Während der Zeit des Nationalsozialismus wurde die Synagoge in Aub geschändet, später zu einem Wohnhaus umgebaut. 2016 hat sie schließlich die Stadt Aub erworben.
Sensationeller Fund: die Mikwe aus dem Mittelalter
Seit einem Jahr treffen sich jeden Samstag Ehrenamtliche aus dem Ort in dem Synagogen-Gebäude aus dem 18. Jahrhundert. Ihr Ziel ist es derzeit, die Mikwe, das jüdische Tauchbad, freizulegen. Der Archäologe Markus Schußmann ist Privatdozent an der Universität Bamberg. Für diese Rarität opfert er gerne seine Freizeit. "Diese Mikwe ist eine von den ganz wenigen komplett erhaltenen Mikwen. Sie stammt sehr wahrscheinlich aus dem Mittelalter. Wir können das von der Baugeschichte und von den Bauformen sehr stark vermuten. Müssen es aber durch unsere archäologischen Ausgrabungen erst beweisen. Und da ist für mich der Reiz, das zu entdecken."
Etwa 30 schmale Stufen führen an den Wänden entlang in fast acht Meter Tiefe. Früher war der Raum mit Wasser gefüllt. Die Gemeinde hat das Bad für ihre rituelle Waschungen genutzt.
Ein Vermächtnis der Auber Juden
"Die Mikwe ist ein Vermächtnis der Auber Juden. Sie haben bis zur NS-Zeit hier gelebt. In den 30er Jahren zählte die Gemeinde etwa 50 Mitglieder. Antisemitische Übergriffe gipfelten dann in den Novemberpogromen 1938", sagt Georg Pfeuffer. Der Grundschullehrer hat darüber in den Akten der US-Amerikaner zu den Nachkriegsprozessen gelesen.
Sie mögen eine Erklärung liefern, warum in der direkten Nachkriegszeit wie an vielen Orten auch hier in Aub kein Interesse an der jüdischen Vergangenheit bestand: "Das war schon spannend, aus erster Hand erfahren zu können, wie letztendlich hier dieser Pogrom abgelaufen ist. Dass es nicht die auswärtigen SA-Trupps waren, die hier nochmal tätig geworden sind. Sondern dass es wirklich viele Ortsansässige waren, die hier mitgewirkt haben."
Sollte sich herausstellen, dass die Mikwe schon sehr alt ist, dann hofft die Stadt, zusätzliche Fördermittel für eine mögliche Gebäudesanierung zu bekommen. Die ist bislang nicht finanzierbar. Roman Menth ist Bürgermeister der Stadt Aub. Ihm ist wichtig, daran zu erinnern, dass es über Jahrhunderte ein Miteinander zwischen der Stadtbevölkerung und der Jüdischen Gemeinde gab. "Ich erlebe einen breiten Konsens, dass wir an diese jüdische Geschichte, die uns über Jahrhunderte geprägt hat, auch erinnern wollen."
Ohne das Engagement der Ehrenamtlichen ginge es nicht
Eine Erinnerungskultur schaffen die Menschen in Aub schon länger. Seit 2010 erinnern Stolpersteine an jüdische Familien. Künftig soll jüdische Lokalgeschichte auch im Spitalmuseum noch stärker thematisiert werden. Eine Dauerausstellung ist geplant, auch da engagieren sich wieder Ehrenamtliche wie Margit Schreiber. "Dadurch, dass die Synagoge so nah ist, finde ich es wichtig, für die Nachkommen die jüdische Geschichte festzuhalten."
Festgehalten ist jüdische Geschichte nicht nur im ehemaligen Judenviertel. Direkt dorthin ausgerichtet ist an der Kirche Mariä Himmelfahrt eine antisemitische Darstellung oberhalb der Fenster angebracht. Ihre Details sind aus der Ferne nur schwer erkennbar. Doch Lehrer Georg Pfeuffer weiß mehr: "Wir sehen hier oben einen bärtigen Mann mit Spitzhut, dem gerade eine Bestie mit Krallen das Gesicht zerfetzen möchte. Eine untrügliche Botschaft an die jüdischen Familien, die bereits im 13. Jahrhundert unterhalb dieser Westfassade lebten."
Auch hier soll eine Einordnung für die Besucherinnen und Besucher stattfinden. Die Auber Ehrenamtlichen haben noch viel vor.
Mehr zum Thema "Passion - Gemeinsam etwas schaffen" in der Sendung STATIONEN in der ARD Mediathek.
Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.
Sie interessieren sich für Themen rund um Religion, Kirche, Spiritualität und ethische Fragestellungen? Dann abonnieren Sie unseren Newsletter. Jeden Freitag die wichtigsten Meldungen der Woche direkt in Ihr Postfach. Hier geht's zur Anmeldung.