Am Freitag in Paris schwamm Taliso Engel wieder einmal allen davon. Nach 100 Metern und 1:01:84 Minuten berührte er den Beckenrand: Erster Platz, paralympisches Gold. Fast drei Sekunden später kam der nächste Athlet im Ziel an. Engel hatte seinen Favoritenstatus untermauert und sich - nach Tokio 2021 - die zweite Goldmedaille seiner Karriere gesichert.
Engel nach harter Zeit: "Habe viel Doofes erlebt"
"Tokio, die erste Goldmedaille bei meinen ersten Paralympics, war natürlich etwas ganz Besonderes", sagte Engel im ARD-Interview und fügte an: "Aber diese Goldmedaille ist trotzdem nochmal etwas Besonderes, weil ich in den letzten Jahren so viel Doofes erlebt habe." Engel hatte im vergangenen Jahr das Gehör auf dem rechten Ohr verloren.
Eine Mittelohrentzündung und Trommelfellriss im Trainingslager waren die Ursache für diese dramatische Entwicklung. Für den Mittelfranken, der mit einer Sehbehinderung geboren wurde, ein schwerer Schlag. Auch ein Implantat konnte nicht für die erhoffte Verbesserung sorgen. "Das wünscht man wirklich niemanden", sagte Engel.
Engel: "Mein Ziel ist, im olympischen Bereich mitzuschwimmen"
Stoppen konnte das den ehrgeizigen Spitzenathleten allerdings nicht. Auch ein enttäuschender Auftakt in Paris über 200 Meter brachte den 22-Jährigen nicht aus der Bahn. In seiner Paradedisziplin über 100 Meter Brust war er nicht zu schlagen. Den eigenen Weltrekord, im Vorlauf aufgestellt, verpasste er nur knapp. Engel schwimmt derzeit in einer eigenen Liga. Und so werden auch die Fragen nach einer Teilnahme bei den olympischen Spielen immer häufiger.
Ein Hauptziel sei das nicht, betont Engel zunächst, aber bestätigt dann: "Wenn's passt, sage ich nicht nein. Mein Ziel ist es auf jeden Fall, im olympischen Bereich mitzuschwimmen." In der Trainingsgruppe misst er sich in seinem Alltag mit Olympia-Teilnehmern. Doch um tatsächlich bei Olympia anzutreten, muss er seine Zeit noch etwas verbessern. Zwar schwammen in den Vorläufen von Paris 2024 zehn Schwimmer langsamere Zeiten als Engel, doch das Spitzenfeld ist noch ein Stück entfernt: 59:03 Sekunden brauchte der Italiener Nicolò Martinenghi für Gold. Das gesamte Finalfeld erreichte Zeiten von unter einer Minute.
Bundestrainerin über Olympia: "Das ist der Traum"
Seine Bundestrainerin gibt sich derweil ein wenig offensiver, was die Frage nach Olympia angeht: "Das ist so der Traum, ja", erklärte Ute Schinkitz und traut diesen Traum zur Realität werden zulassen ihrem Schützling durchaus zu: "Sein Anspruch ist, die Zeiten der olympischen Athleten zu erreichen. Das ist auch möglich, weil er keine Einschränkungen bis auf die Augen hat. Auf jeden Fall ist noch Luft nach oben." Engel ist mit seinen 22 Jahren bei weitem nicht an seinem Zenith angekommen. Bei den nächsten Olympischen Spielen in Los Angeles 2028 wird Engel 26 Jahre alt sein. Mal sehen, ob es dann passt mit dem Traum von Olympia.
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