Die Hoffnungen auf rasche Fortschritte bei den Verhandlungen über eine Waffenruhe im Gazastreifen und die Freilassung der immer noch dort festgehaltenen Geiseln haben fürs erste einen Dämpfer erhalten. Die Verhandlungen stagnieren wieder und beide Seiten, Israel, wie auch die radikalislamische Palästinenserorganisation Hamas, schieben sich die Schuld dafür zu. Konkrete Angaben dazu, worin die neu aufgetretenen Hindernisse für ein Abkommen bestehen, machten beide Seiten nicht.
Hamas wirft Israel Änderung der Verhandlungsbasis vor
Die Hamas erhob in einer Erklärung den Vorwurf, dass Israel bei den nicht direkt, sondern über internationale Vermittler geführten Verhandlungen in der katarischen Hauptstadt Doha "neue Bedingungen" gestellt habe. Dadurch habe sich "der Abschluss eines Abkommens verzögert".
Die von Israel gestellten Bedingungen beziehen sich laut der Hamas unter anderem auf den Abzug der israelischen Truppen aus dem Gazastreifen, die Freilassung der im Gazastreifen gehaltenen Geiseln sowie von Palästinensern aus israelischen Gefängnissen und auf die Heimkehr von Vertriebenen. Worin genau die Streitpunkte bestehen, führte die Palästinenserorganisation jedoch nicht aus.
Israel: Hamas kippt erzielte Fortschritte
Das Büro des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu reagierte auf die Hamas-Erklärung wenige Minuten später seinerseits mit dem Vorwurf, die Hamas habe "neue Hürden in den Verhandlungen aufgebaut". Dabei habe die Hamas bereits erzielte Einigungen in verschiedenen Punkten wieder gekippt. Noch am Montag hatte Netanjahu im israelischen Parlament von "Fortschritten" in den Verhandlungen zur Freilassung der Geiseln berichtet.
Streit soll sich auch um Namensliste der Geiseln drehen
Nach Berichten israelischer Medien weigert sich die Hamas, eine Namensliste der verbleibenden Geiseln zu übergeben. Dies schaffe "erhebliche Schwierigkeiten" bei den Verhandlungen unter Vermittlung Katars, Ägyptens und der USA.
Aus Hamas-Kreisen hieß es, man sei bereit, eine Liste von Geiseln zu übergeben, die in einer ersten Phase freigelassen werden könnten. Die Organisation lehne jedoch eine Forderung Israels ab, eine vollständige Liste aller noch Lebenden unter den 100 Geiseln zu übermitteln. Sie warf Netanjahu vor, durch eine entsprechende Forderung die Verhandlungen zu blockieren.
96 Geiseln immer noch in Gewalt der Hamas
Der Krieg zwischen Israel und der Hamas dauert seit mehr als 14 Monaten an. Er war durch den beispiellosen Großangriff der Hamas und mit ihr verbündeter Gruppen auf Israel am 7. Oktober 2023 ausgelöst worden. Bei dem damaligen Überfall wurden nach israelischen Angaben 1.208 Menschen getötet und 251 Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. 96 der Geiseln sind demnach immer noch in der Gewalt der Hamas.
Seit dem Hamas-Überfall geht die israelische Armee massiv im Gazastreifen vor. Dabei wurden nach jüngsten Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde des Palästinensergebiets bereits mehr als 45.360 Menschen getötet. Diese Angaben können nicht unabhängig überprüft werden.
Mit Informationen von AFP.
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