten die Aktivisten den Druck auf Scholz weiter erhöhen. Der Bundeskanzler hatte die Aktivisten zuletzt aufgefordert, die Aktion zu beenden.
Protestforscher rät von Aktion ab
Von Scholz fordern die Klimaaktivisten eine Regierungserklärung, in der er eingesteht, dass der Fortbestand der menschlichen Zivilisation durch die Klimakatastrophe extrem gefährdet sei, dass es kein CO2-Restbudget mehr gebe, weil bereits jetzt Hunderte Gigatonnen davon zu viel in der Luft seien und dass deshalb jetzt radikal umgesteuert werden müsse.
Kürzlich riet der Berliner Protestforscher Dieter Rucht in der "tageszeitung" von einem weiteren Hungerstreik ab. Er respektiere zwar, dass die Leute das tun und aufrichtig handelten. "Doch der bescheidene Effekt, der durch den Hungerstreik erreicht werden könnte, steht in keinem Verhältnis zu der drastischen Aktion und den möglichen Konsequenzen für die Aktivistinnen und Aktivisten", sagte der emeritierte Professor vom Wissenschaftszentrum Berlin und an der Freien Universität (FU) Berlin.
Kampagne verweist auf Hochwasser in Süddeutschland
Eine Sprecherin der Kampagne verwies auf die aktuelle Flutkatastrophe in Süddeutschland: "Uns droht ein ganzes Jahrhundert voller Hochwasser, Dürren und anderer Katastrophen", warnte sie. Menschen verlören ihr Hab und Gut, einige sogar ihr Leben, Tausende Menschen müssten evakuiert werden: "Klimaehrlichkeit wäre hier ein erster Schritt."
Mit Informationen von dpa und epd
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