In Deutschland wird immer mehr regenerative Energie erzeugt. Windräder und Solarzellen gehören zu den großen Stromquellen. Ihr Strom ist mittlerweile meist (deutlich) günstiger, als der aus konventionellen Kraftwerken. Der Anteil von Wind- und Solarstrom an der deutschen Stromerzeugung lag 2024 bei deutlich über 40 Prozent. Einziger Nachteil: im Gegensatz zu konventionellen Kraftwerken, wird der Strom nicht immer genau in den Mengen erzeugt, die gerade gebraucht werden. Die Abhilfe: Strom speichern oder die Nachfrage anpassen.
Dynamische Strompreise können die Nachfrage steuern
Genau hier setzen dynamische Strompreise und intelligente Strommesser an. Denn dynamische Strompreise setzen Anreize, den Strom dann zu verbrauchen, wenn es fürs Gesamtstromsystem am sinnvollsten ist. Strom wird also billiger, wenn gerade viel erzeugt wird, die Sonne scheint und der Wind weht – und die Nachfrage geringer ist als das Stromangebot. Und Strom wird teurer, wenn die Nachfrage gerade größer ist als das Angebot – beispielsweise an einem windstillen Abend nach Sonnenuntergang, wenn in vielen Haushalten Herde, Backöfen, Spülmaschinen und Fernseher laufen.
In einer stürmischen Nacht, wenn wenig Strom nachgefragt wird und die Windräder viel Strom erzeugen, lässt sich manchmal sogar Geld verdienen, wenn man Strom mit der Wärmepumpe, der zeitgesteuerten Waschmaschine oder beim Laden des Elektroautos verbraucht. Denn: Die Strompreise können sogar auch mal negativ werden. Seit Anfang des Jahres müssen alle Stromanbieter diese dynamischen Stromtarife anbieten.
Voraussetzung ist ein intelligentes Messsystem
Nutzen kann diese Tarife allerdings nur, wer einen Stromzähler im Haus hat, der das überhaupt erfassen kann: Das sind sogenannte Smart Meter, intelligente Messsysteme. Diese halten fest, zu welcher Uhrzeit wieviel Strom verbraucht wurde. Sie können damit dann den jeweils aktuellen Preis verknüpfen. Diese Informationen können sie auch nach draußen senden – zum Nutzer und dem Messstellenbetreiber.
Und: Smart Meter können Preissignale empfangen. Darüber lassen sich dann die Stromverbraucher steuern. Fällt der Strompreis unter eine vom Nutzer definierte Schwelle, fängt beispielsweise das E-Auto zu laden an. Bei einer anderen Preisschwelle springt die Wärmepumpe an – sofern es ein sinnvoller Zeitpunkt fürs Heizen ist. Und steigt der Strompreis mal sehr hoch, ließe sich auch beispielsweise für ein paar Stunden die Tiefkühltruhe herunterregeln. Das geht vor allem dann gut, wenn sie vorher auf unter -18 Grad gekühlt wurde – am besten bei negativem Strompreis.
Dynamischer Strompreis rechnet sich nicht für jeden Haushalt
Verbraucherschützer gehen davon aus, dass sich mit einem dynamischen Stromtarif einige hundert Euro im Jahr einsparen lassen. Aber nur, wenn ohnehin schon recht viel Strom verbraucht wird. Nur um die Wasch- und Spülmaschine zu Billigzeiten laufen zu lassen, lohnt es sich also wohl nicht. Interessant wird es dann, wenn Stromspeicher, Wärmepumpen, Elektroautos oder andere steuerbare Großverbraucher im Spiel sind.
Einbau und Betrieb eines Smart Meter sind nicht teuer – eigentlich
Die Nutzung eines Smart Meters ist dabei nicht besonders teuer. Die Miete, die der sogenannte Messstellenbetreiber dafür verlangen kann, richtet sich unter anderem nach der Menge des jährlichen Stromverbrauchs und ob steuerbare Verbrauchseinrichtungen mit angeschlossen sind. Es beginnt, wie die Bundesnetzagentur auf ihrer Seite schreibt, bei 20 Euro im Jahr für jährlich bis zu 10.000 Kilowattstunden. Das ist das Zweieinhalbfache eines normalen Vier-Personenhaushalts ohne besondere Geräte wie Wärmepumpen oder E-Autos. Der Mietpreis dürfte 170 Euro im Jahr, bei extrem großem Stromverbrauch und steuerbaren Verbrauchern, nicht überschreiten.
Der Einbau eines Smart Meter ist in manchen Fällen umsonst, nämlich wenn er aus bestimmten Gründen gebraucht wird. Dann werden die Kosten für den Einbau über die Nutzungsgebühr abgegolten. Wer sich dagegen freiwillig für ein intelligentes Messsystem entscheidet, muss es selbst bezahlen. Der Einbau sollte dann aber nicht mehr als 30 Euro kosten.
Warum es manchmal doch teurer wird
Im Gesetzestext heißt es lediglich, solange ein Betrag von 30 Euro nicht überschritten werde, liege die Vermutung nahe, dass der Preis für den Einbau angemessen sei. Der Messstellenbetreiber kann auch mehr verlangen, wie es heißt, muss das dann aber gesondert begründen.
Streit und Mehrkosten kann es etwa geben, wenn ein Stromkasten erneuert werden muss. Gerade wurden auch einige Messstellenbetreiber abgemahnt, weil sie mehrere hundert Euro für den Einbau eine Smart Meters verlangten.
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