Mit einem lauten Knall krachen die Sättel der Einräder unter voller Fahrt auf den Boden der Schulturnhalle in Gunzenhausen. Das ist der "Drag Seat", einer der schwersten Tricks der Freestyle-Einradgruppe des TV1860 Gunzenhausen. Er ist Teil der Kür, mit der die Gruppe bei der Süddeutschen Meisterschaft in Appenweier in Baden-Württemberg punkten will.
Sechs Mädchen fahren in Formation zum Teil in Super Mario-, zum Teil in Luigi-Kostümen. Die Musik erinnert an das bekannte Computerspiel. Enge Kreise ziehend oder mit dem Oberkörper auf dem Sattel liegend fahren die Sportlerinnen kunstvoll auf dem Einrad durch die Sporthalle. "Mir gefällt, dass es so vielfältig ist und dass es nicht nur um Technik geht, sondern auch um Präsentation", erklärt Mira, die schon bei mehreren Meisterschaften am Start war.
Erst zu Fuß, dann auf dem Einrad
Monatelang haben die Mädchen trainiert und sich auf die Meisterschaft vorbereitet – und die beiden Trainerinnen noch länger. Denn es haben sich zwei Gruppen des Gunzenhäuser Vereins für die Süddeutschen Meisterschaften qualifiziert. Die zweite Gruppe mit zwölf Einradfahrerinnen hat eine Rentier-Kür geplant. "Wir saßen Stunden um Stunden abends zusammen und haben diese Choreografien auf Papier entwickelt, um sie dann eben in der Halle einzustudieren", erzählt Rebecca Salomon vom Einrad-Trainerteam.
Bevor die Nachwuchssportler die Choreografie auf dem Einrad einüben, wird sie erst einmal zu Fuß geprobt. Erst später wird gefahren. Es sei wichtig, dass die Kinder eine Vorstellung von den Formationen und den "Bildern" haben, erklärt Maria Lenk vom Einrad-Trainerteam. "Es ist schön, wenn man das dann nach dieser Anstrengung geschafft hat. Das ist toll", findet Caroline.
"Es ist möglich, aufs Treppchen zu kommen"
Bei den Meisterschaften kommt es aber nicht nur auf die Technik an, sondern auch auf die Präsentation und die Kreativität der Choreografie. Dabei wird genauso auf die Wege durch den Raum, die Figuren und die Dynamik geachtet wie auf den Musikschnitt, den Ausdruck und die Präsenz der Gruppe. Wenn einmal jemand vom Einrad absteigt, gibt es Punktabzug. Allerdings zähle mehr der Gesamteindruck, erklärt Maria Lenk.
Wie die Chancen stehen, sich bei den Süddeutschen Meisterschaften für den Wettbewerb auf Bundesebene im November zu qualifizieren, können beide Trainerinnen noch nicht genau einschätzen. "Es ist möglich, aufs Treppchen zu kommen und wäre auch toll für die Gruppe. Aber das Wichtigste ist, dass wir selbst mit uns am Ende zufrieden sind und ich freu’ mich immer am allermeisten, wenn wir zeigen konnten, dass wir eine schöne Choreografie hatten", sagt Maria Lenk.
Spaß darf nicht zu kurz kommen
Denn bei allem sportlichen Ehrgeiz gehe es am Ende um den Spaß – auch und vor allem im Training. "Das bringt nichts, wenn man Einrad fährt, um am Wettkampf Erfolg zu haben. Weil die meiste Zeit verbringen wir nicht am Wettkampf, sondern hier in der Halle", sagt Lenk. Dennoch freuen sich die Sportlerinnen und Sportler auf die Meisterschaften. "Ohne die hätte man wahrscheinlich nicht so viel Ehrgeiz und Motivation, um weiter zu trainieren", findet Mara. "Der Teamgeist wäre vielleicht auch nicht so krass", meint Milena. Denn die Mitglieder der Einradtruppe sind auch Freunde, die sich gerne treffen. Das und der Spaß am Einradfahren ist vielleicht der größte Motor für den Erfolg der Gruppe.
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