Die Schlosskonzerte auf Schloss Neuschwanstein – bis vor neun Jahren waren sie ein Highlight im Allgäuer Kulturkalender. Klassische Musik im weltberühmten Sängersaal: Das zog viele Konzertbesucher an. Dann kam die aufwendige Sanierung von Ludwigs "Märchenschloss" und die Konzertreihe wurde bis auf Weiteres ausgesetzt. Ein Verein aus Klassikbegeisterten wollte unbedingt verhindern, dass die Schlosskonzerte für immer passé sind und hat in den letzten Jahren hart an der Wiederbelebung gearbeitet. Am Abend war es dann so weit: Die Neuschwanstein-Konzerte starteten mit neuem Konzept als Open Air im Oberen Schlosshof.
Frisch war es am Abend auf Schloss Neuschwanstein: Ungefähr 12 Grad hatte es nach Sonnenuntergang im Innenhof. Der Stimmung der meisten Konzertbesucher tat das keinen Abbruch. Fast drei Stunden lauschten sie den Musikern des Schweizer CHAARTS Ensembles unter anderem mit der Symphonischen Dichtung Scheherazade von Nikolai Rimsky-Korsakow und Geschichten aus "Tausendundeiner Nacht", gelesen von der Schauspielerin Jasmin Tabatabai. Am Ende gab es langen Schlussapplaus und stehende Ovationen.
Klassische Musik vor weltbekannter Kulisse
Die Kulisse für die Neuschwanstein-Konzerte ist so atemberaubend wie weltbekannt: Hinter den Zuschauern ragt der Palas – das Hauptgebäude Neuschwansteins – mit seiner hohen, prächtigen Giebelfassade empor. Auf der linken Seite liegt das Ritterhaus, auf der rechten die Kemenate. Und über der Bühne thront der charakteristische Viereckturm. "Zum ersten Mal wird der Schlosshof in dieser Form bespielt", sagt Kerstin Glowalla, Geschäftsführerin der Konzertgesellschaft Neuschwanstein. Gemeinsam mit dem Vorstandsteam des gemeinnützigen Vereins und vielen ehrenamtlichen Helfern hat sie jahrelang auf den Neustart der Neuschwanstein-Konzerte hingearbeitet. "Wenn wir es nicht gemacht hätten, hätte es nie wieder Musik gegeben hier", sagt Glowalla. "Deshalb war uns das so wichtig. Uns verbindet die Leidenschaft zu diesem Ort und die Leidenschaft zu Kunst und Kultur."
Trotz schleppendem Ticketverkauf sind Veranstalter zufrieden
Allerdings: Während bei den Schlosskonzerten früher die Karten in den besten Zeiten binnen kürzester Zeit vergriffen waren, blieben beim Auftaktkonzert der Neuauflage etliche der knapp 500 Plätze leer. Auch der Vorverkauf für die weiteren vier Konzerte bleibt bislang hinter den Erwartungen der Veranstalter zurück. Dennoch sind die Organisatoren mit der Resonanz weitgehend zufrieden. "Das erste Jahr nach einer langen Pause ist immer das schwerste", sagt Geschäftsführerin Kerstin Glowalla. Open-Air Veranstaltungen seien auch immer mit einem gewissen Risiko verbunden und das neue Format müsse sich erst etablieren.
Die Konzertgesellschaft will weiter daran arbeiten, aus den Neuschwanstein-Konzerten wieder eine feste Institution zu machen. "Wir werden auf jeden Fall weitermachen", so Glowalla. "Definitiv!". Schließlich bekomme man bei den Open-Air-Konzerten im Schlosshof einen ganz anderen Eindruck vom "Sehnsuchtsort" Neuschwanstein. "Jeder, der das Konzert heute erlebt hat, in dieser einzigartigen Atmosphäre und mit diesen einzigartigen Künstlern, der muss einfach verzaubert und berührt sein."
Romantische Musik von Wagner und Strauss im Schlosshof
Vier weitere Konzerte stehen bei den Neuschwanstein-Konzerten in den nächsten Tagen noch auf dem Programm – mit romantischer Musik von Wagner und Strauss, aber auch Werken von Schubert, Liszt, Mahler und Dvořák. "Abendrot und Abgesang", "Sagen und Fabeln", "Liebesglück und Liebestod" sowie "Traum und Wirklichkeit" sind die Themen der vier noch ausstehenden Konzertabende. Neben verschiedenen Ensembles sind Moderatoren und Erzähler wie der Schauspieler Hans Sigl oder Musiker wie Sopranistin Vera-Lotte Boecker zu sehen.
Der künstlerische Leiter, André Turnheim, verspricht ein Programm, das speziell auf diesen ganz besonderen Ort abgestimmt ist: "Wir haben Künstlerinnen und Künstler gesucht, die einen modernen Begriff von Klassik haben. Das heißt, dass Klassik nicht als ein museales Produkt erzählt wird, sondern dass die Musik lebendig ist und direkt zu den Menschen spricht."
Großer Aufwand für Ehrenamtliche und Schlossverwaltung
Der logistische Aufwand für das Open Air im Schlosshof auf dem Berg über Hohenschwangau ist groß. Das macht sich auch bei den Ticketpreisen ab 125 Euro bemerkbar. Tausende ehrenamtliche Stunden hat das Team der Konzertgesellschaft Neuschwanstein für das Projekt inzwischen geleistet.
Auch für die Schlossverwaltung ist es nicht ganz einfach, das fünftägige Klassik-Open-Air neben dem Schlossbetrieb zur Hauptsaison zu ermöglichen: "Es ist eine Herausforderung", sagt Amtsvorstand Christian Luksch. "Aber im Moment schaut es so aus, als würden wir das gut meistern. Wir haben uns vorbereitet und die Schichten so gelegt, dass sowohl der Schlossführungsbetrieb als auch die Vorbereitung für die Schlosskonzerte laufen. Und an den Abenden haben wir Sonderschichten, die gefahren werden."
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