Fahne des Automobilzulieferers ZF
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Betriebsrat: ZF könnte in Schweinfurt bis zu 2.000 Jobs abbauen

Beim Autozulieferer ZF in Schweinfurt könnten mittelfristig bis zu 2.000 Stellen wegfallen. Das fürchtet der Betriebsrat des unterfränkischen ZF-Standorts. Die finanzielle Situation des Unternehmens ist ein Grund dafür – aber nicht der einzige.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Mainfranken am .

Bis zu 2.000 Stellen könnten mittelfristig beim Automobilzulieferer ZF in Schweinfurt abgebaut werden. Das fürchtet der Betriebsratsvorsitzende des ZF-Standorts Schweinfurt, Oliver Moll, im Gespräch mit BR24. Der ZF-Gesamtbetriebsrat hatte bereits einen möglichen Abbau von bis zu 12.000 Stellen an allen deutschen Standorten des Zulieferers prognostiziert. Laut der Nachrichtenagentur dpa könnten danach an allen deutschen Standorten 10.000 Stellen bis zum Jahr 2028 wegfallen. Neben Schweinfurt gibt es in Bayern noch ZF Standorte in Nürnberg, Passau, Aschaffenburg, Aschau/Lage, Bayreuth und Auerbach.

Befürchtung: Schweinfurt bleibt nicht unberührt

Am ZF-Standort Schweinfurt sind laut Moll fast 10.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt. Inklusive befristeter Verträge und Zeitverträge arbeiteten davon knapp 9.000 im Hauptwerk. Dort werden Mobilitätssysteme entwickelt und produziert. Dazu kommen laut Moll zwischen 600 und 700 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Bereich ZF Aftermarket (Kupplungen) und noch einmal rund 170 bei ZF Race Engineering (Motorsportanwendungen).

"Natürlich wird Schweinfurt da nicht unberührt bleiben. Ich muss leider auch davon ausgehen, dass der Stellenabbau in Schweinfurt auch eine Größenordnung erreichen wird, die bis zu 2.000 Beschäftigte treffen kann", sagte Moll. Das habe zum einen den Hintergrund, dass ZF finanziell in einer sehr angespannten Situation sei. Die finanzielle Lage sei ein Grund, warum das Unternehmen hier einen "rigorosen Sparkurs" verfolge. Zum anderen hätte die Transformation weg vom Verbrennungsmotor hin zur Elektromobilität die Folge, dass im Bereich der Wertschöpfungskette das Beschäftigungsverhältnis sinke.

Umstrukturierung greife frühestens 2025

Auf die Frage, bis wann der von ihm prognostizierte Stellenabbau in Schweinfurt greifen könnte, sagte Moll, er sehe für 2024 noch keine große Gefahr, in den Folgejahren aber schon: "Wir haben immer noch die Hoffnung, dass es uns in diesem Zeitraum über die natürliche Fluktuation, Altersteilzeit und Verrentung gelingen kann, den größten Teil dieses möglicherweise drohenden Personalabbaus abfedern zu können, so dass es zu keinen betriebsbedingten Kündigungen kommt. Das ist auch das erklärte Ziel des Unternehmens, aber das sind hehre Ziele. Das kann natürlich ruckzuck anders gehen, wenn es nicht gelingt, zu entschulden." Dramatischer könnte die Lage außerdem werden, so der Betriebsrat, wenn sich die Konjunktur in irgendeiner Form nochmal abschwächt.

OB bangt um Unternehmensstandort Schweinfurt

Nachdem der Betriebsrat des Automobilzulieferers ZF seine Befürchtungen öffentlich gemacht hat, bangt nun auch Oberbürgermeister Sebastian Remelé (CSU) um die Zukunft des Standorts Schweinfurt. Er fordert, die Stärke des Unternehmensstandorts Schweinfurt müsse erhalten werden. Dem Rathauschef zufolge seien die Nachrichten aus dem ZF-Werk für die Stadt Schweinfurt als Standort der großen Automobilzulieferer eine besorgniserregende Situation. Remelé will sich dafür einsetzen, dass trotz der Restrukturierung des Unternehmens und damit einhergehend einem bevorstehenden Arbeitsplatzabbau, die Stärke des hiesigen Standorts nicht außer Acht gelassen werde. Laut Werner Duske, dem Pressesprecher der Stadt Schweinfurt, befindet sich die Stadtverwaltung in regelmäßigen Gesprächen mit den Führungsetagen der ansässigen Unternehmen. Erst vor wenigen Wochen habe es mit ZF in Friedrichshafen einen Austausch gegeben. Ziel sei es gewesen, den Standort Schweinfurt zu sichern.

Konzernleitung warnt vor "Panikmache"

Laut dpa wollte das Unternehmen aus Friedrichshafen am Bodensee die bundesweit genannte Zahl nicht kommentieren. Zu Spekulationen werde man sich nicht äußern, erklärte Personalchefin Lea Corzilius demnach, warnte aber vor "Panikmache". ZF könne die Sorgen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aber nachvollziehen. Die Auftragslage sehe schlecht aus. Die Autoindustrie stecke seit längerem in der Krise. Die weltweite Pkw-Produktion sei seit 2018 gesunken. "Wir befinden uns knietief in der Transformation – und die kostet auch Beschäftigung", so die Personalchefin gegenüber der dpa.

"Wo wir für die Getriebemontage zwei Mitarbeiter benötigen, ist es für die E-Motoren nur einer", sagte ein ZF-Sprecher in Friedrichshafen der Nachrichtenagentur. Die Geschäftsführung will demnach am Donnerstag mit der Arbeitnehmerseite sprechen. ZF ist laut dpa einer der größten Autozulieferer mit mehr als 50.000 Mitarbeitern allein in Deutschland. Der Konzern gehört mehrheitlich der Zeppelin-Stiftung der Stadt Friedrichshafen.

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